Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

mit lediglich 24 Prozent liegen „Marktkapitalisierte Indizes“ und mit bescheidenen 16 Prozent „Gleichgewichtete Indi- zes“ am fünften und letzten Platz. Rajan zufolge würden Pensionsfonds bei Investments, die auf den genannten maßgeschneiderten Indizes beruhen, bevorzugt auf getrennte Konten (Segregated Accounts) setzen. Dies erleichtert Großanlegern die Abbildung der gewünschten Investmentthemen auf einem granulöseren, also feinkörnigeren Niveau. „Darüber hinaus erlaubt dies den Investoren, mit den jeweiligen Unternehmen direkt in Kontakt zu treten“, ergänzt Rajan, der gar das Entstehen einer neuen Wachstumsära sieht. „Passive Produkte treten ein in eine neue Wachstumsära, die eine Abkehr von ihrer kapitalmarktgewichteten Her- kunft darstellt“, betont Rajan und ortet auf Produktebene, was die Abdeckung verschiedenster Investmentthemen betrifft, sowohl eine „Ausweitung“, als auch eine „Vertiefung“. „Die Abdeckung wird durch die Einbeziehung einer Viel- zahl von Indexfonds, die neu entstehende Anlagethemen verfolgen, ausgeweitet. Sie vertieft sich, indem sie dafür sorgt, dass die neuen Passivprodukte das Beste aus Alt und Neu verbinden.“ Dieser Einschätzung des Professor stimmt Simon Klein von der DWS, zu: Klein zufolge erschließen passive Anlage- strategien Investoren immer neue Einsatzbereiche und dürf- ten so ihre Bedeutung weiter ausbauen. Hinsichtlich der genannten „Ausweitung“ gewinnen seit einigen Jahren Themenfonds an Bedeutung. Dazu zählen bei den „traditionellen Indexfonds“ insbesondere die kapi- talmarktgewichteten „Core-ESG-Fonds“, die derzeit gemäß Umfrage immerhin von 70 Prozent der Investoren gekauft werden. Zum Vergleich: Gleichgewichtete Core-ESG-ETFs kom- men nur auf 20 Prozent. Diese traditionellen ESG-ETFs könnten zukünftig – und zwar schon innerhalb von drei Jahren – zumindest etwas an Bedeutung verlieren. Vor allem den klassischen kapitalmarktgewichteten ESG-ETFs droht ein Rückgang von derzeit 70 auf zukünftig 62 Prozent, wie die Grafik „Tools für ESG-Investments im Wandel“ zeigt. Investoren wollen die frei gewordenen Gelder in inno- vativere Nachhaltigkeitsfonds umschichten: beispielsweise in passive Fonds auf Basis einzelner oder mehrerer der 17 SDGs (Sustainable Development Goals) der Vereinten Na- tionen. Werden diese SDGs-ETFs derzeit von lediglich 50 Prozent der Investoren gekauft, soll dieser Anteil innerhalb der nächsten drei Jahre auf 58 Prozent steigen. An Bedeu- tung gewinnen auch ETFs auf grüne, sozial oder nachhalti- ge Anleihen, die von 52 auf 58 Prozent zulegen sollen. Das größte Interesse scheinen Investoren bei ETFs auf die zwei Klima-Benchmarks der EU zu haben: Hier kündigt sich ein Sprung von derzeit 40 auf zukünftig 60 Prozent an. „Mehr denn je wollen die Anleger sicherstellen, dass ihre Investitionen nicht nur gute risikobereinigte Renditen, sondern auch gesellschaftlich sinnvolle Ergebnisse liefern. Andernfalls wird ESG zu einem weiteren nichtssagenden Investitionsslogan wie BRICS, der viel verspricht, aber wenig hält“, merkt Rajan an. Innovationen gefordert Im Rahmen der Studie wurde des Weiteren gefragt: „Bei welchen Produktmerkmalen müssen Anbieter von passiven Fonds Innovationen liefern, die die Qualität der Beta-Ren- diten für Ihren Pensionsplan verbessern?“ 73 Prozent der Pensionsfonds fordern Fortschritte auf dem Gebiet „Ste- wardship und Engagement“, 62 Prozent wünschen sich eine „Verbesserung der Daten betreffend die doppelte Materialität von ESG“. Damit wollen Investoren jene Risiken kennen und meiden, die das Unternehmen selbst, aber auch alle Stakeholder desselben betreffen. Die Vertriebseinheiten der ETF-Anbieter selbst scheinen ihre Arbeit gut zu machen: Die Pensionsfonds sind mit der Kundenkommunikation der Anbieter zufrieden, lediglich acht Prozent sehen hier Verbesserungsbedarf, wie die Grafik „Forderungen an die Produktanbieter“ zeigt. ANTON ALTENDORFER Forderungen an die Produktanbieter Investoren haben einige Wünsche, um die eigenen Ziele besser zu erreichen. Bei welchen Produktmerkmalen müssen Anbieter von passiven Fonds Innovationen liefern, die die Qualität der Beta-Renditen für Ihren Pensionsplan verbessern? Pensionsfondsmanager haben einige Vorstellungen davon, bei welchen Produktmerkmalen die Anbieter von passiven Fonds Innovationen liefern sollten, die die Qualität der Beta-Renditen für ihren Pensionsplan verbessern. Gefragt sind vor allem Fortschritte im Bereich „Stewardship & Engagement“. Gefordert wird des Weiteren eine „Verbesserung der Daten betreffend die doppelte Materialität von ESG“ wie auch mehr „Transparenz“. Quelle: Studie Kundeninformation Volatilität Einfachheit Gebühren und Kosten Reguläre Rebalancierung verursacht eine Performance-Verzerrung Kundenspezifische Anpassung Transparenz Verbesserung der Daten betreffend die doppelte Materialität von ESG Stewardship und Engagement Prozent der Teilnehmer 73 % 62 % 52 % 50 % 33 % 18 % 12 % 12 % 8 % N o . 4/2023 | institutional-money.com 167 ETF-Strategien bei Pensionsfonds | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © CREATE RESEARCH ETFs ermöglichen Anlegern nicht nur simples Tracken bekannter Bench- marks, sondern auch themenspezi- fische Investments. » Aktiver und passiver Stil bleiben diame- trale Gegensätze, wie Yin und Yang in der chinesischen Philosophie. « Prof. Amin Rajan, Create Research

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=