Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

J üngste wissenschaftliche Arbei- ten, Mainstream-Medien und politische Debatten haben mit Sorge festgestellt, dass öffent- liche Pensionsfonds in den USA eine gigantische Finanzierungslücke aufwei- sen. Das sogenannte „Funding Gap“, also die Differenz zwischen dem NPV (Net Present Value) von Assets und Lia- bilities, liegt in der Größenordnung von ein bis drei Billionen US-Dollar. Dabei macht die Summe der Aktiva 4,4 Billionen US-Dollar, marked-to-market bewertet, aus, während die Passiva je nach dem angewen- deten Diskontierungssatz der Verbindlichkei- ten beträchtlich schwanken. Pew Research vermutete 2019, dass diese Funding-Lücke mehr als eine Billion US-Dollar beträgt. Novy-Marx und Rauh schätzten bereits 2011, dass bei Anwendung angemessener aktuarischer Regeln im Juni 2009 diese Un- terdeckung zwischen 1,26 und 2,49 Billio- nen US-Dollar beträgt. Die akademische Forschung zu öffentlichen Pensionsplänen hat sich weitgehend auf die Analyse dieser Finanzierungslücken konzentriert, wobei besonderes Augenmerk darauf gerich- tet wurde, wie sich verschiedene An- nahmen, etwa in Bezug auf den Abzin- sungssatz, auf das Funding Gap aus- wirken und wie dieses Finanzierungs- loch die Asset Allocation und die Ri- sikobereitschaft der Anlagepolitik der Pensionspläne beeinflusst. Weniger Aufmerksamkeit wurde den Faktoren zuteil, die die Anlageergebnisse dieser Pensionspläne beeinflussen. Dieses geringe Interesse ist umso bemerkens- werter, als künftige Finanzierungs- lücken durch eine bessere Performance der Pensionspläne verkleinert werden. Lücke geschlossen Hier haken nun drei Kapitalmarkt- forscher ein: Yan Lu und Kevin Mul- lally von der University of Central Florida sowie Sugata Ray von der Univer- sity of Alabama untersuchen in einem Re- search Paper den Zusammenhang zwischen der Vergütung der Chief Investment Offi- cers (CIOs) öffentlicher Pensionsfonds in den USA und der Performance dieser Pen- sionspläne anhand von Daten zu 190 Pen- sionsfonds für den Zeitraum von 2001 bis 2018. Führt etwa eine höhere Vergütung des (CIO) zu einer besseren Performance? Und wenn dem so ist, wie sieht dieses Package aus, und warum gibt es diesen Zusammen- hang? Tatsächlich wurde der Kontext zwi- schen der Entlohnung von Führungskräften und deren Performance schon auf verschie- denen Ebenen untersucht, nicht aber bei CIOs von öffentlichen US-Pensionseinrich- tungen. Die Analyse der Remuneration von CIOs öffentlicher Pensionspläne eignet sich aus mehreren Gründen besonders gut für die Untersuchung eines solchen Zusammen- hanges, meinen die Autoren. Erstens kön- nen Vergütungshöhe und -struktur von CIOs über öffentliche Datenbanken und Freedom- of-Information-Act-(FOIA)-Anfragen abge- fragt werden. Zweitens ist die Performance des Pensionsplans in Form von Anlageren- diten leicht zu beobachten. Darüber hinaus ist es angesichts der Verfügbarkeit von de- taillierten Daten über die Asset Allocation der Pläne, die Performance der Assetklassen und die Aktienbestände möglich, Unter- schiede in der Performance zwischen den einzelnen CIOs herauszuarbeiten. Die Motivation für das Autorentrio war, aufgrund der Datenbreite und -tiefe möglicherweise Strategien auf- zuzeigen, wie sich die chronische Un- terfinanzierung öffentlicher Pensions- pläne durch entsprechend entlohnte CIOs verringern ließe. Warum könnten höhere CIO-Vergü- tungen zu einer besseren Performance führen? Ursachen dafür können besse- re Ergebnisse bei der Einstellung von CIOs sein oder eine längere Bleibe- dauer aufgrund besserer Mitarbeiter- bindung sowie die Existenz von In- centives für höher vergütete Manager. Während die Zusammenhänge zwi- schen höherer Vergütung und besseren Einstellungs- und Mitarbeiterbindungs- ergebnissen klar auf der Hand liegen, Was bis dato vermutet wurde, findet nun in einer aktuellen Studie Bestätigung: Es zahlt sich aus, CIOs von Pensionseinrichtungen gut zu entlohnen, besser bezahlte performen tatsächlich besser. Asset Allocation öffentlicher US-Pensionspläne Aktien und Renten dominieren zu drei Vierteln die Vermögensaufteilung. Durchschnittswerte über 190 Pensionsfonds für den Zeitraum von 2001 bis 2018. Zum Unterschied von Universitätsstiftungen ist der Anteil an Private Equity, Immobilien und alternativen Anlagen wesentlich geringer. Quelle: Studie Aktien 51,82 % Fixed Income 26,29 % 6,55 % Private Equity Immobilien 6 % Hedgefonds Cash Rohstoffe Sonstiges + + (zusammen 9,34 % ) » Höher bezahlte CIOs übertreffen ihre Gegenspieler um 47 bis 60 Basispunkte Performance pro Jahr. « Dr. Yan Liu, Associate Professor of Finance, University of Central Florida Erfolg kann man kaufen 88 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | C I O- P ERFORMANC E FOTO: © UNIVERSITY OF CENTRAL FLORIDA

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