Institutional Money, Ausgabe 4 | 2023

vorzugt, weil sie leicht in US-Dollar-Verluste oder versteckte Kosten umgerechnet werden können – unter Verwendung des effektiven Kohlenstoffpreises oder unter Benutzung der künftigen Kohlenstoffkosten. CO 2 -Fußabdrücke erleichtern die Umsetzung von Desinvestitionsstrategien oder von CO 2 - reduzierten Indizes wie etwa den S&P Carbon Efficient In- dizes oder demMSCI Low Carbon Index. Aber obwohl der CO 2 -Fußabdruck von Unternehmen so eine beliebte Mess- größe bei der Bewertung der Risiken des Klimawandels ist, weisen Daten zu CO 2 -Emissionen zahlreiche Probleme auf. Dazu zählen etwa begrenzte, inkonsistente oder ungenaue Berichterstattung. Darauf haben zum Beispiel Hamish Ken- nett, Ivan Diaz-Rainey, Pallab Kumar Biswas und Duminda Kuruppuarachchi in „Climate Transition Risk in New Zea- land Equities“, veröffentlicht im Journal of Sustainable Finance and Investment, 2021 hingewiesen. Betroffen sein kann man als Unternehmen von dieser Problematik, weil man selbst sein Berichtswesen noch nicht perfektioniert hat oder weil dies bei Zulieferern der Fall ist. Letzteres ist natur- gemäß schwerer in den Griff zu bekommen. Direkte und indirekte Emissionen Das Greenhouse Gas (GHG) Protocol unterteilt Kohlenstoff- dioxidemissionen in drei Kategorien: Scope 1 – direkte Emissionen aus Quellen und Assets, die vomUnternehmen kontrolliert werden, Scope 2 – indirekte Emissionen aus ge- kauftem Strom – und Scope 3 – indirekte Emissionen aus der Wertschöpfungskette eines Unternehmens. Traditionell verlangt das GHG Protocol von allen Unternehmen, Scope- 1- und Scope-2-Emissionen zu melden; es steht den Unter- nehmen jedoch frei, ob und welche Kategorien sie für die Meldung von Scope-3-Emissionen wählen.Die Bilanzierung von Scope-3-Emissionen erfolgt dem ursprünglichen Gedan- ken folgend auf freiwilliger Basis, da diese Emissionen oft nicht im Einflussbereich des Unternehmens selbst liegen. In letzter Zeit häufen sich die Anzeichen dafür, dass eine ver- pflichtende Offenlegung der Scope-3-Emissionen bevorsteht. Beispielsweise sieht ein Regelentwurf der US-amerikani- schen Börsenaufsichtsbehörde SEC (Securities and Exchange Commission) vor, dass Unternehmen die von ihren Liefe- ranten oder Partnern verursachten Emissionen offenlegen müssen, wenn diese wesentlich sind oder in einem ihrer Emissionsziele enthalten sind. Der republikanischen Mehr- heit im Repräsentantenhaus gelang es bis dato, diese Initia- tive zu blockieren. Ins Feld geführt wird unter anderem das Argument, dass kleinere Unternehmen mit diesem bürokra- tischen Mehraufwand überfordert wären. Für die Anhänger einer größtmöglichen Transparenz in Bezug auf CO 2 -Emis- sionen ist die Bedeutung einer genauen Quantifizierung der Scope-3-Emissionen unbestreitbar gegeben. Dennoch wird allgemein anerkannt, dass die systematische Erfassung aller Emissionen entlang der gesamten Wertschöpfungskette – bei großen Konzernen von manchmal bis zu zehntausend Unternehmen – mit der gleichen Genauigkeit äußerst schwierig ist. Als Erster darauf hingewiesen hat Jerry Patchell 2018 in „Can the Implications of the GHG Protocol’s Scope 3 Standard be Realized?“. Scope 3 hat viele Vorteile – es deckt alle indirekten Emissionen ab, die sich über die gesamte Wertschöpfungskette eines Unternehmens erstrecken, von der Beschaffung und Vorverarbeitung von Rohstoffen (Up- stream) bis hin zur Verteilung, Lagerung, Verwendung und Entsorgung der an Kunden verkauften Endprodukte (Downstream). Es erfasst einen erheblichen Teil des gesam- ten CO 2 -Fußabdrucks vieler Unternehmen, insbesondere derjenigen, die im Energiesektor tätig sind. Darüber hinaus stellt Scope 3 die bedeutendsten Möglichkeiten zur Emis- sionsreduzierung in der Zukunft dar, und eine vollständige Bewertung der Scope-3-Emissionen ist entscheidend für das Verständnis der umfassenden Auswirkungen von CO 2 - Die zuverlässige Erfassung aller direkten und indirekten CO 2 -Emissionen ist innerhalb von längeren Lieferketten kein leichtes Unterfangen. N o . 4/2023 | institutional-money.com 103 Nachhaltigkeitsmanagement | THEORIE & PRAXIS FOTO: © ACINQUANTADUE | STOCK.ADOBE.COM | MIT KI BEARBEITET, UNIVERSITY OF OTAGO » Eine transparente Offenlegung der Schätzmethoden der Datenanbieter ist für institutionelle Investoren wichtig. « Quyen Nguyen, Postdoc der CEFGroup am Department of Accountancy and Finance der University of Otago

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