Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

„Wir sind eine alternde Gesellschaft, da müssen wir außer bei der Bekämpfung von Corona forschungsmäßig auch in anderen Bereichen weiterkommen, bei- spielsweise in der Diagnostik.“ Aber auch darüber hinaus sei der Bereich Life Science viel breiter, umfasst bei- spielsweise auch die Entwicklung von Lebensmitteln, Saatgut, Düngemitteln. „Viele Menschen wollen weg vom Fleischkonsum, daher geht der Trend in Richtung pflanzenbasierte Nahrungs- mittel. Neulich habe ich über die Ent- wicklung von veganer Schokolade gele- sen. In solche Dinge fließt derzeit viel Venture Capital, und wo das hinfließt, finden Forschung und Entwicklung statt“, so Schneidler, und weiter: „Durch den Klimawandel haben wir zu wenig Wasser im Sommer. Die Kultivierung von trockenheitsresistenten Pflanzen ist ein weiteres Thema, und darüber hinaus gibt es so viel mehr, was sich im Bereich Life Science tut.“ Außerdem rücken nach dem starken Fokus auf den Klimawandel jetzt auch andere UN-Ziele für nachhaltige Ent- wicklung, die Sustainable Development Goals (SDGs), ins Licht. Life-Science- Forschung kann bei SDG Nummer 2 (kein Hunger), SDG Nummer 3 (Gesund- heit und Wohlergehen) oder SDG Nummer 14 (Leben unter Wasser) einiges erreichen. Auch die EU-Taxonomie wird sich nach Umwelt- und sozialen Themen künftig der Erhaltung und Stärkung der Biodiversität zuwenden – ebenfalls ein Thema, das durch Life-Science-Forschung vorangetrieben werden kann. Der Bedarf an entsprechender Forschung ist auf absehbare Zeit also gege- ben, was Investoren in Life-Science-Immo- bilien langfristige Mietverträge beschert. Standortwettbewerb Regional spielt die Musik im Bereich Life Science Real Estate überwiegend in den USA; in Europa ist Großbritannien der Vor- reiter. „Die Forschungseinrichtungen kon- kurrieren extrem um die High Potentials“, so Linsin, „daher tun sie alles, um es den Spitzenforschern recht zu machen. Moderne Labor- und Forschungsflächen gehören ebenso dazu wie attraktive Städte, die gute kulturelle, Bildungs- und Freizeitaktivitäten sowie schnelle Verkehrsanbindungen bieten. Aktuell zieht es die gesuchten Spitzenfor- scher insbesondere in die Niederlande, nach Großbritannien und vor allem in die USA.“ Der deutsche Markt sei hingegen ziem- lich granular, befinde sich aber im Aufwind, beobachtet Linsin. Berlin, München, aber auch kleinere Universitätsstädte wie Regens- burg, Heidelberg, Tübingen und Mainz wol- len sich als Life Science Hubs etablieren. „Das kann gut funktionieren, aber noch sind diese Orte nicht vergleichbar mit einem Unicampus in Boston“, meint Schneidler. Trotzdem würden Investoren auch gern in deutsche Life Science Hubs investieren. „Als lokaler Manager sind wir hier im Vor- teil, denn der Zugang zum Produkt ist eine Herausforderung. Das geht nur über ein starkes Netzwerk aus Projektentwicklern und lokalen Bestandshaltern. Wir sind da- bei, uns in diesem Bereich eine Pipeline aufzubauen, um institutionellen Investoren die passenden Investmentopportunitäten bieten zu können“, erklärt Schneidler. Forschung funktioniert vernetzt Auch das niedersächsische Göttingen tritt in diesen Standortwettbewerb ein. Die Uni- versitätsstadt präsentierte sich dazu unter anderem auf der Immobilienmesse Expo Real mit einem eigenen Stand unter der Überschrift „Life.Science.City.Göttingen.“. Sie zeigt, was alles am Wirtschafts- und Forschungsstandort vorhanden ist und dass für eine Region relativ viel daran hängt. „Durch einige am Standort gewachsene Unternehmen wie den Pharma- und Labor- zulieferer Sartorius AG und die Universi- tätsmedizin Göttingen steigt die Attraktivität Göttingens bei Firmen und auch Fachkräf- ten im Bereich Life Science. Aber auch weitere Wirtschaftsbereiche wie IT und Logistik profitieren davon. Dies hat etwas mit der extrem engen Vernetzung zwischen Wissenschaft und Wirtschaft vor Ort zu tun“, erklärt ein Sprecher der GWG Gesell- schaft für Wirtschaftsförderung und Stadt- entwicklung Göttingen. Die Stadt habe der dort ansässigen Universität viel zu verdan- ken, denn sie sei die Keimzelle für die Entwicklung des Wissenschaftsstandorts Göttingen. Von ihr ausgehend haben sich weitere Forschungseinrichtungen in der Stadt angesiedelt. Dazu zählen etwa die Akademie der Wissenschaften Göttingen, In den USA hat sich Life Science Property bereits als nachhaltige Assetklasse in den Portfolios der Investoren etabliert. In Europa entwickelt sich das Marktsegment seit etwa zwei Jahren vor allen im UK und in den Niederlanden, aber auch in Deutschland. P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | L I GHT I NDUS TR I AL IMMOS N o. 4/2022 | www.institutional-money.com 211 FOTO: © GORODENKOFF | STOCK.ADOBE.COM

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