Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

D er Weg zur Hölle ist mit guten Absichten gepflas- tert. So zynisch dieses Bonmot klingen mag, so viel Wahrheit trägt es wahrscheinlich auch in sich – und das gilt auch für die eine oder andere Aktivität im humanitären Bereich. Dazu gehören Lebensmittellieferun- gen in von Hunger heimgesuchte Regionen, die die lokalen Bauern und Händler endgültig ruinieren, oder teils groteske Hilfsorganisationswettrennen, wie sie in Haiti zu beobach- ten waren und an deren Ende die Versorgung der Hilfs- organisationen Priorität vor der Versorgung der Bevölkerung zu haben schien. Hierbei handelt es sich natürlich um Extremereignisse, letzten Endes ist es aber doch nicht ganz unsinnig, auch Hilfs- oder Interventionsaktionen mit einer gewissen Professionalität zu betreiben. Das Pendant zur Entwicklungshilfe sind im Finanzbe- reich am ehesten die Bereiche „Impact“ und „Engagement“. Auch hier kommt es immer zu Ungenauigkeiten, die bei der Begriffsfindung beginnen und bei der Ausführung en- den. Aus diesemGrund hat Institutional Money – ohne An- spruch auf Vollständigkeit zu erheben – drei Best Practice Cases ausgewählt, die drei verschiedene Ansätze verfolgen. Einmal geht es um die Quantifizierung von Engagement, dann um die regionale Impact-Finanzierung – in beiden Fäl- len handelt es sich um Initiativen institutioneller Investoren. Im dritten Fall geht es um die nationale Impact-Initiative eines Asset Managers für institutionelle Investoren. Case 1: Engagement in Brasilien Um die Diskrepanz zwischen „tatsächlich gut“ und „gut gemeint“ kümmert sich die Bank für Kirche und Caritas (BKC) in ihrem jüngsten Bericht „Katholisches Investoren- Impact, Engagement, Nachhaltigkeit – all diesen Begriffen wohnt manchmal eine gewisse Schwammigkeit inne. Institutional Money hat drei topaktuelle Best Practice Cases identifiziert, die fokussiert agieren und klar positioniert sind. Beste Absicht, beste Praxis Dreistufiger Interventionsprozess Das Engagement der kirchlichen Allianz erfolgte auf drei Ebenen. Mit unterschiedlicher Intensität hat die von der Bank für Kirche und Caritas organisierte Allianz von 93 katholischen Institutionen versucht, Einfluss auf die brasilianische Regierung auszuüben. Am Ende des Prozesses ging Präsident Luiz Inácio Lula da Silva auf die meisten Forderungen ein. Inwieweit das Engagement dazu beigetragen hat, ist schwer zu bemessen. Welche Aktionen man jedoch gesetzt hat und wie der Rücklauf war, wurde minutiös festgehalten. Quelle: BKC Hauptziel- objekt Druck- erhöhungsziel Unterstützung & Austausch Dialog mit hochrangigen brasilianischen Entscheidungsträgern Kooperation mit und Motivation von internationalen institutionellen Investoren-Allianzen Sensibilisierung der nationalen und internationalen katholischen Gemeinschaft Schaffung von Aufmerksamkeit in den brasilianischen und internationalen Medien und der Öffentlichkeit Zusammenarbeit mit NGOs, multilateralen, kirchlichen und internationalen Organisationen sowie mit staatlichen Stellen außerhalb Brasiliens, um Expertise und zusätzliche Reichweite aufzubauen 126 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Impact Investing FOTO: © BRAUN MEDIA GMBH » Uns wurde klar, dass wir kaum eine Chance haben würden, in Brasilien etwas zu bewirken, wenn wir einen Engagement-Dialog allein beginnen. « Tommy Piemonte, Leiter Nachhaltigkeits-Research BKC

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