Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

nen dieses Risiko bedeutend reduzieren.“ Offenbar sehen das viele Investoren genau- so, denn derzeit nutzen mehr als 25.000 Unternehmen die Datenbank von Drooms, darunter globale Immobiliengesellschaften, Beratungsfirmen, Anwaltskanzleien und Konzerne wie Metro Group, Evonik, JLL, J.P. Morgan, CBRE, REWE und UBS. Internationalität steigt Den Befragten zufolge sind aktuell Deut- sche (51 Prozent), Amerikaner (26 Prozent) und Briten (23 Prozent) die aktivsten Trei- ber des europäischen Immobilienmarktes. Insgesamt sind die Märkte in Europa ziem- lich international aufgestellt. In Großbri- tannien gaben immerhin 30 Prozent der Befragten an, dass ausländische Investoren den größten Einfluss auf den Markt hätten. In Frankreich waren es 46 Prozent, in Deutschland 31 Prozent. Spanien scheint auf Grundlage der Umfrage einer der inter- nationalsten Märkte in Europa zu sein. Dort gaben 73 Prozent der Befragten ausländi- sche Investoren als stärkste Treiber an. Darüber hinaus ergab die Untersuchung, dass die Märkte der DACH-Region (52 Prozent) und das United Kingdom (26 Pro- zent) die attraktivsten für Kapitalanleger sind. Allerdings sehen die Befragten auch in der CEE-Region erhebliches Potenzial (21 Prozent). Entgegen gelegentlich geäußerten Mei- nungen treten Asiaten nicht wahrnehmbar am europäischen Immobilien- und Infra- strukturmarkt auf. „Amerikaner sind aktuell sehr aktiv in Europa, insbesondere US-Pen- sionsfonds traten zuletzt oft als Käufer auf. Asiaten hingegen treten eher wenig in Erscheinung, auch wenn jetzt mit dem Hafen Hamburg ein prominentes Beispiel durch die Presse geht“, beobachtet Grellier. Möglicherweise sind sie über geschlossene Fondsstrukturen aus Luxemburg im Ge- schäft, „aber eher selten bei Direktinvesti- tionen“, so Grellier. Nach wie vor hoch im Kurs stehen den Immobilienprofis zufolge die Assetklassen Logistik (34 Prozent) und Wohnen (27 Pro- zent). In diesen beiden Segmenten sehen die Investoren aufgrund der sicheren Cashflows und des überschaubaren Risikos die größten Investmentchancen. Auch Büros stehen trotz der Homeoffice-Debatte weiterhin im Fokus (16 Prozent), allerdings deutlich hin- ter Logistik und Wohnen. „Wo wir auch viele Transaktionen sehen, sind verschiedene Infrastrukturbereiche: Windparks, Sendetürme, Servercenter und gelegentlich auch die viel beschworenen Life-Science-Immobilien“, ergänzt Grellier. Transaktionsdauer nimmt zu Eine weitere Erkenntnis aus der Unter- suchung ist, dass sich die Durchführungs- dauer für Gewerbeimmobilientransaktionen – vom Bieterverfahren bis zum Abschluss – enorm verlängert hat. Während im Jahr 2019 durchschnittlich nur 165 Tage von der Eröffnung eines Transaktionsdatenraums bis zum Abschluss der Transaktion vergingen, so waren es im ersten Halbjahr 2022 bereits 258 Tage – eine Steigerung um 58 Prozent. Besonders auffällig: Zwischen 2019 und 2020 stieg die Dauer der Transaktionen sprunghaft um 33 Prozent – und insbeson- dere in der DACH-Region und in Groß- britannien nehmen Transaktionen viel Zeit in Anspruch. Einer der Gründe: Regulierung Grellier nennt drei Gründe für diese Ent- wicklung: „Der ökonomische Grund ist, dass bei Immobilien die Spreads auseinan- dergehen, das heißt, Käufer und Verkäufer haben unterschiedliche Vorstellungen über die Bewertung. Dadurch dauern die Ver- handlungen länger.“ Als zweiten Grund führt er die schwieriger werdenden Fremd- finanzierungen an: „Die Banken tun sich schwerer mit Immobilienfinanzierungen, daher müssen Private-Debt-Fonds hinzu- kommen. Geht man mit mehreren Partnern in die Verhandlung, verlängert das die Pro- zesse.“ Als dritten Grund führt er die ESG- Regulatorik ins Feld, für die zahlreiche neue Daten zu erfassen sind. „Das ESG-Thema hat die Immobilienbranche stärker erwischt, als sie es sich selbst lange Zeit eingestehen wollte. Die Analysen gehen heute viel tiefer als noch vor ein paar Jahren. Wenn Sie die ESG-Informationen zum Objekt nicht voll- ständig haben, wird immer wieder nachge- fragt, und das nimmt Zeit in Anspruch“, meint Grellier. Logistik und Wohnen im Fokus Frage: Was ist momentan die attraktivste Assetklasse in Deutschland? Logistik- und Wohnimmobilien stehen derzeit im Fokus deutscher Investoren. Trotz der Homeoffice-Debatte sind auch Büros interessant, allerdings deutlich hinter Logistik und Wohnen. Quelle: Drooms-Studie, Oktober 2022 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Logistik 36,26 % Büro 19,78 % Wohnen 23,08 % Gesundheit 7,69 % Einzelhandel 4,40 % Hotel 2,20 % Infrastrukturähnlich (z.B. Datenzentren) 6,59 % Europa ist nicht so einheitlich, wie viele denken Frage: Was ist die größte Hürde für grenzüberschreitende Immobilieninvestments? Unterschiede in der Regulatorik nennen die meisten Investoren als Grund, weshalb sie nicht im Ausland investieren. Aber auch das Gefühl, den ausländischen Markt nicht so gut zu kennen wie den heimischen, spielt eine Rolle. Quelle: Drooms-Studie, Oktober 2022 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Die unterschiedliche Regulatorik von Land zu Land 52,17 % Währungsrisiken 5,43 % Die aktuellen Zinssätze 10,87 % Marktzugang und -kenntisse fehlen 28,26 % Sprachbarriere 3,26 % 218 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | IMMO- CROSS - BORDER - UMFRAGE

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