Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

vorteil innerhalb ihrer Branche, hohe Ein- trittsbarrieren, erfahrene Managementteams, Produkte und Dienstleistungen mit dauer- hafter Nachfrage, ein starker Wiedererken- nungswert der Marke, Preisgestaltungs- macht, eine starke Bilanz, ein hohes Niveau an freiem Cashflow. Unternehmen, die die- se Voraussetzungen erfüllen, sind meist stabil, ihre Ergebnisse sind gut prognos- tizierbar und – zumindest theoretisch – nicht zyklisch. Wachstumsraten oder Bewertungen sind hier bloß zweitrangig im Verhältnis zur Qualität. Reife Quali- tätsunternehmen wachsen vielleicht nur mit „durchschnittlichen“ Raten. Ihre Portfolios weisen tendenziell eine Be- wertungsprämie gegenüber dem Markt auf. Investoren müssen meist für ein hochwertiges Qualitätsprofil auch mehr be- zahlen. Aktive Manager auf diesem Gebiet bezeichnen sich manchmal als Quality- Growth-Manager. Viele Manager erweisen sich selbst damit einen Bärendienst, denn Quality mit einem Growth-Bias kann sich stark von Growth mit einem Quality-Bias unterscheiden. Quality-Value-Strategien Sie haben eine klare Bewertungssensibi- lität. Typischerweise schöpfen sie aus einem investierbaren Universum von aus ihrer Sicht qualitativ hochwertigen Unternehmen, wobei die Höhe des Bewertungsabschlags, also die Margin of Safety, bestimmt, wann, wo und wie viel sie tatsächlich investieren. Quality-Value-Manager sind opportunis- tisch. Qualitätsunternehmen werden in der Regel nicht zu objektiv günstigen Bewer- tungen gehandelt. Die Manager sind hier auf Schnäppchenjagd. Die meisten sind fun- damentale Bottom-up-Stockpicker, obwohl es auch andere Wege gibt, diese Philosophie umzusetzen. Qualitäts- und Bewertungs- kennzahlen können dazu verwendet wer- den, einen Ideenpool zu erstellen. Die Port- folios seien in der Regel sehr konzentriert, und es gebe nur geringe Überschneidungen zwischen den Portfolios der verschiedenen Manager. Dies sei vielleicht die heterogens- te Gruppe, meint Brindle. Quality Growth Sie unterscheiden sich von ihren Growth- Pendants. Diese konzentrieren sich in der Regel auf etablierte Unternehmen, die eine hohe Kapitalrendite erwirtschaften, einen etablierten und expandierenden Marktanteil haben und Kapazitäten für Wachstum auf- weisen. Dies steht im Gegensatz zu typi- schen Growth-Investments, die sich auf Unternehmen ausrichten, die ein hohes Umsatzwachstum zeigen, deren Rentabilität aber erst in der Zukunft stattfinden soll. Quality-Growth-Ansätze sind meist jünge- ren Datums und stärker auf Wachstum aus- gerichtet. Die Mehrzahl der jüngsten defen- siven Strategien ist in diesem Segment angesiedelt. Neuere Fonds sind tendenziell stärker wachstumsorientiert als die alte Garde der selbst ernannten Quality-Growth- Manager. bfinance hörte von Beschwerden etablierter Akteure, dass der Sektor immer stärker wachstumsorientiert sei, wodurch die Erfolgsbilanz der alten Hasen im Ver- gleich zu den auf Wachstum ausgerichteten Newcomern schwach erscheint. Doch dürf- te sich die Diskussion in letzter Zeit, seit die unrentablen Growth-Titel deutlich härter abgestraft werden, wieder entspannt haben. bfinance findet es jedenfalls zutreffender, viele dieser Alte-Garde-Manager als Classic Quality und nicht als Quality Growth zu klassifizieren. Ob man eine oder mehrere defensive Aktienstrategien in ein Portfolio aufnimmt, hängt von einer Reihe von Faktoren ab – etwa der Verlusttoleranz des Investors, sei- nen Portfoliozielen, dem Einsatz von Air- bag-Strategien an anderer Stelle im Port- folio einschließlich bestimmter Liquid Al- ternatives, die Konvexität bieten sollen, oder dem Einsatz von aktiven oder passiven Risiko-Overlays. Die fünf Strategiegruppen unterscheiden sich deutlich voneinander. Investoren können daher die Verwendung mehrerer unterschiedlicher Strategien ne- beneinander in Betracht ziehen. Bestimmte Kombinationen sind dabei weniger nahelie- gend: Es wäre zum Beispiel ungewöhnlich, sowohl eine Low-Volatility- als auch eine Income-Strategie einzusetzen, obwohl die- ser Ansatz für Investoren wie etwa Stiftun- gen sinnvoll sein kann, die einen starken Fokus auf Kapitalerhalt legen und gleichzei- tig Einkommen zur Finanzierung von be- » Sektoren, die mit Quality-Investments in Verbindung stehen, haben sich im Zeitablauf dramatisch verändert. « Robert Doyle, Senior Director Public Markets bei bfinance in London Fünf Arten defensiver Aktienstrategien Warum sie in Abschwüngen outperformen sollen und welche Ziele sie verfolgen Quelle: bfinance Anlagestil Gründe der Outperformance Anlageziel Low Volatility Strebt eine geringere Volatilität als das Marktportfolio als Benchmark an; soll Downside Protection im Abschwung bieten Signifikant verringerte Volatilität Income Höheres Dividendeneinkommen als Teil des Gesamtertrags soll eine Pufferwirkung in Abschwüngen entfalten Hohes und gut prognostizier- bares laufendes Einkommen Classic Quality Hohe Qualität soll die Widerstandsfähigkeit im Abschwung unterstützen. Merkmale sind zum Beispiel eine unelastische Nachfrage, Markenstärke und Preissetzungsmacht Management des Downside- Risikos in wirtschaftlichen Abschwüngen Quality Value Soll neben Widerstandskraft im Abschwung auch eine Bewertungsdisziplin beinhalten, die einen gewissen Kapitalschutz in teuer gewordenen Märkten darstellt Management des Downside- Risikos bei wirtschaftlichen Abschwüngen und/oder Bewertungskontraktion Quality Growth Neben der Widerstandskraft bei Marktabschwüngen sollen Aktien in Phasen schwachen Wachstums ein höheres Wachstum generieren als der Durchschnitt Gebremstes Growth Investing 192 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ANLAGE S TRAT EG I E FOTO: © BFINANCE

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