Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

darauffolgenden Monaten wieder auf 100 Prozent erhöht, weil sich herausgestellt hat, dass alles nicht so schlimm war. Sie haben eben von einer Reihe von Parallelen zu Hedgefonds gesprochen, Herr Hoffmann. Was noch? Mark Hoffmann: Wir agieren zum einen sehr stark über den Sekundärmarkt, zum anderen kaufen wir mehr, als wir ver- kaufen. Sprich, wir halten Papiere oft bis zu deren Fälligkeit. Auch das geht nur, wenn man sehr viel Zeit in die Analyse der jeweiligen Unternehmen steckt und vor allem einen guten und funktionierenden Kommunikationskanal zu den dahinterstehenden Akteuren, also dem Management, auf- baut. Unsere These ist eigentlich immer, dass wir das von uns investierte Geld vollumfänglich verzinst zurückbekom- men müssen, am besten natürlich zuzüglich eines entspre- chend hohen Kapitalgewinns. Für uns spielt es dabei im Grunde keine Rolle, ob ein Unternehmen diese Rückzah- lung refinanziert, ob die Firma vielleicht verkauft wird und der Käufer refinanziert oder ob die jeweilige Firma das Fremdkapital aus ihren Cashflows zurückzahlt oder zur Bedienung einen Unternehmensteil verkauft. Und wann verkaufen Sie? Dr. Dieter Kaiser: Zum Beispiel dann, wenn wir zu dem Schluss kommen, dass unsere ursprüngliche Überzeugung von einem Unternehmen und seiner Fähigkeit zur Rück- zahlung einer Anleihe nicht mehr gegeben ist. Oder auch am Ende einer Entwicklung, wie sie Mark Hoffmann gera- de beispielhaft beschrieben hat. Wenn also unsere Erwar- tung eingetreten ist und ein Unternehmen eine eventuell schwierige Phase erfolgreich gemeistert hat, dann sollten wir eine Rendite von, sagen wir, zwölf Prozent oder sogar mehr erwirtschaftet haben. Die entsprechende Anleihe notiert dann aber in der Regel nur noch mit einer Laufzeitrendite von, sagen wir, sechs Prozent, weil inzwischen viele Investo- ren das Papier als gewissermaßen sichere Bank einstufen. Das ist dann oft für uns der Zeitpunkt, den Verkaufsknopf zu drücken. Sogenannte Mittelstandsanleihen sucht man nahezu vergeblich in Ihren Fonds. Warum eigentlich? Mark Hoffmann: Zum einen aufgrund rein praktischer Grün- de. Denn inzwischen gibt es kaum noch welche, und das aus gutem Grund. Die ursprünglich hochtrabenden Erwar- tungen, die man an dieses erstmals 2010 etablierten Bör- sensegment gestellt hatte, sind relativ schnell einer zuneh- menden Enttäuschung gewichen. Bis zum Jahr 2015 etwa gab es eine Reihe solcher Mittelstandsanleihen, hinter denen in der Regel mittelgroße Emittenten standen. Im weiteren Verlauf aber sind die meisten dieser Papiere in einer gerade- zu spektakulären Welle von Ausfällen gewissermaßen unter- gegangen. Dr. Dieter Kaiser: Bei den meisten dieser Instrumente han- delte es sich um erstrangige, aber unbesicherte Anleihen von in der Regel eher kleinen, oft leider auch nur mäßig profi- tablen Unternehmen. Das hat die Emittenten nicht davon abgehalten, die Papiere – gewissermaßen ungeachtet des damit verbundenen Risikos – mit einem standardmäßigen Kupon von sieben Prozent auszustatten. Das konnte nicht gut gehen. Entsprechend sind mit zunehmenden Problem- fällen und aufgrund teils massiver Kritik an vermeidbaren handwerklichen Fehlern der Emissionsbanken diese Institu- te genauso verschwunden wie auch die von ihnen begebe- nen Mittelstandsanleihen. Und wo investieren Sie mit Ihren Fonds? Dr. Dieter Kaiser: Bereits ab Mitte der 2010er-Jahre hat sich in Skandinavien ein attraktives und sehr erfolgreiches Anlei- hensegment entwickelt, dessen sich vor allem mittelgroße Emittenten bedienen. Die dort begebenen Papiere weisen in der Regel ein Volumen auf, das zwischen 25 und 200 Mil- lionen Euro beträgt. Viele Marktteilnehmer sprechen in die- semZusammenhang vom Segment der „Nordic Bonds“, aus N o . 4/2023 | institutional-money.com 247 Dr. Dieter Kaiser & Mark Hoffmann | Robus Capital Management | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH » Die ursprünglich hochtrabenden Erwartungen, die man an das 2010 etablierte Segment der Mittelstandsanleihen gestellt hatte, sind relativ schnell einer zunehmenden Enttäuschung gewichen. « Mark Hoffmann, Partner, Robus Capital Management

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