Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

papieren, und unser Anteil an Multi-Asset-Strategien beträgt ungefähr 17 Prozent. Der mit 14 Prozent derzeit noch kleinste Teil unseres Gesamtportfolios ist in einem eigenen Teilbereich namens Avantis Investors angelegt,mit dem wir Investoren eine vollkommen neue und vor allem innovative Investmentkapazität bieten, bei der wir uns meiner Ansicht nach zu Recht als Vorreiter im Investmentmarkt sehen. Was steckt dahinter? Joe Schultz: Wir waren mit dieser Einheit Anfang 2020 der erste Vermögensverwalter weltweit, der aktiv gemanagte, aber semitransparente ETFs aufgelegt hat. Die semitranspa- rente Struktur ermöglicht es uns, aktiv verwaltete Anlage- strategien in einem ETF-Vehikel anzubieten, ohne dass die tägliche Offenlegung der Bestände wie bei vollständig trans- parenten ETFs erforderlich wäre. Die Kosten eines solchen Vehikels sind zwar leicht höher als bei der herkömmlichen Version. Sie haben aber den Vorteil, dass wir als Manager bestimmte Informationen über den ETF geheim halten können, was das Risiko deutlich verringert, dass andere Marktakteure unsere Strategie börsentäglich mitverfolgen und entsprechend kopieren könnten. Und nach unseren bisherigen Erfahrungen eröffnen sich damit ganz neue Möglichkeiten, eine überdurchschnittliche Wertentwicklung zu erzielen. Denn die Strategien von Avantis beruhen auf finanzmathematischen Erkenntnissen aus der Wissenschaft. Wie reagieren Ihre Investoren auf das neue Produkt? Joe Schultz: Ohne nun in übertriebene Euphorie zu verfal- len, bin ich fast geneigt zu sagen, mit Begeisterung. Denn die neue Einheit gehört in den USA inzwischen zu den am schnellsten wachsenden Vermögensverwaltungen unter den 100 größten Asset Managern. Innerhalb unserer Organisa- tion ist es das am schnellsten wachsende Segment. Und wir sprechen dabei von einem echten organischen Wachstum, weil unsere US-Kunden derzeit im Durchschnitt mehr als eine Milliarde US-Dollar pro Monat in diese neue Art von Strategien investieren. Und das sicher nicht ohne Grund. Was mich noch einmal zurückführt zur angesprochenen Struktur Ihres Unternehmens. Ist es nicht inzwischen eher ein Nachteil in Bezug auf Ihre Unabhängigkeit, dass eine Gesellschaft wie Nomura Holdings bereits seit 2015 zwei Fünftel der Anteile hält? Joe Schultz: Im Gegenteil, würde ich sogar sagen. Aus mei- ner Sicht profitieren vielmehr beide Seiten von dieser lang- jährigen Partnerschaft. Was die gesellschaftsrechtliche Seite angeht, so hält Nomura zwar rund 40 Prozent an American Century, hat aber lediglich etwa zehn Prozent der Stimm- rechte. Von einer Einengung unserer Unabhängigkeit kann deshalb keine Rede sein. Von Vorteil für beide Seiten aber ist zum Beispiel die gemeinsam sehr viel breitere Präsenz. Denn American Century verfügt über neun Standorte welt- weit, von der Nomura-Seite kommen 14 weiter Standorte hinzu. Und gerade in Bezug auf unsere Expansion nach Europa war ein Partner wie Nomura ein nicht zu unter- schätzender Vorteil für uns – und ist es nach wie vor. Was meinen Sie damit genau? Joe Schultz: Bei der Etablierung unserer UCITS-Palette für die europäischen Märkte war es ein kaum zu überschätzen- der Vorteil, dass Nomura Asset Management über eine eige- ne Kapitalverwaltungsgesellschaft mit Sitz in Frankfurt und zudem eine in Irland beheimatete Fondsplattform verfügt. Das hat die Einführung unserer UCITS-Palette erheblich er- leichtert. Und es bietet uns heute noch wesentliche Vorteile gerade imGeschäft mit institutionellen Kunden in Deutsch- land und anderen europäischen Märkten. Inwiefern? Joe Schultz: Wir sind dadurch zum Beispiel in der Lage, ohne zeitraubenden Aufwand individuelle Mandate oder Spezialfonds für unsere Kunden im deutschsprachigen Raum aufzulegen, ganz zu schweigen von der wechselseitig möglichen Nutzung von Vertriebskapazitäten. Nach dem, was ich aus dem Markt höre, sind das Vorteile, die sich so mancher unserer Mitbewerber wünschen würde. Wir danken für das Gespräch! HANS HEUSER 58 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Joe Schultz | American Century Investments FOTO: © GARY SPECTOR » Wir waren Anfang 2020 der erste Vermögens- verwalter weltweit, der aktiv gemanagte, aber semitransparente ETFs aufgelegt hat. « Joe Schultz, Senior Vice President, American Century Investments

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=