Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

sammit anderen katholischen Institutionen eine kollabora- tive Engagement-Allianz zu formen“, so Piemonte. Unter den Mitgliedern befanden sich auch vier katho- lische Banken mit einer kombinierten Bilanzsumme von 15 Milliarden Euro. Darüber, welche Finanzkraft hinter der Allianz tatsächlich steckt, hält man sich jedoch bedeckt. Piemonte meint dazu: „Wir haben uns sehr bewusst von Anfang an gegen die Nennung einer Größenordnung ent- schieden, da wir nur auf die 93 Institutionen blickend sicher- lich nicht so groß sind wie BlackRock oder andere der größ- ten Vermögensverwalter. Da unsere Stimme als erstes inter- nationales Engagement-Bündnis katholischer Organisatio- nen dieser Größe die Chance hat, in einem Land wie Brasi- lien, in dem die Hälfte der Bevölkerung katholisch ist, ge- hört zu werden.“ Die so geschmiedete Allianz formulierte schließlich eine Liste an Zielen, die über einen dreistufigen Engagement- Prozess (siehe Grafik „Dreistufiger Engagement-Prozess“) erreicht werden sollten. Diese umfasst eine detaillierte Aufzählung, die beim Schutz der indigenen Bevölkerung sowie der Stär- kung der Menschenrechte beginnt, über verstärkte Umwelt- und Artenschutzmaßnehmen weitergeht und bei der Be- kämpfung des illegalen Goldabbaus endet. Minutiös werden im Bericht die Interaktionen aufgezählt, die die Allianz vom Beginn des Engagements am 29. März 2020 bis zum Abschluss durch diverse neue Gesetze der Lula-da-Silva-Administration am 22. September 2023 gesetzt hat (siehe Abbildung „Engagement in Brasilien – eine Aufschlüs- selung) . Einzig beim letzten Punkt, der Bekämpfung des illegalen Goldabbaus, musste man sich eingestehen, keine wesentlichen Fortschritte erreicht zu haben. Tatsächlich lässt sich der Einfluss der Allianz vor allem an einer Kennzahl festmachen: Auf 90 Prozent der Kontaktaufnahmen wurde tatsächlich sofort oder mit Verzögerung reagiert. Case 2: Mitteleuropäischer Investoren-Impact Der zweite Case beschreibt eine andere Form möglichen Impacts – weg von der Lobbyarbeit und hin zu direkten Investitionen. Hier engagiert sich der österreichische Pen- sionsversicherer fair-finance im Rahmen des Social Entrepre- neurship Venture Capital Fonds (SEF) 2 – dem Nachfolge- produkt des im Jahr 2019 gemeinsam mit dem Senat der Wirtschaft initiierten SEF 1.Der SEF 1 wurde 2021 als erster Impact-Fonds durch die FMA registriert und ist mit zwölf Beteiligungen und einem Gesamtvolumen von sieben Mil- lionen Euro ausinvestiert. Für 2024 ist nun das Nachfolgeprodukt geplant, das unter dem Namen twïnvest einen Fokus auf die Impact-Bereiche Gesundheit, Inklusion und Kreislaufwirtschaft legt. Der twïnvest soll auch für Dritte investierbar sein. Die Zielgröße ist mit 40 bis 50 Millionen Euro deutlich ambitionierter als beim ursprünglichen Produkt. „Als Zielunternehmen gelten impactgetriebene Wachstumsunternehmen in einem frühen Entwicklungsstadium aus demmitteleuropäischen Bereich“, wie es Fondsmanagerin Lena Gansterer formuliert. Zur Zielrendite will die Managerin keine nähere Aus- kunft geben. Angestrebt wird eine „marktübliche Rendite sowie eine Impact-Rendite“. Die Investitionen laufen über die Sektoren Medtech, Software-, Informations- und Tele- kommunikationstechnologie sowie Cleantech. Impact wird in den Bereichen Gesundheit, Inklusion und Circular Eco- Engagement in Brasilien – eine Aufschlüsselung Die Bank für Kirche und Caritas hat die Interaktionen der Engagement-Allianz akribisch dokumentiert und somit nachvollziehbar gemacht. Hoch transparent machte die Brasilien-Allianz unmittelbar nach Beendigung ihres Engagements ihr Procedere publik. Aus den vorgelegten Daten geht hervor, dass zwar ein Großteil der Kontaktaufnahmen via E-Mail erfolgte, aber auch der traditionelle Brief mit Umschlag und Briefmarke seine Anwendung fand. Angesprochen wurden alle Entscheidungs-Levels, angefangen bei der Arbeitsebene bis hin zum Minister. Quelle: BKC 0 20 40 60 80 100 120 Anzahl verschiedene Organisationen/ Institutionen Anzahl verschiedene Kontaktpersonen 62 136 21 % Presse- abteilung 0,5 % Staats- chef 0,3 % Investor Relations 1,8 % + + E-Mail: 295 Persönl. Treffen: 3 Brief: 40 Telefon: 7 Videokon- ferenz: 49 Arbeitsebene: 53,2 % Vorsitz Beamter/Botschafter: 4,1 % Vorstand: 17,1 % Führungssebene: 2,0 % Beamter/Diplomat: 13,6 % Vorsitz/Abgeordnete: 2,3 % Minister: 2,6 % Abgeordneter: 2,6 % 128 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Impact Investing FOTO: © FAIR-FINANCE » Als Zielunternehmen gelten impact- getriebene Wachstumsunternehmen in einem frühen Entwicklungsstadium aus dem mitteleuropäischen Bereich. « Lena Gansterer, Fondsmanagerin SEF, fair-finance

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