Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

B etrachtet man den US-Dollar weltweit in einer Momentaufnahme, so scheint wenig die globale Hegemonie des Greenback gefährden zu können. Die Sache sieht etwas anders aus, wenn man die Dyna- mik der vergangenen Jahrzehnte ansieht, die sich mit dem Ausbruch der Pandemie noch verstärkt hat. Dann scheint die Bedeutung des Dollar – freilich von einem sehr hohen Niveau aus – tatsächlich zu erodieren. Laut Einschätzung des Feri Cognitive Finance Institute ist diese Entwicklung im Vergleich zu Trends der Vergangenheit ernster zu neh- men, da China ein vitales Interesse an einer Schwächung des Dollar hat und dieses auch strategisch umsetzt. Gerade in den Emerging Markets lassen sich folgerichtig Trends orten, wonach der Dollar als Reservewährung von Gold und anderen Weltwährungen – wie eben dem Yuan – ersetzt werden könnte. Auch an prominenten Kritikern des Weltdollarsystems mangelt es – von Politikern bis hin zu Ökonomen – nicht. HANS WEITMAYR Die De-Dollarisierung der Welt wird seit Jahren immer und immer wieder heraufbeschworen. Ökonomen des Feri Cognitive Finance Institute meinen, dass es diesmal ernst werden könnte. Der entscheidende Faktor: China. Die große Dollar-Rebellion Das weltweite Dollar-Imperium Weltweit wird nach wie vor der überwiegende Teil der Handelsströme in Dollar abgerechnet. Im Großteil der Welt werden internationale Geschäfte zum überwiegenden Teil in US-Dollar abgewickelt. Die einzige Region, die eine Ausnahme bildet, ist Europa. Angesichts solcher Zahlen ist schwer vorstellbar, dass sich dieser Status auf absehbare Zeit ändern könnte. Quelle: Feri Cognitive Finance Institute Den großen Unterschied zu früheren Diskussionen um ein Ende der Dollar-Hegemonie stellt aus Sicht des Feri Cognitive Finance Institute die Rolle Chinas dar. Die Volksrepublik verfolgt demnach einen systematischen Plan zur Schwächung des Greenback auf globaler Ebene. Quelle: Feri Cognitive Finance Institute Asien- Pazifik Rest der Welt Europa 10,8 % 66,1 % 23,1 % 21,0 % 74,0 % 79,4 % 14,0 % 6,5 % 5 % Nord- und Südamerika 96,3 % 2,0 % 1,6 % Sonstige Euro US-Dollar „De-Dollarisierung“ • Alternative Transaktionswährungen • Aufbau einer „BRICS-Währungseinheit“ • Cross-Border-Zahlungssysteme („CIPS“) • Digitales Zentralbankgeld („eYuan“) • Rohstoffhandel • Devisenreserven • Finanzsysteme • Sanktionen • Dollar-Waffe • US-Finanzpolitik Dominanz Abhängigkeit Strategischer Hegemonialkonflikt Sinozentrische Hemisphäre China US-Dollar-System Schwächung BRICS/BRICS+ USA Rivalität Einfluss Strategische Überdehnung Strategische Entkopplung Ambition als neue globale Führungsmacht („Long Game“) Gezielte Attacken Negative Rückkopplung US- Dollar 162 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | De-Dollarisierung

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