Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

„Aufgrund der gestiegenen Zinsen haben Pensionskassen wieder mehr Spielraum für die Auslegung des technischen Zinssatzes. So geben rund 30 Prozent der Teilnehmer an, dass eine Erhöhung des technischen Zinssatzes geplant ist oder zumindest diskutiert wird“, sagt Sutter. Eine mögliche Trendwende habe bereits im vergangenen Jahr stattgefun- den. Nach Jahren stetiger Reduktionen wurde der techni- sche Zinssatz um 0,1 Prozentpunkte auf 1,7 Prozent erhöht. Dadurch sinkt die Bewertung des Vorsorgekapitals, was zu einem positiven Effekt auf den Deckungsgrad der Einrich- tungen führt. Einen ähnlichen Effekt gibt es bei den Versi- cherungshäusern: Aus Solvency-II-Sicht hat sich bei ihnen durch den Zinsanstieg die Risikotragfähigkeit massiv erhöht. Angesichts des höheren Zinsniveaus wird davon ausgegan- gen, dass sie ihre Garantien problemlos bedienen können. Demokrafieproblematik Doch auch an der Schweiz geht die Problematik der demo- grafischen Entwicklung nicht vorbei, und es kommt zu Überlegungen in puncto Generationengerechtigkeit. „Mit knapp 5,3 Prozent liegt der Umwandlungssatz 2023 erneut 0,1 Prozentpunkte tiefer als im Vorjahr“, verweist Sutter auf die tendenziell fallenden Rentenhöhen. Für Neurentner in der Schweiz sind die Renten in den letzten sieben Jahren um fast 14 Prozent gesunken, und die Pensionskassen planen, den Umwandlungssatz bis in fünf Jahren weiter auf 5,1 Prozent zu senken, was einer weiteren Rentenanpassung nach unten um 3,5 Prozent entspricht. „Die Pensionskassen entfernen sich dadurch weiter vom BVG-Mindestumwand- lungssatz von 6,8 Prozent, der insbesondere der gestiegenen Lebenserwartung nicht ausreichend Rechnung trägt“, so Sutter.Der Umwandlungssatz ist ein festgelegter Prozentsatz, mit dem die jährliche BVG-Rente aus dem aufgebauten Altersguthaben bei der Pensionskasse berechnet wird. Der Schweizerische Pensionskassenverband ASIP erklärt in einer Medienmitteilung: „Zweifellos gewinnt die BVG-Vorlage keinen Schönheitspreis“, aber „grossmehrheitlich werden die Massnahmen für den Sparprozess begrüsst.“ Sutter verweist darauf, dass der versicherungstechnisch korrekte Umwand- lungssatz zurzeit bei 4,8 Prozent liegt, bei einem technischen Zins von 1,75 Prozent und den Generationentafeln BVG 2020. Ein „zu hoher“Umwandlungssatz führt zu Pensionie- rungsverlusten, die jüngere Jahrgänge indirekt durch niedrige- re Verzinsungen bezahlen müssten. „Um der Umverteilung entgegenzuwirken, haben Pensionskassen teilweise weitere Reduktionen beschlossen, wodurch der durchschnittliche Umwandlungssatz in den nächsten fünf Jahren voraussichtlich auf 5,1 Prozent sinken wird“, beobachtet Sutter den Markt. „Um den Deckungsgrad konstant zu halten,muss aktuell eine Rendite von mindestens 1,9 Prozent erwirtschaftet werden“, ergänzt Gmünder und hält diese Zielvorgabe für realistisch. „Mit ihrem aktuellen Anlagemix dürften Pen- sionskassen langfristig mit einer Rendite über diesem Ziel- wert rechnen.“ Der aktuelle Anlagemix verspreche eine Renditeperspektive von rund 3,3 Prozent. Aktuell müssen sich Pensionskassen auch mit dem Thema Inflation und Teuerungsausgleich auseinandersetzen, denn schließlich geht es um die Sicherung des Lebensstandards der Rentner. Allerdings fällt die Inflation in der Schweiz im internationalen Vergleich eher niedrig aus. 2022 lag sie bei 2,8 Prozent. Dennoch versuchen die Vorsorgeeinrichtungen im Rahmen ihrer Möglichkeiten auf die Inflation zu reagie- ren. Verschiedene Maßnahmen wie Einmalzahlungen und Rentenerhöhungen in Abhängigkeit vom individuellen Umwandlungssatz der Versicherten sind aktuell in der Diskussion. Zu den meistdiskutierten oder umgesetzten Möglichkeiten in der Schweiz gehören von der Höhe der Jahresrente abhängige Einmalzahlungen. „Umgesetzt wurde dies bisher aber nur bei einer Minderheit der Kassen“, sagt Gmünder. ANKE DEMBOWSKI Immobilien und Infrastrukturanlagen finden am meisten Zustimmung Haben diese Anlageklassen bei einem höheren Zinsniveau nach wie vor eine Berechtigung in der strategischen Allokation? Während Immobilien und Infrastrukturanlagen aktuell am meisten Zustimmung unter den Pensionskassenmanagern finden, werden Gold und High Yield, aber auch Wandelanleihen von vielen abgelehnt. Quelle: Complementa Pensionskassenstudie 2023 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Gold Wandelanleihen High-Yield-Organisationen Private Debt Hypotheken Obligationen EM Immobilien Ausland Infrastruktur Immobilien Schweiz Anteil in Prozent Klare Ablehnung Ablehung Neutral Klare Zustimmung Zustimmung 204 N o . 4/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | Schweizer Pensionskassen Der Umwandlungs- satz in der Schweiz hat sich sukzessive auf 5,28 Prozent reduziert.

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=