Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

I m Immobilienmarkt trennt sich seit einiger Zeit die Spreu vom Weizen – die Konsequenzen sind weltweit und lokal inzwischen klar ersichtlich. So blicken Ana- lysten und Investoren sorgenvoll Richtung China, wo eine veritable Immobilienkrise droht, auf den Rest der Wirtschaft überzuschwappen und so weltweite Zweitrundeneffekte nach sich zu ziehen. In Deutschland ist inzwischen für hoch gehebelte Immobilieninvestoren die Luft dünn geworden – mitunter liegen die Nerven blank, wie zuletzt auch dem Signa-Gründer René Benko klar geworden sein dürfte. In ei- nem Schreiben haben Anfang November Signa-Investoren wie der ehemalige österreichische Baulöwe Hans Peter Ha- selsteiner einen Rückzug Benkos aus allen Entscheidungspro- zessen und den Übertrag seiner Stimmrechte an die Investo- rengruppe verlangt – Benko hat in der Folge seinen Rückzug angekündigt, wenngleich der Ablauf und die exakten Kon- sequenzen zu Redaktionsschluss noch im Fluss waren. Stellt sich die Frage,wo wir imZyklus angekommen sind. Ist die schlimmste Bereinigung bereits vorbei, oder steht uns das echte Debakel noch bevor? Institutionelle Investoren in Deutschland scheinen diese Frage für sich recht differenziert zu beantworten, wie aus der mittlerweile zwölften Umfrage von Universal Investment unter institutionellen Investoren zu deren Anlageverhalten am Immobilienmarkt hervorgeht. Der Anteil künftiger Immobilieninvestitionen in Deutsch- land soll laut dieser Umfrage recht deutlich um zwölf Pro- zentpunkte auf 57 Prozent sinken. Im europäischen Ausland wird im Schnitt mit 26 Prozent der zukünftigen Allokation gerechnet. Verhältnismäßig stark soll die Allokation dagegen künftig zugunsten von Nordamerika (neun Prozent) und Asien/Pazifik (acht Prozent) ausgebaut werden. Dagegen geht die Bedeutung der Schwellenländer unter den Umfrage- teilnehmern wie in den Vorjahren weiter gegen null. Megatrend Internationalisierung „In einer der herausforderndsten Marktphasen der letzten Dekade bleiben Immobilien ein wichtiges Fundament der meisten institutionellen Portfolios. Dabei setzen sich aller- dings strukturelle Verschiebungen fort und beschleunigen sich teilweise.Das außereuropäische Ausland gewinnt weiter an Gewicht – ein Megatrend, auf den sich Fondsinitiatoren und Investoren einstellen müssen. Die mit den in mehrerlei Hinsicht bunteren Portfolios einhergehende steigende Kom- plexität gilt es professionell zu managen, entweder mit dem Ausbau hauseigener oder dem gezielten Heranziehen exter- ner Expertise. Dies betrifft Transaktionen, laufendes Asset Management wie auch Strukturierungs- und Steuerfragen“, erläutert Axel Vespermann,Head of Real Estate von Univer- sal Investment. Die Ergebnisse der Umfrage unterstreichen den Status der Assetklasse Immobilie für institutionelle Investoren gleich in mehrfacher Hinsicht: So streben die Befragten durchschnitt- lich eine Portfolio-Allokation von 21 Prozent in Immobilien an. Speziell im aktuellen Marktumfeld mit den erhöhten Inflationsraten profitiert die Assetklasse zudem von ihrer weit verbreiteten Reputation als Hedge gegen inflationäre Wertverluste – drei Viertel der Investoren messen Immobi- lien folgerichtig eine wichtige Rolle als Inflationsabsiche- rung für ihr Portfolio zu. Renditeanspruch steigt Nach einer durchschnittlich erwarteten Rendite von 3,85 Prozent im Jahr 2022 fordern Institutionelle außerdem im Mittel bereits 4,1 Prozent. Für 61 Prozent der Umfrageteil- nehmer ist dabei die laufende Cashflow-Rendite die wich- tigste Kennzahl. 30 Prozent der Befragten priorisieren dage- Institutionelle Investoren richten ihre Immobilienportfolios immer internationaler aus. Laut einer UBS-Studie geschieht das vor dem Hintergrund nachlassenden Preisdrucks. Einen echten Turnaround sehen die Schweizer aber noch nicht. Nachlassender Druck 140 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Immobilienmarkt FOTO: © GWM » Das plötzliche Ende des Niedrigzins- umfelds hat das Kartenhaus erschüttert. « Matthias Holzhey, Senior Real Estate Economist und Chief Investment Officer GWM

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