Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

E s gibt ohne Zweifel Zeiten, in denen Unternehmen beziehungsweise deren Aktien aus nicht demokrati- schen Staaten hervorragende Renditen erzielen kön- nen und damit interessante Investments darstellen.Das beste Beispiel aus der jüngeren Vergangenheit ist China. Im Reich der Mitte sorgten die Wirtschaftsreformen von Deng Xiao- ping nach dem Ende der Mao-Ära für eine Marktöffnung. Das löste eine Gründerzeitphase aus, die ähnlich wie in den USA in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts binnen weniger Jahre gewaltige Firmenimperien ermöglichte. Aber dieses historische Zeitfenster schließt sich bereits seit dem Machtantritt Xi Jinpings im Jahr 2013 wieder. Der Staats- präsident der Volksrepublik China ließ die Amtszeitbegren- zung für sich im Jahr 2018 aufheben, er bleibt somit – so er das wünscht – Präsident auf Lebenszeit. Und damit ver- schlechtern sich auch die weiteren Aussichten für Invest- ments in China. Eine Willkürherrschaft steht im direkten Gegensatz zu einer der wichtigsten Voraussetzungen für langfristige Investments: Rechtssicherheit.Das vorübergehen- de Verschwinden von Alibaba-Gründer Jack Ma, nachdem er sich regierungskritisch geäußert hatte, weist darauf hin, dass man in einem solchen Regime jederzeit mit allem rech- nen muss.Diktaturen vertragen es nicht, wenn einzelne Bür- ger zu groß und unabhängig werden, da immer die Gefahr besteht, dass die Vorrangstellung der Partei in Zweifel gezo- gen wird.Dazu kommt, dass die Autokraten meist kein oder nur ein geringes Verständnis von Ökonomie haben, denn um an die Spitze zu kommen und sich dort zu behaupten, sind andere Eigenschaften als wirtschaftliches Verständnis maßgebend. Für autoritäre Systeme ist Wirtschaft ein Mittel zum Zweck, der man nicht die Freiheit zugesteht, die zur Entfaltung der freien Marktkräfte und damit zur Schaffung breiten Wohlstandes nötig ist. Hier ist Wirtschaften nur mit angezogener Handbremse möglich, was zu suboptimalen Entscheidungen der Wirtschaftssubjekte führt. Selbst wenn keine akute Krise vorliegt, sind Autokratien in wirtschaft- licher Hinsicht weit weniger effizient. Risikofaktor Kapitalflucht So zählt etwa Kapitalflucht zu den Problemen, die autoritäre Staaten nicht abschütteln können. Zu Wohlstand gekom- mene Bürger, die kein Vertrauen in die Rechtssicherheit ihres Landes haben können, schaffen ihr Vermögen natur- gemäß ins Ausland. Das galt schon für Russland um 1900, als sich reiche Bürger und Aristokraten an der Côte d’Azur niederließen, genauso wie hundert Jahre später, als man sein Vermögen in zypriotischen Gesellschaften oder in Dubai versteckte. Reiche Chinesen hingegen haben ihr Vermögen in andere südostasiatische Staaten transferiert oder nach Kanada und in die USA verbracht. Der Rückzug des Staates auf die Gestaltung eines verlässlichen, langfristig stabilen Rechtsrahmens mit attraktiven Steuersätzen im Rahmen einer demokratischen Grundordnung scheint der beste Weg zu Prosperität zu sein, die sich dann auch langfristig mit Die auf Maximum Diversification ausgerichtete Investmentboutique Tobam hat eine Aktienstrategie entwickelt, mit deren Hilfe sich der Risikofaktor „Tyrannei“ weitgehend entschärfen lässt. Systematisch demokratisch Wachstumsschub BIP pro Kopf in den 30 Jahren nach der Demokratisierung Geht ein Staat von einer Autokratie zur Demokratie über, erzielt er in den nächsten 25 Jahren ein um etwa 20 Prozent höheres BIP-Wachstum pro Kopf als ein Land, das eine Nichtdemokratie bleibt. Die strichlierten Linien spiegeln die Begrenzung des 95-prozentigen Konfidenzintervalls wider. Quelle: Studie von Acemoglu et al. -15 -10 -5 0 5 10 15 20 25 30 -20 % -10 % 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % BIP-Veränderung in Prozent 186 N o . 4/2023 | institutional-money.com PRODUKTE & STRATEGIEN | LBRTY-Strategie

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