Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

vorliegenden Fall Bloomberg und Refinitiv Eikon), weisen sie trotz hoher Korrelationswerte von 0,95 immer noch einen überraschend geringen Anteil identischer Datenpunk- te auf. Dieser Wert liegt bei nur 68 Prozent. Diese Divergenz wird kaum Auswirkungen auf die Bildung kohlenstoffar- mer Portfolios haben, wenn Fondsmanager Unternehmen anhand der Scope-3-Emissionsdatensätze von Bloomberg oder Refinitiv einem Ranking unterziehen, wird jedoch zu wesentlich unterschiedlichen Portfoliobestandteilen führen, wenn die Scope-3-bereinigten Emissionswerte von ISS ver- wendet werden. Diese Divergenz macht es für Investoren jedenfalls schwierig, das tatsächliche Exposure ihrer Port- folios gegenüber Klimarisiken zu verstehen. Zweitens stellen die Autoren fest, dass Unternehmen nor- malerweise die Zusammensetzung der Scope-3-Emissionen unvollständig offenlegen – und zwar im Schnitt bloß in 3,75 von 15 Kategorien –, im Lauf der Zeit jedoch Daten aus mehr Kategorien einmelden. Die relevantesten Scope-3- Emissionskategorien unterscheiden sich sowohl zwischen als auch innerhalb der Branchen. Geschäftsreisen wurden von den meisten Unternehmen gemeldet, und zwar von bis zu 84 Prozent der Stichprobe, obwohl sie weniger als ein Pro- zent der gesamten Scope-3-Emissionen ausmachen (siehe Grafik „Das Leichteste zuerst“). Andere,wesentlichere Scope-3-Kategorien wie die Verwen- dung verkaufter Produkte – diese machen bis zu 66 Prozent der gesamten Scope-3-Emissionen aus – und die Verarbei- tung verkaufter Produkte – sie stehen für acht Prozent der Scope-3-Emissionen – wurden weitgehend ignoriert. Offen- legungen erfolgten hier nur zu 18 beziehungsweise sechs Prozent der Stichprobe. Eine einfache Lückenschluss-Analyse legt nahe, dass die gesamten Scope-3-Emissionen um 60 Pro- zent größer sein könnten als derzeit berichtet, wenn Unter- nehmen die vollständige Zusammensetzung von Scope 3 meldeten. Drittens ist die Treffsicherheit der Prognose von Scope 3 selbst mit den ausgefeiltesten Algorithmen für maschinelles Lernen und einem umfangreichen Satz an Geschäfts- und Finanzprognosetools gering. ImAllgemeinen ist es einfacher, Upstream-Emissionen zu prognostizieren als Downstream- Emissionen. Entscheidend ist, dass die Schätzung der gesam- ten Scope-3-Emissionen auf Kategorieebene statt auf aggre- gierter Ebene die Prognosegenauigkeit verbessert, das heißt, dass der mittlere absolute Fehler (MAE) der logarithmisch transformierten Emissionen im „Linear Forest“-Ansatz um 25 Prozent reduziert wird. Dies liegt höchstwahrscheinlich daran, dass die aggregierten Scope-3-Emissionen durch nicht gemeldete Kategorien verzerrt sind, was darauf hindeutet, dass die Modellierung der Scope-3-Emissionen auf Katego- rieebene durchgeführt werden sollte. Es gibt jedoch begrenz- Das Leichteste zuerst Divergentes Bild, was die Meldung der Scope-3-Daten zu den einzelnen Kategorien betrifft Im Schnitt liefert jede Branche nur in 3,75 Kategorien Scope-3-Daten (Balken) . 5 von 6 Firmen liefern die mit ihrer Emissionshöhe von insgesamt ein Prozent kaum relevanten Scope-3-Daten zu Geschäftsreisen (Kategorie 4: „Upstream Transportation & Distribution“). Bei sehr aufwendigen Kategorien wie Kategorie 14 (Franchise) hält man sich nobel zurück. Quelle: Studie 0 1 2 3 4 5 Versorgungs- unter- nehmen Tele- kommunikations- services Immobilien Rohstoffe IT Industrie- werte Gesundheits- wesen Finanzwerte Energie Basis- konsumgüter Nicht-Basis- konsumgüter Gebrauch verkaufter Produkte Entsorgung der Produkte Verarbeitung verkaufter Produkte Angemietete/geleaste Sachanlagen Kapitalgüter Energie- u. brennstoff- bezogene Aktivitäten Pendeln Vorgelagerter Transport u. Distribution Franchise Vermietete/verleaste Sachanlagen Geschäftsreisen Abfall Nachgelagerter Transport u. Distribution Andere Eingekaufte Waren u. Dienstleistungen Anzahl an Kategorien Investitionen 110 N o . 4/2023 | institutional-money.com THEORIE & PRAXIS | Nachhaltigkeitsmanagement FOTO: © UNIVERSITÄT VON TASMANIEN » Über Geschäftsreisen wird oft berichtet, sie machen aber weniger als ein Prozent der gesamten Scope-3-Emissionen aus. « Nicholas A. Pittman, Climate & Data Scientist, Emissions Modeller und Researcher an der Universität von Tasmanien

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=