Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

Impax. Die Aufkäufer betreiben die repowerten Windparks dann entweder selbst oder verkaufen sie an Investoren, die einen ruhigen Bestand bewirtschaften wollen. Auch Hanse Windkraft, eine 100-prozentige Tochter der Stadtwerke München, wirbt auf seiner Website, dass man gern alte Windkraftanlagen aufkaufen würde. Alternativ könne man sie auch für den Betreiber ertüchtigen, der sie dann weiter betreiben kann. „Wir behalten unsere Anlagen im Regelfall, weil wir in längeren Zyklen denken. Unser Bestand an Windkraftanla- gen stammt aus den Jahren ab 2014. Diese Anlagen haben noch ein paar Jahre vor sich, bevor die EEG-Förderung aus- läuft“, so Radwan. „Aber wir schauen uns Opportunitäten im Markt an. Das können entweder Kleinprojekte sein, die wir zusammenkaufen, oder man erwirbt gleich ein konsoli- diertes Portfolio.“ Der Preiswettbewerb bei solchen konsoli- dierten Windportfolios sei allerdings schon ziemlich hoch. Langfristige Mezzanine-Finanzierungen Auch Christoph Lüken befasst sich mit Windkraftanlagen. Er ist Abteilungsleiter für Portfolio Management Infrastruk- tur bei Hansainvest Real Assets (HIRA), ein Tochterunter- nehmen von Signal Iduna. 2015 erwarb man das erste Windportfolio, bestehend aus acht Windparks. Daneben geht HIRA auch mit Drittmanagern Beteiligungen an Renewable-Energy-Investments ein, insbesondere im inter- nationalen Kontext. „Selbst wenn dann der Drittmanager die Objekte auswählt, schauen wir uns natürlich die Assets auch selber an“, verrät Lüken. Aktuell baut HIRA den größ- ten Solarpark Europas, den Energiepark Witznitz, südlich von Leipzig, mit einer installierten Leistung von rund 650 Megawatt – ein Full-Equity-Investment, sagt Lüken. Neben Equity-Investments gehe man auch in den Debt- Bereich hinein. „Wir machen auch konservative Mezzanine- Finanzierungen und wirken dort bei der Rekapitalisierung von Solar- und Windparks mit. Im Gegensatz zu anderen Häusern können wir als Asset Manager für Versicherungen sehr langfristige Laufzeiten von 15 bis 20 Jahren anbieten“, erklärt Lüken. Er hält das Thema Repowering von Wind- kraftanlagen aktuell für sehr interessant. „Wir sind hier mit einigen Partnern unterwegs, meistens mittelständische Pro- jektentwickler, die ältere Bestände haben. Die begleiten wir beim Repowering, indem wir Mezzanine-Kapital bereit- stellen. Das stärkt die Finanzierungsmöglichkeiten des Pro- jektentwicklers.“ Als Beispiel nennt Lüken den Windpark Meppen nahe der niederländischen Grenze. Der Park wird von Enova Power GmbH betrieben, die nun die vorhandenen 14 älte- ren Anlagen durch neun größere und leistungsstärkere ersetzen will. Im Frühjahr oder Sommer 2025 soll der re- powerte Windpark wieder ans Netz gehen. „Der Projekt- entwickler Enova bleibt mit Eigenkapital engagiert, und wir geben einen wichtigen Finanzierungsbaustein in Form von langfristigemMezzanine-Kapital dazu; daneben gibt es noch Banken. Gegenüber den Banken wirkt unser Nachrangka- pital wie Eigenkapital“, erklärt Lüken und findet, dass diese Finanzierung gut zu den Anlageinteressen von Versicherun- gen passt: „Unsere Investoren haben sich für eine grüne Ka- pitalanlagenstrategie entschieden, und das langfristige Mez- zanine-Kapital für das Repowering im Windpark Meppen qualifiziert sich als grüne Kapitalanlage nach Artikel 9.“ Auch mit den Renditen ist er zufrieden: „Über die letzten Jahre konntenMezzanine-Renditen von rund 300 Basispunk- ten über dem Basiszins erzielt werden“, freut sich Lüken. Für das Repowering eines Windparks rechnet er zwar in der Regel mit schnelleren Genehmigungszeiten als für die Neuerrichtung, aber Widerstand von Anrainern kann er nicht ausschließen. Er erzählt, dass Projektentwickler in der Regel durch verschiedene Maßnahmen versuchen, die Akzeptanz von Entwicklungen zu erhöhen. Hierzu bieten sich eine lokale Wertschöpfung, lokale Handwerker und Betriebe ebenso an wie Bürgerbeteiligungen oder Bürger- parks. „Bei Bürgerbeteiligungen gibt es beispielweise die exklusive Möglichkeit für Anwohner eines bestimmten Post- leitzahlengebiets, sich an kleineren Finanzierungstranchen zu beteiligen“, erklärt Lüken. Außerdem können laut EEG- Gesetz bis zu 0,2 Cent pro Kilowattstunde ins Gemeinde- säckel fließen. Hinzu kommt noch die Erhebung der Ge- werbesteuer durch die Gemeinde, zum Beispiel auch bei Windkraft: Top-10-Länder Europas Neubau in Megawatt Die Kapazität wird laufend erweitert. Neben Deutschland sind Schweden, Finnland und Frankreich die europäischen Länder mit dem stärksten Neuanlagenbau in Megawatt. Quelle: WindEurope 0 500 1.000 1.500 2.000 2.500 3.000 Italien Türkei Nieder- lande Polen Spanien Vereinigtes Königreich Frank- reich Finnland Schweden Deutsch- land Leistung in Megawatt 208 N o . 4/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Energieinvestments FOTO: © JULIA KNEUSE » Wir begleiten mittelständische Projektentwickler, die ältere Bestände haben, beim Repowering, indem wir Mezzanine-Kapital bereitstellen. « Christoph Lüken, Portfolio Management, Hansainvest Real Assets Anfang der 90er- Jahre wurden in Deutschland die ersten Windkraft- anlagen gebaut.

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