Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

profitieren wir natürlich von der Indexierung der Mietver- träge. Haben Sie überwiegend Gewerbeimmobilien? Dr. Guido Bader: Ja, wir haben einen ordentlichen Gewerbe- anteil, und auch ein bisschen Wohnen.Was wir zum Glück wenig haben, ist Einzelhandel. Der tut sich gerade schwer. Insgesamt kommt Druck auf die Immobilienbewertungen, wobei sich die Rückgänge im Bereich der stillen Reserven bewegen dürften. Wir haben den Vorteil, dass wir in den letzten zwei, drei Jahren nichts mehr zugekauft haben. Wie kommt’s? Dr. Guido Bader: Weil wir nichts von unserem Immobilien- bestand verkauft haben, haben wir auch nichts neu zuge- kauft. Daher haben wir einfach eine relativ stabile Immo- bilienquote. Die wollen wir jetzt erst einmal nicht weiter ausbauen, da wir eine achtprozentige Immobilienquote nach Buchwerten für angemessen halten. Abbauen wäre in der jetzigen Situation schwierig, weil die Immobilienmärkte momentan relativ ausgetrocknet sind. Arbeiten Sie aktiv in Ihrem Immobilienbestand? Dr. Guido Bader: Ja, in alle Richtungen. Bei neuen Mietver- trägen sorgen wir dafür, dass wir möglichst viele Verbrauchs- daten von unseren Mietern erhalten, um die Energieeffi- zienz des Hauses besser beurteilen zu können. ImGewerbe- bereich ist das weniger problematisch als im Wohnbereich. Außerdem gibt es immer wieder Modernisierungsbedarf, und dabei versuchen wir, unter energetischen Gesichtspunk- ten zu optimieren. Beispielsweise stellen wir in einigen Ge- bäuden, in denen die Heizung ohnehin modernisiert wer- den muss, auf Fernwärme um oder hängen eine Geothermie rein.Wenn wir heute eine Fassadensanierung machen, wird man auch über einen Austausch der Fenster nachdenken und gleich eine Dämmung vornehmen. Wir schauen jeweils, dass wir nicht gerade die Ausführungen nehmen, die gerade so dem aktuell geforderten Standard entspricht, son- dern dass wir gleich ein Stück weitergehen. Auf diese Weise entwickeln wir die Immobilien immer weiter. Ist Liquidität zurzeit ein Thema für Sie? Rechnen Sie angesichts der gestiegenen Attraktivität anderer Anlagen mit Storni? Dr. Guido Bader: Dadurch, dass wir die zinsinduzierten Ein- malbeiträge nicht gezeichnet haben, ist das Thema Liquidi- tät bei uns von untergeordneter Bedeutung. Wenn ich die reinen Rückläufe betrachte, dann haben wir mit Blick aufs Jahresende vielleicht zehn Millionen Euro mehr an Rück- läufen. Das entspricht einer Steigerung von unter zehn Pro- zent an Rückkaufsumme. Bei 6,5 Milliarden Kapitalanlagen ist das verschwindend gering. Das heißt, Liquiditätsbedarf aus Rückkäufen und Storni spielt bei uns keine Rolle. Klar müssen auch wir hin und wieder mal Liquidität schaffen. Das Geld kommt ja derzeit nicht gerade reingesprudelt, weil bei uns eben viel in die Fonds fließt. Aber Liquiditätspro- bleme sorgen bei mir derzeit nicht für schlaflose Nächte. Und ist Liquidität für die Branche ein Thema? Dr. Guido Bader: Da sind wir schnell bei der Frage, welche Vertriebswege ein Haus hat und ob es sich mit Einmalbei- trägen vollgesogen hat.Wenn ich mir die Häuser mit bank- nahen Vertriebswegen ansehe, dann ist dort der Liquiditäts- bedarf schon hoch. Die haben eine deutlich höhere Steige- rung der Rückkäufe als wir. Ich habe von Häusern gehört, die 100 Prozent Steigerung haben, also eine Verdoppelung der Rückkäufe. Welche Assetklassen bauen Sie zurzeit auf und welche ab? Dr. Guido Bader: Momentan nutzen wir den gestiegenen Zins und bauen auch gern unsere Investments im Bereich der Staats-, Länder- oder Städteanleihen auf, also im öffent- lich-rechtlichen Bereich. Mittlerweile gibt es bei großer Sicherheit wirklich gute Renditen. Bankanleihen haben wir weniger im Fokus. Da machen wir lieber was mit der Welt- bank oder ähnlichen Emittenten. Daneben weiten wir unsere Quoten im Bereich Private Loans aus, aber nur homöopathisch, vielleicht auf zwei Prozent. Denn dort gibt es derzeit enorm attraktive Renditen. Die Risikoaufschläge sind fast höher als bei Equity.Wir bleiben hier in der Regel im Senior-Secured-Bereich und gehen nicht in den Mezza- nine- oder Distressed-Debt-Bereich. N o . 4/2023 | institutional-money.com 65 Dr. Guido Bader | Stuttgarter Versicherungsgruppe | THEORIE & PRAXIS FOTO: © THOMAS BERNHARDT » Wir werden dieses Jahr zirka ein Drittel unseres Neugeschäfts in der bAV schreiben, da kommt also ein Gutteil unseres Wachstums her. « Dr. Guido Bader, Vorstandsvorsitzender der Stuttgarter Versicherungsgruppe

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