Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

O bwohl das Anlagejahr 2022 noch nicht ganz zu Ende ist, lässt sich be- reits jetzt sagen, dass es nicht nur für Aktienanleger, sondern ins- besondere für die in der Regel sicher- heitsorientierten Renteninvestoren aus Performancesicht als eines der schwär- zesten Jahre in die Annalen eingehen wird. Quer über alle Rentensegmente und Laufzeiten gab es dieses Jahr Kursver- luste im niedrigen, teilweise sogar im hohen zweistelligen Prozentbereich zu beklagen. Die Rückkehr des Inflationsgespenstes zwang die Zentralbanken schlussendlich zu Zinserhöhungen, die dazu geführt haben, dass innerhalb kurzer Zeit die Kursgewinne vieler Jahre ausgelöscht wurden. Die Bank of America schrieb vom dritten großen Bä- renmarkt bei Anleihen der Börsengeschichte und vom größten Ausverkauf am Renten- markt seit 1949. „Selbst in der Corona-Pan- demie und in der Finanzkrise 2008/2009 gab es keinen deutlicheren Abriss in der Wertentwicklung“, hält M.M. Warburg in ihrem „Rentenmonitor“ fest. Diese Kursverluste sorgten jedoch dafür, dass Anleihen renditehungri- gen Großanlegern nach langer Zeit nunmehr endlich wieder nennens- werte Renditen bieten. Darunter fal- len inzwischen auch europäische Unternehmensanleihen mit Bonitäts- einstufung „Investment Grade“ (IG). So bot der ICE BofA Euro Corpo- rate Index Investoren Mitte Oktober eine laufende Rendite von etwa 4,40 Prozent Rendite. Das ist ein Niveau, das seit 2012 nicht mehr gesehen wurde (siehe Grafik „Höhere Spreads und Renditen“) . Damit sind europäische IG-Unter- nehmensanleihen plötzlich wieder ein überaus hilfreiches Instrument zur Erreichung der Zielrenditen, die bei vielen Großanlegern, etwa bei Versorgungswerken, im Bereich von rund drei Prozent liegen. Zum Vergleich: Breit gestreute europäische Staatsanleihen (ge- messen am ICE BofA Euro Government In- dex) rentierten noch immer mit weniger als drei Prozent, sichere zehnjährige deutsche Bundesanleihen boten zuletzt nur knapp über zwei Prozent laufende Rendite. „Euro- päische Unternehmensanleihen sind unter mehreren Gesichtspunkten interessant. Sie bieten heute eine Rendite von fast 4,5 Pro- zent, was im Vergleich zur Dividendenren- dite des Euro Stoxx 600 von 3,5 Prozent vorteilhaft ist, insbesondere in einer Zeit, in der die Bilanzen der Unternehmen stabil sind, die Gewinnentwicklung aber schwie- riger vorherzusagen ist“, erläutert Alexis Foret von Edmond de Rothschild Asset Ma- nagement (EdRAM), Fondsmanager des EdRF Euro High Yield und EdR SICAV Euro Sustainable Credit, um anzufügen: „Die Credit Spreads europäischer Unterneh- mensanleihen befinden sich fast auf jenem Höchststand, der während der Coronakrise erreicht wurde. Zudem bieten europäische Unternehmensanleihen einen Aufschlag von über zwei Prozent gegenüber deutschen Staatsanleihen und liegen damit deutlich über ihrem 20-Jahres-Durchschnitt.“ Vor dem Hintergrund, dass im Fixed-Income- Universum querbeet alle Segmente Kursverluste erlitten, stellt sich die Frage, warum Großanleger just in IG-Unternehmensanleihen investie- ren und nicht stattdessen etwa über High Yield Bonds noch stärker ins (Credit-)Risiko gehen sollten. Fragliche Alternativen Investoren könnten alternativ zu europäischen IG Corporate Bonds beispielsweise Euro-Hochzinsanlei- hen mit etwa acht Prozent Rendite interessanter finden. Angesichts einer bevorstehenden schweren Re- zession und damit einhergehend zu- nehmend wahrscheinlich werdenden Unternehmenspleiten beziehungs- weise Defaults in Euroland ist es aber wahrscheinlich gut, dass Regu- Corporate Bonds bieten nach dem Kurssturz nun wieder Renditen, die es Altersvorsorgeeinrichtungen ermöglichen, ihre Anlageziele zu erreichen. Angesichts trüber wirtschaftlicher Aussichten stellt sich aber die Frage, ob der richtige Kaufzeitpunkt bereits gekommen ist. Ein Überblick. Interesse vorhanden Investoren wollen weiterhin Unternehmensanleihen kaufen. Bei IG-Unternehmensanleihen möchte ich meine Gewichtung innerhalb der nächsten sechs Monate … Europäische Unternehmensanleihen mit Bonitätseinschätzung „Invest- ment Grade“ (IG) wecken weiterhin das Investoreninteresse. Mehr als 28 Prozent der befragten Umfrageteilnehmer wollen in den nächsten sechs Monaten die Gewichtung „stark erhöhen“, fast 21 Prozent „leicht erhöhen“. Ihre Gewichtung „neutral“ halten wollen fast 18 Prozent. „Starke“ und „leichte“ Reduzierungen planen 13 und 19 Prozent der Umfrageteilnehmer. Quelle: Institutional Money Online, Umfragezeitraum: September/Oktober 2022 28,36 % 20,9 % 19,4 % 13,43 % 17,91 % stark erhöhen leicht erhöhen neutral halten stark reduzieren leicht reduzieren » Europäische Unternehmensanleihen sind unter mehreren Gesichtspunkten interessant. « Alexis Foret, Fondsmanager bei Edmond de Rothschild Asset Management (EdRAM) Comeback der Rendite 178 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | UNT ERNEHMENSANL E I HEN FOTO: © EDMOND DE ROTHSCHILD AM

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