Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

Verbriefungen dürfen nur dann hinterlegt werden, wenn die Bonität ausgezeichnet ist, ausreichend Liquidität vorhanden ist und die Gegenparteien einen entsprechenden Marktzugang haben, um die Assets im Not- fall rasch veräußern zu können. Zudem wer- den teils heftige Haircuts fällig“, so Bahl. Es verstehe sich von selbst, dass keine ei- genen Wertpapiere oder Papiere aus der ei- genen Gruppe hinterlegt werden dürfen. Die großen Verwahrstellen haben schon im Vorfeld Maßnahmen getroffen und ihre Systeme entsprechend angepasst. „Als gro- ßer Custodian investieren wir kontinuierlich in unsere IT. Im Rahmen der UMR-Umset- zung haben wir bei uns die Plattform ,Col- lateral +‘ eingeführt. Sie enthält Optimie- rungstools, die speziell auf die Buy-Side ausgerichtet sind“, erklärt Stoytchkova. Man brauche schließlich Optimierungstools für das Pre- und das Posttrading und einen Margin Manager, wenn es darum geht, die Kontrahentenrisiken zu verwalten. „Die Plattform ,Collateral +‘ ist keine komplett von uns entwickelte Lösung, son- dern inkludiert mittels Open Architecture auch externe Fintechs. Die haben wir in unsere Plattform integriert, sodass wir alles rund um die Themen OTC-Derivate und Collateral Management abbilden können“, erklärt Stoytchkova. Mit dem neu entwi- ckelten System wisse man nicht nur, wel- chen Collateral-Bedarf man hat und wel- ches Collateral sich eignet, sondern könne auch sein Margin Management effizient ko- ordinieren, und außerdem habe man sein Kontrahentenrisiko im Griff. Asset Mana- ger, die diese Dinge in-house bewerkstelli- gen möchten, mussten im Vorfeld ihr Back- office personell aufstocken, ihre Prozesse im Backoffice sauber durchplanen und neue Verein-barungen mit den Depotbanken un- terzeichnen. „Mit einer gut aufgebauten IT lassen sich die Anforderungen der UMR zwar gut be- werkstelligen, aber dazu müssen Sie Ihre Systeme up to date halten und regelmä- ßig darin investieren“, so Stoytchkova. „Insbesondere viele kleinere Häuser ha- ben das nicht getan und müssen nun an- dere Lösungen finden.“ Aber welche Lösungen bieten sich hier an? „Die meisten großen Asset Ma- nager haben längst ihre EMIR-REFIT- Programme gestartet und erfüllen die Anforderungen an die UMR“, kennt Schmitz den Markt. Sie glaubt, dass kleine Asset Manager jetzt wohl OTC-De- rivate-Geschäfte weniger nutzen oder aus- setzen werden. „Allerdings glaube ich nicht, dass sie jetzt gar keine Swaps mehr machen – die gibt es nicht börsengehandelt – oder keine Tailor-made-Derivategeschäfte mehr abschließen, beispielsweise um ganze Port- folios individuell abzusichern“, meint Schmitz. Ihrer Meinung nach sind Swaps und Portfolioabsicherungen für Asset Manager essenziell, sodass darauf nicht verzichtet werden könne. Sie schätzt, dass die kleineren Asset Manager solche Geschäfte künftig aus- lagern oder sich bei OTC-Derivaten auf weniger Broker und weniger Counter- parties beschränken werden, um den Aufwand so weit wie möglich zu redu- zieren. Bahl merkt an, dass Asset Manager nun verschiedene Möglichkeiten hätten: Sie könnten entweder umsteigen auf ge- listete Produkte wie Futures oder Optio- nen oder auf zentral geclearte Produkte. „Bei maßgeschneiderten Produkten, wo es diese Möglichkeiten nicht gibt, müs- sen sie sich strategisch Gedanken ma- chen über ihren Liquiditätsbedarf“, emp- fiehlt Bahl. Insgesamt werde der Einsatz von Derivaten für die Asset Manager jetzt aufwendiger oder – im Fall von Auslagerungen – teurer. Auf der anderen Seite würden durch die Regulierung die systemischen Risiken insgesamt einge- dämmt. ANKE DEMBOWSKI » Asset Manager, die OTC-Derivate ein- setzen, müssen sich strategisch Gedanken machen über ihren Liquiditätsbedarf. « Martina Bahl, Geschäftsführerin BahlConsult GmbH Verwahrstellen bieten Collateral Management als Dienstleistung an Viele Asset Manager lagern das Collateral Management an die großen Service Provider aus. Hier ein Beispiel von State Street: Collateral Management tangiert sowohl Pre-Trade-, Trade- als auch Post-Trade-Aktivitäten. Quelle: State Street Kosten- optimierung Operationelle Effizienz Finanzierung und Liquidität Einhaltung der regulatorischen Anforderungen Operations Arbeitsablauf Nahtlose Verarbeitung mehrerer Produkte, Unterstützung bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben Custody & Drittparteien Management von Drittparteien und Custodians, flexibles Collateral-Management, Schnittstellen zu Operations & Front Office Analyse & Optimierung Modulare Pre- und Post-Trade-Lösungen. Proaktive Margin-Optimierung Reduzierung der Collateral-Kosten Finanzierungslösungen Zugang zu produktübergreifenden Finanzierungslösungen, die es den Trading Desks ermöglichen, Collateral-Lücken zu schließen Front Office & Treasury Pre-Trade • Schätzung der Auswirkungen von Trades auf die Margins • Sicherheiten-Suffizienzprüfungen • Reduzierung des Collateral-Bedarfs durch Handels-Optimierung • Durchführung von Pre-Trade-Tests gegen Limits und Schwellenwerte Trade • Margins berechnen • Ausgabe und Empfang von Margin Calls • Collateral-Prüfung und -Optimierung • Margins abgleichen und Streitigkeiten managen • Abrechnung der Initial Margin in der Dreiparteienstruktur Post-Trade • Margin-Attributionsberichte • Collateral-Optimierung • Analysen zur Reduzierung der Collateral-Anforderungen • Margenprognosen zur Unterstützung des Liquiditätsmanagements S T E U E R & R E C H T | OT C - REGUL I ERUNG N o. 4/2022 | www.institutional-money.com 263 FOTO: © BAHLCONSULT

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