Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

unserer Sicht trifft es die Bezeichnung „Mid-Market Bonds“ besser, denn es sind keineswegs nur skandinavische Häuser, die entsprechende Anleihen darüber ausgeben. Rund ein Dutzend deutsche Emittenten haben darüber bereits ein Volumen von über 1,5 Milliarden Euro platziert. Nach Berechnungen von Pareto Securities, einem der wesent- lichen Player in diesem Markt, umfasst das gesamte Seg- ment aber ein wesentlich höheres Volumen von deutlich über 50 Milliarden Euro in derzeit knapp 600 Anleihen. Mark Hoffmann: Mit dem im Sommer aufgelegten Robus Short Maturity Fund investieren wir aber auch in Invest- ment-Grade- und Cross-over-Anleihen von europäischen Unternehmen mit kurzen Restlaufzeiten von rund zwei Jah- ren. Auf taktischer Ebene werden Hochzinsanleihen und Mid-Market Bonds ergänzt. Wir streben so eine jährliche Zielrendite an, die um 1,5 bis zwei Prozentpunkte oberhalb des Drei-Monats-Euribor liegt. Viele institutionelle Investo- ren suchen aktuell nach Anlagelösungen, die berechenbare Renditen über dem Euribor bei reduzierten Kreditrisiken und nur geringer Volatilität erwarten lassen. Noch vor fünf Jahren wären diese Ziele mit Qualitätsanleihen mit einem Rating von durchschnittlich BB nicht umsetzbar gewesen. Mit dem Comeback der Zinsen aber ist dieses Segment in- teressant geworden.Wobei auch der neue Fonds grundsätz- lich nur in Anleihen von gesunden Unternehmen investiert, die wir kennen und bei denen eine Refinanzierung bevorsteht oder eine frühzeitige Rückzahlung erwartet werden kann. Kurz noch einmal zurück zum Thema Mid-Market Bonds. Was macht Sie zuversichtlich, dass diesem Segment nicht irgendwann das gleiche Schicksal widerfährt wie den Mittelstandsanleihen in Deutschland? Mark Hoffmann: Es sind vor allem die wesentlich strengeren regulatorischen Auflagen, denen die Emission dieser Anlei- hen unterliegt. Das betrifft zum einen die Dokumentation, die sich an den im Hochzinsmarkt üblichen Standard der Loans Market Association orientiert. Zudem werden die Unternehmensanleihen überwiegend besichert ausgegeben und häufig auch mit Anlegerschutzklauseln ausgestattet. Wesentliche „Covenants“, also Anleihebedingungen, die der Schuldner erfüllen muss, können auch eine Negativver- pflichtung umfassen. In diesem Fall dürfen Unternehmen beispielsweise kein weiteres Fremdkapital aufnehmen, müs- sen einen maximalen Verschuldungsgrad einhalten oder spezielle Auflagen im Investoren-Reporting erfüllen. Welchen Vorteil haben denn Unternehmen aus Ihrer Sicht, sich über private Kreditgeber zu finanzieren? Mark Hoffmann: Zum einen ziehen sich Banken schon seit geraumer Zeit zunehmend aus dem Finanzierungsgeschäft zurück, gleichzeitig nehmen Rezessionssorgen weiter zu. In einer solchen Gemengelage liegt der Vorteil von Kreditfonds für die Unternehmensseite in der Kurzfristigkeit und der Zwei Macher-Typen Dieter Kaiser & Mark Hoffmann sind Ende 2011 mit Robus Capital Management an den Start gegangen. Inzwischen sind mit Benjamin Noisser und Andreas Jaufer zwei weitere Partner an den Standorten Frankfurt und London mit an Bord. Robus Capital investiert mit einer Reihe von Publikums- und Spe- zialfonds für institutionelle Investoren in alle Berei- che der Kapitalstruktur von kleinen und mittleren Unternehmen und managt mittlerweile bereits mehr als eine Milliarde Euro für Großanleger wie Versicherungen, Stiftungen, Ver- sorgungswerke und Familienvermögen, die oft selbst einen unternehmerischen Hintergrund haben. Den Schwerpunkt bilden Fremdkapitalinstrumente wie syndizierte Darlehen, Anlei- hen, Schuldscheindarlehen und Wandelanleihen von mittelgroßen, in der Regel nordeuro- päischen Emittenten mit einem EBITDA zwischen fünf und 100 Millionen Euro. Investments erfolgen sowohl über den Primär- als auch den Sekundärmarkt. Investiert wird in Spezial- situationen, die in der Regel sehr komplex sind und eine eingehende Analyse benötigen. 248 N o . 4/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Dr. Dieter Kaiser & Mark Hoffmann | Robus Capital Management FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Als Unternehmer muss man damit rechnen, dass die Geldbeschaffung auch künftig nicht einfacher wird, vor allem für Unternehmen mit niedrigen Bonitätsratings. « Dr. Dieter Kaiser, Partner, Robus Capital Management

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