Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

nehmen zusammenzusetzen und sie bei der Transformation zu unterstützen.“ Statt Exklusion fährt DNB also einen Active- Ownership-Ansatz, und Børresen begründet diese Vorgehensweise: „Zwar nutzen wir den Ausschluss auch als Mittel zur Verrin- gerung inakzeptabler Risiken, doch je mehr Unternehmen wir ausschließen, desto größer wird der Tracking Error zu unserer Benchmark, und unser Einfluss auf die Unternehmen nimmt ab, was wiederum unseren Investoren Sorgen bereiten würde.“ Auch regional sieht Børresen Unter- schiede: „Es gibt unterschiedliche Betrachtungsweisen über verantwortli- ches Investieren zwischen Europa und den USA. Aktuell hat sich Europa in der Nachhaltigkeitsentwicklung vor die USA geschoben. In Asien folgt man dem Nach- haltigkeitstrend mit einigem Zeitverzug hin- ter Europa.“ Unklare Vorgaben Nichtsdestotrotz befürchten auch viele Asset Manager Klagerisiken. „Viele Repor- tinganforderungen sind noch nicht präzise. Nur zum Teil gibt es bereits technische Standards, aber die werden oft geändert“, sagt Børresen. „Es gibt noch nicht genü- gend Daten, zum Teil widersprechen sich diese auch, sie sind lückenhaft oder nicht über Landesgrenzen hinweg vergleichbar“, so Børresen. „Was wir unbedingt brauchen, sind international gültige Standards!“ Einige wenige globale Standards wie die CO2- Intensität gebe es zwar, aber in vielen Be- reichen hapert es noch. Für das Thema Biodiversität fehlten beispielsweise sowohl Daten als auch Metriken. Es sei ohnehin schon herausfordernd ge- nug, den umfangreichen und auch neuarti- gen Anforderungen für die Non-Financial Reports nachzukommen. „Schwierig ist bei- spielsweise, dass wir als Asset Manager über die PAI-Indikatoren berichten müssen, aber unsere Portfoliounternehmen noch nicht. Da stellt sich die Frage, wie wir an die Daten kommen sollen, um korrekt zu berichten“, so Børresen. Ungenügende Datenlage Die Situation, dass Asset Manager zwin- gend auf Nachhaltigkeitsdaten angewiesen sind, dränge sie in die Abhängigkeit von Datenanbietern. „Wenn wir die Daten zwin- gend benötigen, werden wir sie natürlich beziehen“, so Børresen. Angesichts der schwierigen Datenlage hat DNB Asset Management ein ESG-Lab eingerichtet, eine Plattform, in der Nachhal- tigkeitsdaten zentral gesammelt und aufbe- reitet werden. „So werden beispielsweise all unsere Aktivitäten und Kontakte, die wir mit den Unternehmen haben, im ESG-Lab erfasst. Der Aufbau des ESG-Lab war ein enormer Aufwand, aber es hilft uns, weiter- hin die Integration von ESG-Kriterien in unseren Anlageentscheidungen zu verbes- sern“, erklärt Børresen. „Im Moment wird es nur intern verwendet und ist sehr hilf- reich bei der Unterstützung der Investitions- entscheidungen unserer Portfoliomanager.“ Andere Asset Manager plädieren für mehr Offenheit: „Für Artikel-8-Fonds waren die Anforderungen zu niedrig. Die geringe Hürde hat dazu geführt, dass viele Asset Manager ihre bestehenden Fonds Artikel-8- fähig gemacht haben. Das waren am Ende so viele, dass ein Artikel-8-Label keinen großen Wert mehr für Investoren bietet, die wirklich nachhaltig investieren wollen“, meint Günther Kastner. Er ist Gründer, ge- schäftsführender Gesellschafter und CIO der Impact Asset Management aus Wien. Mehr Offenheit gefordert Jetzt überlege man, mit Artikel-8+-Fonds nachzubessern, aber das Ganze führe eher zu Verwirrung als zur Klarstellung. „Für un- sere Fonds verwenden wir das FNG-Siegel. Das hat mehr Glaubwürdigkeit und beruht auf einer unabhängigen qualitativen und quantitativen Prüfung des Fonds und der Investmentprozesse“, meint Kastner. Ein zu starres Regelwerk hält er für nicht ziel- » Der Markt sollte flexibel bleiben. Es wird nicht jeder Asset Manager 100 Prozent nachhaltig sein können. « Günther Kastner, Impact Asset Management, Wien In Deutschland steigt der Strompreis Trotzdem wird ein steigender Stromverbrauch prognostiziert: Der erhöhte Verbrauch durch E-Autos, Wärmepumpen, Wasserstofferzeugung etc. wirkt sich aus. Hier handelt es sich um den Strompreis für Haushalte in Deutschland . Durchschnittlicher Strompreis für einen Haushalt in ct/kWh bei einem Jahresverbrauch von 3.500 kWh. Der Grundpreis ist anteilig enthalten, Tarifprodukte und Grundversorgungstarife inklusive Neukundentarife sind enthalten, allerdings nicht mengengewichtet. Quelle: BDEW 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % Juli 2022 1.HJ 2022 2021 2020 2019 2018 2017 2016 2015 2014 2013 2012 Beschaffung, Vertrieb Netzentgelt inkl. Messung und Messstellenbetrieb Stromsteuer KWK-Aufschlag Konzessionsabgabe EEG-Umlage Mehrwertsteuer Offshore-Netzumlage § 19 StromNEV-Umlage 252 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | E SG- REGUL I ERUNG : KLAGER I S I KEN FOTO: © IMPACT ASSET MANAGEMENT

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