Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

mensanleihen, die aufgrund des Verlustes ihrer „Investment Grade“-Bonität zu High Yield Bonds mutieren könnten, warnt EdRAMs Foret: „In einem Abwärtszyklus nimmt die Zahl der ,Fallen Angels‘ in der Regel zu, und wir befinden uns derzeit in der Nähe des Tiefststandes vor der Coronakrise. Hier sehen wir ein Risiko für Emittenten aus zyklischen Branchen mit niedrigem BBB-Rating.“ In Anbe- tracht steigender Zinsen und einer sich eintrübenden Wirtschaft bevorzugt Foret zumindest aktuell kürzere Lauf- zeiten und defensive, qualitativ hoch- wertige Bereiche wie Versorgungsunter- nehmen und Telekommunikationsdiens- te. Dabei meidet Foret den Immobilien- und Verbrauchsgütersektor. Etwas mutiger hinsichtlich der Lauf- zeiten ist Ertz von Union Investment: „Aus unserer Sicht bieten im Renten- markt IG-Unternehmensanleihen mit kürzeren und mittleren Laufzeiten inter- essante Anlagemöglichkeiten, da sie ho- he Kupons und damit einen gewissen Puffer gegen Kursverluste bieten.“ Ertz weist darauf hin, dass fundamental betrach- tet die Ratingtrends im Unternehmensanlei- hensegment bislang unauffällig sind. Gera- de große Emittenten sind wenig ausfallge- fährdet, da sie die Effekte höherer Kosten besser abfedern können. Das Eingehen etwas höherer Durationsri- siken empfiehlt Maderer. Für ihn sind Un- ternehmensanleihen mittlerer Laufzeit (drei bis sieben Jahre) attraktiv. „Bei den Sekto- ren erachten wir Anleihen aus dem Indus- triesektor als aussichtsreich. Aber auch der Bankensektor, hier insbesondere die starken Emittenten der ersten Reihe, bietet attrakti- ve Anlagemöglichkeiten“, erklärt Maderer. Vom Finanzsektor hält Ertz seinerseits viel: Dieser profitiere von steigenden Zin- sen und damit von zukünftig höheren Zins- erträgen. Andererseits biete die zumeist gute Kapitalausstattung ausreichend Puffer, um steigende Ausfallraten bei Krediten gut zu überstehen: „Wir favorisieren derzeit Ban- ken, Pfandbriefe – außerhalb der Bench- mark – sowie Lebensversicherungen.“ In- vestoren mit Übergewichtung von Finanz- werten sollten jedoch nicht nur die für Geschäftsbanken wichtige Steilheit der Zinskurve, sondern auch den Arbeitsmarkt im Auge behalten, empfiehlt Maderer: „Es gilt, die Entwicklung der Arbeitslosenquote zu beobachten, da ein Anstieg dieser als Vorläufer für steigende Kreditausfälle ste- hen und für ein sich eintrübendes Banken- umfeld betrachtet werden kann.“ Beobachten beziehungsweise auf die Watchlist nehmen können Investoren auch jene Fonds, die in einem von Institutional Money exklusiv auf Basis von Informatio- nen des Fondsdatenanbieters MountainView erstellten Ranking bei der Fünfjahresperfor- mance überzeugen. Interessante Fonds Den ersten Platz der Fondstabelle im fünfjährigen Analysezeitraum per Stichtag Ende des dritten Quartals 2022 belegt der über zwei Milliarden Euro Fondsvolumen schwere Invesco Euro Corporate Bond. Der bereits 2006 an den Start gegangene Fonds wird von Morningstar mit fünf Sternen ge- ratet und befindet sich in der Morningstar- Kategorie „EAA Fund EUR Corporate Bond“ über die Zeitfenster ein, drei und fünf Jahre im ersten Quartil seiner Ver- gleichsgruppe. Der Fonds muss zu mindes- tens 70 Prozent in IG Corporate Bonds in- vestieren. Zur Renditesteigerung oder Risi- koreduktion ist eine Beimischung von Hochzins- und Staatsanleihen in Höhe von insgesamt maximal 30 Prozent erlaubt, die aber in der Realität nicht bis zur maximalen Höhe genutzt wird. Des Weiteren dürfen auch Finanzanleihen und Hybridanleihen erworben werden. Allfällige Währungsrisi- ken gegenüber dem Euro werden größten- teils abgesichert. Angesichts der dem Fondsmanagement gewährten Freiheiten wurde die Benchmark des Vehikels Anfang November 2021 vom ICE BofA Euro Cor- porate Total Return Index umgestellt auf eine Kombination von 85 Prozent ICE BofA Euro Corporate Index (TR) und 15 Prozent ICE BofA Euro High Yield Index (TR). Diese neue Benchmark spiegelt das tatsächliche eingegangene Credit-Risiko des Fonds realistischer wider: Zuletzt betrug der High-Yield-Bond-Anteil im Portfolio etwas mehr als 16 Prozent. Das durchschnittliche Rating des Portfolios belief sich auf „BBB+“. Die Überrendite gegenüber der Bench- mark und seiner Vergleichsgruppe verdankt der Fonds unter anderem der Entscheidung der beiden Fondsmanager Julien Eberhardt und Tom Hemmant, ab Mitte 2021 ange- sichts steigender Zinsen auf Defensive zu setzen und dies auch im laufenden Jahr bei- zubehalten. „Der Hauptgrund für die Out- performance des Fonds in diesem Jahr war seine defensivere Haltung bei der Duration. Der Fonds begann das Jahr mit einer modi- fizierten Duration von vier gegenüber einer Indexduration von fast 5,5. Als die Renditen stiegen, gab unser Fonds etwas weniger nach als der breite Markt“, erklärt Eberhardt auf Anfrage. Zuletzt betrug die Duration 4,7. „Wichtig ist, dass wir nun zum ersten Mal seit Covid eine positive Einstellung zu dieser Anlageklasse haben und dem Fonds Risiken beigemischt haben, um bessere Ren- diten zu erzielen. Heute liegt die Rendite des Fonds vor Gebühren bei über fünf Prozent » Euro-Unternehmensanleihen sind deutlich attraktiver als US-Papiere. « Frank Diesterhöft, Head of Fixed Income Sales, Germany, Insight Investment » Gerade große Emittenten sind wenig ausfallgefährdet, da sie die Effekte hö- herer Kosten besser abfedern können. « Stephan Ertz, Leiter Unternehmensanleihen, Union Investment 184 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | UNT ERNEHMENSANL E I HEN FOTO: © CARSTEN LERP, INSIGHT INVESTMENT

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