Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

bei der es um diese Knappheitsprobleme geht, mit der bereits erwähnten, teils un- elastischen Gasnachfrage. Die Inflations- eindämmung funktioniert dann nur um den Preis einer derartigen Nachfragezerstö- rung, dass man dann wirklich in einer Situation ist, die nicht als politisches Ziel gelten sollte. Vor diesem Hintergrund hält Weber ein Sze- nario für am realistischsten, in dem eine an- haltende Inflation mit Rezession und hohen Zinsen zusammenfällt. „Wir befinden uns in einer Situation radikaler Unsicherheit“, er- klärt Weber und blickt auf die Uhr. Sie muss los – weiter ihren Einfluss auf den Endbericht der Kommission ausüben. Mit dem Ergebnis wird sie nicht ganz zufrieden sein. Sie wird eines der beiden Sondervoten abgeben, mit dem sie sich da- gegen ausspricht, dass „ein verbrauchendes Unternehmen die geförderte Menge (…) am Mark verwerten kann“. Ein derartiger Mechanismus könnte laut Weber „zu einer Destabilisierung der Wirtschaftsstruktur, zur Beschleunigung der Deindustrialisierung und zur Verschärfung der Rezession füh- ren“, da die Möglichkeit einer Veräußerung vor allem im energieintensiven Bereich als „Abschaltprämie“ wirken und letzten Ende die Inflation sogar beschleunigen kann. Sie wird ihre Bedenken auch auf Twitter äußern. Und ein paar Dutzend Herzen e- rnten. Keinen Shitstorm. Vielleicht findet sie das inzwischen langweilig. HANS WEITMAYR Zur Person Isabella Weber Isabella Weber beginnt ihre Laufbahn 2010 an der Freien Universität Berlin . 2015 folgt ein Master in Wirtschaftswissen- schaften an der New School for Social Research in New York City. 2018 promoviert Weber am Peterhouse College der University of Cambridge . Eine weitere Promotion erreicht sie an der New School for Social Research . Von 2017 bis 2019 ist sie Dozentin für Wirtschaftswissenschaften am Goldsmiths College der Univer- sity of London . 2019 wechselt sie zugunsten einer Assis- tenzprofessur für Wirtschaftswissenschaften an die University of Massachusetts Amherst , wo sie zudem Forschungs- leiterin für China Studies am Political Economy Research Institute wird. Weiters fungierte sie als Sachverständige des US-Kongresses und Mitglied der Unabhängigen ExpertInnen-Kommission Gas und Wärme (Gas- preiskommission). Sie kann auf eine umfangreiche Publikationsliste verweisen – unter anderem: „How China Escaped Shock Therapy: The Market Reform Debate“. » Es geht dann nur um den Preis einer derartigen Nach- fragezerstörung, dass man dann wirklich in einer Situation ist, die nicht als politisches Ziel gelten sollte. « Isabella Weber BIP-Schwäche mit Ansage Verlauf und Prognose laut Internationalem Währungsfonds Laut Weber ist zu befürchten, dass die massiven Leitzinsanhebungen die Nachfrage und somit das BIP zerstören, ohne eine ursächliche Wirkung auf die Inflation zu entfalten. Quelle: IWF -6 % -4 % -2 % 0 % 2 % 4 % 6 % 1992 1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 BIP-Veränderung zum Vorjahr Prozent T H E O R I E & P R A X I S | I SAB E L LA WE B ER | UN I VERS I TY OF MAS SACHUS E T T S AMHERS T FOTO: © TIM FLAVOR 42 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com

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