Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

des Quartiermanagers erzählt, hat man den Eindruck, dass dies einer der vielschichtigsten Jobs ist, die es derzeit gibt. Zumindest scheint er eine gute Portion Ausgleichs- und Verhandlungsgeschick und einen positiven Umgang mit Menschen zu erfordern. „Na ja, das ist auch die Kehrseite der Diversifikation in einem Quartier: Quartiere sind ma- nagementintensiver als andere Objekte“, sagt Jovy. Quartierentwickler Jan Plückhahn kann das bestätigen: „Mit einem Bankenturm in Frankfurt haben Sie zehn Jahre Ruhe, wenn der Mietvertrag zehn Jahre läuft. Wenn Sie in einem Quartier aber 80 verschiedene Mieter haben, dann haben Sie permanent etwas zu verhandeln und zu tun.“ Er ist Head Real Estate bei Swiss Life Asset Managers in Deutschland und Vorstand der BEOS AG und war bereits bei verschiedenen Quartiersentwicklungen dabei. Was macht ein Quartier aus? Doch was sonst macht ein Quartier aus? Sind ein Hotel, ein Büro- und ein Wohnhaus auf dem gleichen Gelände schon ein Quartier? „Normalerweise dient ein Gebäude über- wiegend einer Nutzung, beispielsweise für Büros, Gewerbe, Einzelhandel oder Hospitality. Die Nutzungsmischung ver- schiedener Assetklassen macht ein Quartier aus“, sagt Alger- missen. „Die Stärke des Quartiergedankens ist die Interak- tion zwischen den verschiedenen Nutzern und Eigentü- mern. Außerdem lässt ein Quartier eine gewisse Identität erkennen“, meint Plückhahn. Jovy ergänzt: „Ein Quartier ist ein One-Stop-Shop, es funktioniert in sich. Ausschlaggebend dafür, dass ein Quartier funktioniert, ist seine Aufenthalts- qualität.“ Allgemein genießen Quartiere hohe Aufmerksamkeit; die lokale und überregionale Presse berichtet darüber, und die Bürger wollen im Vorfeld mitreden. Gelingt ein Quartiers- konzept, werden sogar Preise verliehen. So gewann das Werksviertel in München im Mai 2023 den Deutschen Städtebaupreis. In ihrer Begründung lobt die Jury „das bun- te Nebeneinander unterschiedlicher Nutzungen ( …), die den Ort zu allen Tages- und Nachtzeiten beleben.“Für seine Innovationen im Bereich Umwelt und seine herausstechen- den Lösungen für Neubauten wurde der EUREF-Campus Düsseldorf vom Zentraler Immobilien Ausschuss (ZIA) aus- gezeichnet. Das Quartier „Zeche Zollverein“, das aus einem ehemaligen Steinkohlebergwerk in Essen entwickelt wurde, schaffte es sogar in die Sphären eines UNESCO-Welterbes. Quartiere sind mehr als die Ansammlung von verschiedenen Objekten auf einem Areal. Sie sind Begegnungsstätten, gern aufgesuchte Aufenthaltsorte und ein Stück Stadtentwicklung. Vor allem aber bewirkt der Mix an unterschiedlichen Immobilienarten eine Risikosenkung für Investoren. Was macht ein Quartier aus? Ein Hotel, ein Büro- und ein Wohnhaus auf einem Gelände sind noch kein Quartier, sondern es gehört mehr dazu. • Diversifikation: sich ergänzende und befruchtende Nutzungsarten • Interaktion zwischen den Mietern • Ein Quartier lässt eine gewisse Identität erkennen („Brand“-Entwicklung) • One-Stop-Shop. Ein Block, der in sich allein funktioniert (15-Minuten-Stadt) • Hohe Aufenthaltsqualität (Verweilqualität) • Möglichst tagsüber und in den Abendstunden lebendig • Stadtteil prägend • Gute Nahverkehrsanbindung Funktioniert ein Quartier gut, ist es stadtteilprägend und damit ein positiv besetztes Stück Stadtentwicklung. N o . 4/2023 | institutional-money.com 251 Immo-Quartierfonds | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © GMF Quartiere liefern einen städtischen Mehrwert.

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