Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

Vor dem Hintergrund fallender Indizes an den Aktien- und Rentenmärkten im Baisse-Jahr 2022 sowie der Tatsache, dass ETFs fast immer vollständig im zugrunde liegenden Markt investiert sind, überrascht die Aussage von immerhin 60 Prozent der Studienteilnehmer, dass auch in dieser schwierigen Anlageperiode die im Portfolio gehaltenen ETFs die aktiv gemanagten Fonds bei der Performance geschlagen hätten. Umgekehrt gaben lediglich 24 Prozent an, dass aktive Fonds bei der Performance die Nase vor ETFs hatten. Bei 16 Prozent gab es zwischen den beiden Invest- mentansätzen ein mehr oder weniger gleiches Performance- resultat. Das ist ein überraschendes Ergebnis, denn vielfach wird angenommen, dass aktive Fondsmanager über höhere Cash- quoten, Absicherungsstrategien oder Trading gerade in Bärenmärkten einen Vorteil gegenüber ETFs hätten, der die etwas höheren Verwaltungsgebühren bei Weitem zum Vorteil des Fondsinhabers hereinspielt. Das könnte erklären, warum beachtliche 58 Prozent der Befragten der von Create Research vorgeschlagenen Aussage widersprechen, „dass Passives ein Luxus für Bullenmärkte ist, das in zukünftig volatilen Märkten nicht Bestand haben wird“. Entsprechend zustimmend äußerten sich lediglich 14 Prozent. „Dass sich passive Anlagen in letzter Zeit so gut gehalten haben, liegt zum Teil daran, dass sie in vielen Pensionsfonds- portfolios standardmäßig enthalten sind – trotz der Markt- bedingungen fließen ständig Mittel in diese Anlagen“, ortet Studienautor Prof. Amin Rajan von Create Research einen Grund für das anhaltende Vertrauen in ETFs.Warum Inves- toren grundsätzlich und vor allem zukünftig weiterhin auf ETFs setzen, ist folgerichtig Gegenstand eines eigenen Stu- dienkapitels, auf das nachfolgend eingegangen wird. Pro-Argumente Bei der zweiten Forschungsfrage („Warum ist passives Inves- tieren heute ein grundlegender Trend …?“) kam gleich ein ganzes Bündel an Antworten respektive Argumente pro ETFs heraus. Mit Abstand am öftesten (80%) genannt sei- tens der befragten Pensionsfondsmanager (Mehrfachnen- nungen möglich) wurde das vorgegebene Argument „Ge- ringere Gebühren erhöhen die Rendite“. Dies ist Investoren gerade in jenen Marktphasen wichtig, in denen die realisier- baren Renditen bescheiden ausfallen und damit jeder erspar- te Basispunkt an Gebühren bei der Erreichung der Zielren- dite hilft. Auf Platz zwei der Nennungen (58%) kommt das Argument „Bereitstellung von Liquidität zur Deckung des Cashflow-Bedarfs“. Gemeint ist damit vor allem die Erleich- terung des Liquiditätsmanagements der Pensionsfonds – schließlich können ETFs innerhalb kürzester Zeit über Ver- käufe in Cash umgewandelt werden.Die Studienautoren er- innern diesbezüglich an den Höhepunkt des Corona-Crashs im Frühjahr 2020, als viele Hochzins- und auch Unterneh- mensanleihen nicht oder nur mit sehr weiten Geld-Brief- Spannen handelbar waren, während darin investierte Credit- ETFs eine wesentlich höhere Sekundärmarktliquidität boten. Knapp dahinter belegt den dritten Platz mit 56 Prozent die Antwortmöglichkeit „Ein ideales Vehikel bei verzerrten Marktpreisen“. Ein Ranking aller genannten Argumente fin- den Sie in der Grafik „Diverse Vorteile“. ETFs steigen seit vielen Jahren in der Anlegergunst. Damit steigen aber auch die Ansprüche der Investoren an börsengehandelte Indexfonds, einige sprechen bereits von „Passiv 2.0“. Hauptnachteile passiver Fonds Pensionsfondsmanager nennen einige Mankos. Was sind die Hauptnachteile passiver Fonds im derzeitigen Anlageumfeld? Die Lenker von Pensionsfonds sehen nicht nur Vorteile bei passiven Fonds, sondern auch handfeste Nachteile. Am öftesten angeführt wird mit 58 Prozent der Nennungen „Sie setzen auf die Gewinner von gestern“. 52 Prozent der Befragten monieren, dass ETFs die Diversifikation reduzieren, da sich die in den großen Benchmarks enthaltenen Aktien gerade in stressigen Marktphasen im Gleichschritt entwickeln. Quelle: Studie Ihre Pensionsberater mögen keine passiven Fonds Sie verursachen Spekulationsfieber am Markt Sie unterminieren den Preisfindungsmecha- nismus, da Firmen lediglich aufgrund ihrer Größe in den Index kommen Sie verursachen „Booms & Busts“ über das Preis-Momentum Sie reduzieren die Diversifikation, da sich Aktien im Gleichschritt entwickeln Sie setzen auf die Gewinner von gestern Prozent der Teilnehmer 58 % 52 % 43 % 35 % 33 % 12 % N o . 4/2023 | institutional-money.com 165 ETF-Strategien bei Pensionsfonds | PRODUKTE & STRATEGIEN FOTO: © UFOTOPIXL10 | STOCK.ADOBE.COM

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