Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

W enn ganze Regionen prosperieren, dann haben Städteplaner alles richtig gemacht. Wer etwa in diesen Tagen Mainz be- sucht, bekommt einen Eindruck davon, wie offensichtlich wohlhabend eine Stadt durch gute Standortplanung werden kann. Der Erfolg des Unternehmens BioNTech strahlt weit über die bezeich- nende Adresse „An der Goldgrube 12“ hin- aus. Das Stadtbild wirkt frisch und belebt. Die Mainzer Universitätsmedizin hat Investi- tionen von 2,2 Milliarden Euro erhalten, was womöglich weitere High Potentials aus dem Forschungsbereich anziehen wird. Aber nicht nur Städteplaner sind gefragt, sondern aktuell werden auch Investoren häufig angesprochen, ob sie sich an der Finanzierung eines „Life Science Hub“ be- teiligen möchten. Bei Life Science handelt es sich um eine interdisziplinäre Wissen- schaft, die sich mit Prozessen und Struktu- ren von Lebewesen befasst. Die Thematik klingt zukunftsorientiert; so schreibt dazu das Chemie- und Forschungsunter- nehmen Bayer: „Die Menschheit verfügt über das Potenzial, Bemer- kenswertes zu erreichen, wenn wir Biologie, Chemie und Datenwissen- schaften miteinander verbinden. Wir können damit neue Möglichkeiten eröffnen und einige der größten Her- ausforderungen angehen.“ Als Immobilienthema handelt es sich bei Life Science Property zwar um einen schmalen Bereich, aber der ist derzeit „hot“, und womöglich bleibt er auch für die nächsten Jahre ein attraktives Nischensegment: „Durch Corona haben wir gesehen, wie anfällig eine Gesellschaft bei einer Pandemie sein kann. Jetzt will man mehr onshore forschen und ent- wickeln. Aber auch schon vor der Ausbreitung des Coronavirus floss viel Venture Capital in den Biotechnologie- und den Pharmasektor. Und weil dafür viel Wachstumskapital zur Verfügung steht, werden auch die entsprechenden Flächen nachgefragt. Corona war hier nur ein Be- schleuniger“, erklärt Maximilian Schneidler, Managing Partner bei dem Investment und Asset Manager Luwin Real Estate aus München. Private Equity als Wegbereiter Venture Capital (VC) und Private Equity (PE) scheinen in dem Bereich eine Art Ini- tialzündung auszulösen: Wenn PE-Fonds in Biotechnologie- oder Pharmafirmen inves- tieren, zieht das junge, forschende Unter- nehmen an. Diese benötigen Labors und ge- eignete Forschungsräume. Da die PE-Fonds aber in die Unternehmen und weniger in die von ihnen benötigten Immobilien investie- ren wollen, tut sich hier sozusagen eine Lücke auf, die Immobilieninvestoren füllen können. „Die ersten Private-Equity-Fonds kamen vor eineinhalb oder zwei Jahren nach Euro- pa, um hier in den Pharmabereich und hier- bei auch gezielt in Forschungs- und Labor- immobilien zu investieren. Aktuell sehen wir, dass in Deutschland mehr Locations für die Pharmaforschung benötigt wer- den, als vorhanden sind, zumindest in der geforderten hohen Qualität. Viele Labors in Deutschland sind nicht mehr zeitgemäß. Letztlich geht es bei der Etablierung eines Life Science Clusters auch um einen Standortwettbewerb, und da muss schon einiges geboten werden“, meint Dr. Jan Linsin, Head of Research für Deutschland bei CBRE, dem nach eigenen Aussagen größten Unternehmen für Services und Investments im Bereich Gewer- beimmobilien. Mehr als nur Corona Schneidler sieht bei der Betrach- tung von Life-Science-Immobilien mehr als nur das Corona-Thema: Immobilienangebote, die sich gezielt als Locations für Wissenschaft und Forschung anbieten, arbeiten in einer sehr speziellen Nische, sind dabei aber dank ihres Entwicklungspotenzials auch für Großanleger interessant. Meistens bilden sich Forschungscluster in der Nähe von Hochschulen. Deutsches Transaktionsvolumen steigt Von 2017 bis 2021 summiert sich das Investitionsvolumen mit Life-Science-Immobilien auf etwa 3,5 Milliarden Euro. Im Zeitraum von 2017 bis 2021 lag das Transaktionsvolumen mit Life- Science-Immobilien deutschlandweit bei durchschnittlich rund 700 Millionen Euro pro Jahr. Im Jahr 2021 konnte ein Plus von rund 49 Prozent gegenüber dem Vorjahr festgestellt werden. Quelle: Luwin Real Estate 2017 2018 2019 2020 2021 0 200 400 600 800 0 % 1 % 2 % 3 % 4 % 5 % Transaktionsvolumen Anteil am Bürotransaktionsvolumen Anteil am Büro- transaktionsvolumen Transaktions- volumen (Mio. EUR) » Life-Science-Immobilien bieten aufgrund von globalen Makrotrends nachhaltige Wachstumschancen. « Maximilian Schneidler, Managing Partner bei Luwin Real Estate, München Follow the Science 210 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | L I GHT I NDUS TR I AL IMMOS FOTO: © AXEL STEPHAN

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