Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

Dyrk Vieten: Das ist korrekt. Schon damals war der Anspruch geboren, mit einer Art Investmentholding wie Amauris Invest die Basis für eine Multi-Boutique zu legen, die inzwi- schen auch anderen Vermögensverwaltern und operativen Asset-Management-Einheiten offensteht. Bei der Idee, eine Art „House of Value“ zu gründen, wurde ich von verschie- denen Unternehmern aus den Bereichen Family Office und dem Beteiligungsgeschäft unterstützt, die nach wie vor als Gesellschafter an Bord sind. Im Zuge dessen war es nur fol- gerichtig, zunächst die Übernahme und Integration von Lingohr & Partner Asset Management zu vollziehen. Und seit April vergangenen Jahres gehört auch die ficon Vermö- gensverwaltung zu Amauris: Diese bildet gewissermaßen unser Vermögensverwalterstandbein, das wir natürlich benö- tigen, um einem auch künftig unabhängig agierenden Ver- mögensverwalter umfassenden Service in Bezug auf dessen Mid- und Backoffice-Aufgaben bieten zu können.Wir glau- ben fest an die Konsolidierung im Bereich der unabhängi- gen Vermögensverwalter und wollen hier eine aktive Rolle als Konsolidierer einnehmen. Und was hat Sie nach Ihrer über 25-jährigen Tätigkeit für Allianz Global Investors bewogen, sich anzuschließen, Herr Sporleder? Harald Sporleder: Als Dyrk Vieten mich Ende 2022 gefragt hat, ob ich nicht als CIO in die Geschäftsführung von Lingohr einsteigen wolle, habe ich nicht lange gezögert. Die Vorstellung, eine Multi-Boutique für valueorientiertes Inves- tieren mit aufbauen und gestalten zu können, hat mich, nicht zuletzt aufgrund der damals schon absehbaren Markt- entwicklung, sehr schnell und nachhaltig überzeugt. Passt denn Ihr Investmentstil zum Value-Ansatz von Lingohr? Harald Sporleder: Ich war auch in meiner Zeit bei AGI als Head of Liquid Alternatives im Bereich der European Equi- ties kein Freund von sehr hohen Multiples. Daher hatte ich immer schon eine durchaus bewusst gesuchte Nähe zum Value Investing. Entsprechend bin ich nach wie vor von einer Reihe von Prinzipien überzeugt, die sich aus meiner Sicht in meiner Aufgabe als CIO optimal umsetzen lassen, weil sie gewissermaßen zu den Grundpfeilern einer Gesell- schaft wie Lingohr Asset Management gehören. Wie zum Beispiel? Harald Sporleder: Dass die Zukunft für uns alle nicht vorher- sehbar ist, dürfte eher zu den Binsenweisheiten gehören.Was aber viele und gerade sehr stark wachstumsorientierte Inves- toren gern außer Acht lassen, das ist die Tatsache, dass die Bewertung langfristig den Kurs einer Aktie bestimmt. Das ist insbesondere in einer Zeit von zunehmender Bedeutung, wie wir sie derzeit wieder erleben, in der viele der vermeint- liche Wachstumswerte schon wieder ein Niveau erreicht ha- ben, das alles andere als gesund ist.Wer wie wir davon über- zeugt ist, dass das Prinzip einer Rückkehr zum Mittelwert nach wie vor Gültigkeit hat, versteht meiner Ansicht nach, Experte für die Aktienmärkte Harald Sporleder blickt auf eine fast 28-jährige Laufbahn in der As- set-Management-Branche zurück. 1996 hat er als Fondsmanager für deutsche Aktien bei der damaligen dit Dresdner Bank Asset Ma- nagement begonnen. Von 2001 bis 2007 war er Senior Portfolio Ma- nager für europäische Aktien bei der Nachfolgegesellschaft Alli- anz Dresdner Asset Management, die 2003 zu Allianz Global In- vestors (AGI) wurde. Ab 2007 hat er 14 Jahre lang den Bereich Liquid Alternatives für europäische Aktien bei AGI geleitet. Von Juli bis November 2022 hat er als Projektleiter die Pro- duktentwicklung der in Hannover ansässigen Paladin Asset Management Gruppe betreut. Seit Dezember 2022 ist Spor- leder Geschäftsführer und Chief Investment Officer von Lin- gohr Asset Management in Düsseldorf. N o . 4/2023 | institutional-money.com 241 Dyrk Vieten & Harald Sporleder | Amauris Invest | THEORIE & PRAXIS FOTO: © ANDREAS ENDERMANN » Ich war auch in meiner Zeit bei AGI als Head of Liquid Alternatives im Bereich der European Equities kein Freund von sehr hohen Multiples. « Harald Sporleder, CIO, Lingohr Asset Management

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