Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

gerichtet ist, die Hersteller grüner Technologien in der EU zu halten und insbesondere China den Wind aus den Segeln zu nehmen.Neben der Beschleunigung von Geneh- migungsverfahren soll das Gesetzespaket Ausschreibungs- verfahren verbessern, den Zugang der Unternehmen zu EU- Fördermitteln erleichtern und sie vor unfairer Konkurrenz aus dem Ausland schützen. Beispielsweise soll bei Vergabe- verfahren oder bei der Einfuhr von Windturbinen in die EU jeweils geprüft werden, ob ausländische staatliche Bei- hilfen im Spiel sind, die den Wettbewerb verzerren. Förderungen aus dem EEG laufen aus Zeitlich fällt der gesetzgeberische Enthusiasmus für die Windkraftförderung damit zusammen, dass einige der exis- tierenden Windkraftanlagen in die Jahre kommen. „Die ersten Windkraftanlagen in Deutschland wurden in den 1990er-Jahren gebaut. Damals ging man davon aus, dass sie eine Lebensdauer von 20 Jahren haben würden. Jetzt sieht man, dass sie auch länger halten, je nachdem wie gut sie gewartet wurden“, so Ochsenkühn. Bei den Anlagen, die später, in den 2000er-Jahren, installiert wurden, läuft jetzt peu à peu die Einspeisevergütung aus dem Erneuerbare-Ener- gien-Gesetz (EEG) aus. Damals vergütete der deutsche Staat Strom aus erneuerbaren Energiequellen mit einer relativ hohen Einspeisevergütung: Den Betreibern wurde gewähr- leistet, über die nächsten 20 Jahre pro Kilowattstunde (kWh) Solarstrom bis zu 57,40 Eurocent vergütet zu bekommen. Die genaue Höhe der Einspeisevergütung hing ab vomZeit- punkt der Inbetriebnahme sowie von der Gesamtleistung und dem Standort der Anlage. „Die Anlagen, die in den 2000er-Jahren mit dem EEG gebaut wurden, gehen jetzt über die 20-Jahres-Schwelle. Da- mit wird die Einspeisevergütung weniger verlässlich, da sich die Anschlussvergütung an den schwankenden Marktprei- sen für Strom orientiert. Da kann man den Bestand mal überdenken. Bis zum jetzigen Zeitpunkt haben wir noch nichts repowert, aber wir denken sehr konkret darüber nach“, erklärt Ochsenkühn. Ähnlich wie er steht auch Yves- Maurice Radwan in den Startlöchern: „Repowering wird in den nächsten Jahren definitiv ein Thema. Jedes Jahr laufen 2,4 bis 2,5 Gigawatt aus dem EEG raus. Diese Anlagen bieten sich für Repowering an. Wir haben das für unseren Fonds KlimaVest sehr konkret im Auge.“Er sieht aber auch Herausforderungen: „Viele der Projekte von früher sind ziemlich klein und haben eine breit gefächerte Eigentümer- schaft. Das ist heute nicht mehr zeitgemäß, weil es wenig effizient ist. Daher gibt es jetzt Spezialisten, die verschiedene alte Anlagen zusammensuchen und konsolidieren mit dem Ziel, sie zu repowern. Die übernehmen teilweise sogar den Rückbau der alten Anlagen, wozu die Betreiber verpflichtet sind“, beobachtet Radwan den Markt. Konsolidieren, um zu repowern Insbesondere Energieversorger kaufen aktuell in großem Stil alte Windparks auf. So hat der staatliche norwegische Ener- giekonzern Statkraft diesen Sommer 35 ältere Windparks in Deutschland und vier Windparks in Frankreich gekauft.Die Leistungen betragen 310 und 27 Megawatt. Im Oktober übernahm der österreichische Energiekonzern Verbund fünf deutsche Windparks mit einer Erzeugungsleistung von 38,4 Megawatt von einem Infrastrukturfonds des Fondsverwalters Deutschland führend bei Windkraft Top-10-Länder in Europa nach installierter Leistung Laut dem europäischen Windenergieverband WindEurope ist Deutschland mit 66.000 MW installierter Leistung führend in Europa, gefolgt von Spanien, Großbritannien und Frankreich. Ende 2022 waren in Europa insgesamt 255,5 GW durch Windenergie installiert (onshore & offshore). Quelle: WindEurope 0 10.000 20.000 30.000 40.000 50.000 60.000 70.000 Polen Däne- mark Nieder- lande Italien Türkei Schweden Frank- reich Ver- einigtes Königreich Schweden Deutsch- land Leistung in Megawatt Alte Windkraftparks warten auf ihre Ertüchtigung. Das dafür benötigte Geld stellen teilweise institutionelle Investoren zur Verfügung, als Equity- oder als Debt-Kapital. N o . 4/2023 | institutional-money.com 207 Energieinvestments | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © M. & S.-N. PETERSEN | STOCK.ADOBE.COM

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