Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

sor of Finance an der EDHEC Business School und Senior Advisor von Scientific Beta, Felix Goltz, Research Director bei Scientific Beta, und Antoine Naly, Senior Quantitative Researcher bei Scientific Beta, vorgenommen. Amenc, Goltz und Naly nehmen die Perspektive von Investoren ein, die in erster Linie die CO 2 -Intensität ihres Portfolios reduzieren möchten, also „grüne“Anleger sind, und berücksichtigen da- bei ebenso ESG-Scores. Sollten hohe ESG-Scores und eine niedrige CO 2 -Intensität im Querschnitt der Aktien positiv korreliert sein, können Investoren sowohl grün sein als auch gleichzeitig andere ESG-Ziele erfüllen. Wenn jedoch Koh- lenstoffintensität und ESG-Werte nicht miteinander positiv korrelieren, sollten sich grüne Investoren der Kompromisse bewusst sein, die sie eingehen müssen, wenn sie sowohl grün sein als auch sich an ESG-Kriterien orientieren wollen. Der Untersuchungszeitraum reicht von Dezember 2013 bis September 2020. Tatsächlich ist das Treffen optimaler Entscheidungen ent- lang von Kompromissen das Wesentliche beim Portfolioauf- bau. Bei der Betrachtung rein finanzieller Ziele berücksich- tigen Anleger regelmäßig konkurrierende Ziele wie erwar- tete Rendite, Risiko und Liquidität – Trade-offs sind hier ständige Begleiter. Rationale Anbieter von Anlagestrategien versprechen den Investoren nicht, dass sie die Liquidität maximieren und gleichzeitig die Volatilität minimieren und die erwarteten Renditen maximieren können. Stattdessen versuchen sie, einen ausgewogenen Kompromiss zwischen den drei unterschiedlichen Dimensionen Risiko, Rendite und Liquidität zu finden. Auch wenn es um ESG- und Klimaziele geht, werden Portfolios nicht automatisch in mehreren Dimensionen besser, wenn man immer mehr Kriterien hinzufügt. So wie Investoren mit Zielkonflikten zwischen verschiedenen finan- ziellen Zielen konfrontiert sind, können nachhaltig agieren- de Investoren auch mit Zielkonflikten zwischen verschiede- nen nichtfinanziellen Zielen konfrontiert sein. Der Aufbau von Portfolios, die versuchen, mehrere Ziele in Einklang zu bringen, bringt große gestalterische Herausforderungen mit sich. Unabhängig vom gewählten Ansatz führt die Kombi- nation mehrerer quantitativer Ziele, die nicht perfekt mit- einander korrelieren, zu Kompromissen, die Investoren un- bedingt im Auge behalten müssen. Deren Vorhandensein ist in der Literatur zur Portfoliooptimierung mit mehreren Zielen gut dokumentiert. Die Autoren quantifizieren genau diesen Kompromiss, indem sie den Anstieg der CO 2 -Inten- sität messen,mit dem Investoren konfrontiert sind, wenn sie ESG-Score-Ziele zu dem Ziel einer niedrigen CO 2 -Intensität in globalen Aktienportfolios hinzufügen. Doppelt gut bedeutet nicht besser Um die Kompatibilität der Klima- und ESG-Dimensionen zu testen, bauen die Scientific-Beta-Experten globale Aktien- portfolios auf, die höhere ESG-Scores und niedrigere CO 2 - Intensität als Determinante der Portfoliogewichtung kom- binieren. Im Gegensatz zu den meisten wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu ESG-Investments verwenden Amenc, Goltz und Naly granulare ESG-Themen anstelle von Um- welt-(E)-, Sozial-(S)- und Governance-(G)-Scores, um der Heterogenität der Präferenzen institutioneller Anleger in den drei verschiedenen ESG-Dimensionen Rechnung zu tragen. Das Kapitalmarktforschertrio stützt sich auf 25 ESG- Themen-Bewertungen von den drei großen ESG-Rating- Anbietern MSCI, Moody’s und Refinitiv und baut Port- folios auf, die auf zahlreichen Kombinationen von ESG-Zie- len und CO 2 -Reduktion basieren. Beispiele für solche ESG-Themen sind Human Resources und Menschenrechte innerhalb der sozialen Dimension oder Ressourcennutzung und Umweltinnovation innerhalb der Umweltdimension (siehe Tabelle „Liste der ESG-Themen“). Die Bewertung einer großen Zahl möglicher Themen statt einemGesamt-Score pro Säule hilft den Autoren, Ergebnisse zu erhalten, die verallgemeinert werden können. Durch den ESG-Portfolios werden keineswegs automatisch in mehreren Dimensionen besser, wenn man immer mehr nachhaltige Kriterien zu kombinieren sucht. N o . 4/2023 | institutional-money.com 115 ESG | THEORIE & PRAXIS FOTO: © GOKHAN | STOCK.ADOBE.COM » Besser ist es, vorweg via ESG-Scores Firmen auszuschließen und dann nach dem CO 2 -Ranking vorzugehen. « Felix Goltz, Research Director bei Scientific Beta

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