Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

von der Vorrangstellung des US-Dollars. Für die allermeisten bleibt dieser auf unbe- stimmte Zeit die Weltleitwährung. Nachdem ein Teil der Befragungen erst nach dem Ukraine-Einmarsch der Russen und der Beschlagnahme der Devisenreserven statt- fand, zeigt sich doch, dass immerhin 21 Prozent der spät Befragten davon ausgehen, dass die Position des US-Dollars in fünf Jahren schwächer sein wird als heute. Digitale Assets Obwohl erwartet wird, dass digitale Ver- mögenswerte als eigene Assetklasse in insti- tutionellen Anlageportfolios Einzug halten werden, halten sich Staatsfonds noch nobel zurück. Allerdings beschäftigt sich diese Investorengruppe immer eingehender mit dieser Anlageklasse. 2018 analysierten nur zwölf Prozent der Staatsfonds digitale Assets, heute sind es bereits 41 Prozent. An der zu- grunde liegenden Technologie ist man inter- essiert und tätigt auch erste Investments via Private-Equity- und Venture-Capital-Anla- gen. Immerhin 55 Prozent gaben zu Proto- koll, sie würden eine Investition in dieser Branche in Betracht ziehen, wenn sich eine entsprechende Opportunität böte. Trotzdem gilt diese neue Assetklasse für die meisten Staatsfonds einfach noch nicht als investier- bar. Gegenwärtig weisen nur sieben Prozent von ihnen eine Allocation im Bereich der Digital Assets auf, wobei hier der Fokus nicht auf Bitcoin und Co., sondern auf In- vestitionen in Blockchain-Infrastrukturun- ternehmen gerichtet ist. Bedenken hegt man insbesondere wegen deren hoher Volatilität – 68 Prozent der Befragten sind dieser Ansicht – und des herrschenden Regulie- rungsdrucks (55 Prozent bejahen dies; siehe Tabelle „Was Staatsfonds bei digitalen Assets zurückhält“ ). Außerdem halten nur 15 Prozent der Befragten digitale Vermö- genswerte für eine glaubwürdige Inflations- absicherung. ESG bleibt ein Thema Staatsfonds und Zentralbanken sind sich dessen bewusst, dass sie schon angesichts ihrer Größe keine raschen Veränderungen in ihrer Asset Allocation bewerkstelligen kön- nen. Sie verfolgen aber ohnedies eher lang- fristige Ziele – wie zum Beispiel das ESG- Thema –, sodass sie sich von kurzfristigen Entwicklungen nicht beeindrucken lassen. Von den befragten Zentralbanken und Staatsfonds haben inzwischen 47 bezie- hungsweise 75 Prozent eine ESG Policy im- plementiert. Aktuell treibt sie der allgemein unsichere Ausblick auf die weitere Entwick- lung der Weltwirtschaft um. Nach mehreren relativ vorhersehbaren Jahren herrscht kein Konsens mehr darüber, in welche Richtung sich die Weltwirtschaft bewegt. Manche er- warten eine weltweite Rezession, andere, dass die Welt noch einmal davonkommt. Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco, stellt fest: „In Verbindung mit dem Ende eines jahrzehntelangen Bullen- marktes für Anleihen stehen Staatsinvesto- ren vor neuen Herausforderungen. Aktuell suchen viele im Private-Markets-Bereich nach möglichen Lösungen. Das Tempo die- ser Neuausrichtung sollte jedoch nicht über- schätzt werden. Als langfristige Anleger be- wegen sich Staatsinvestoren sehr vorsichtig. Viele warten lieber ab und nehmen vorerst nur marginale Anpassungen ihrer Portfolios vor.“ Aber gerade dieses langsame Umdiri- gieren der Dickschiffe macht es so interes- sant, sich an ihre Fersen zu heften und Trends zu erkennen, die wohl nicht kurzfris- tig wieder über den Haufen geworfen wer- den. DR. KURT BECKER Renminbi als Reservewährung Zentralbankenpläne zum Devisenreservenausbau in chinesischer Währung In fünf Jahren wird ein Drittel der befragten Zentralbanken eine Ren- minbi-Allokation zwischen zwei und fünf Prozent aufweisen. Immerhin neun Prozent wollen dann schon jenseits von zehn Prozent sein. Quelle: Studie 0 % 5 % 10 % 15 % 20 % 25 % 30 % 35 % 40 % > 10 % 5–10 % 2–5 % < 2 % Keine Allokation Aktuelle Allokation Allokation in 5 Jahren Gegenwärtige und künftige Renminbi- Allokationen der Notenbanken Was Staatsfonds bei digitalen Assets zurückhält Die wichtigsten Gründe dafür, dass Staatsfonds hier (noch?) nicht investieren Neben der Volatilität der digitalen Assets und dem Regulierungsdruck sind es mangelnde Transparenz und Umweltbedenken sowie Bedenken hinsichtlich krimineller Aktivitäten, die Staatsfonds davon abhalten, in diese neue Assetklasse zu investieren. Quelle: Invesco-Studie 0 % 10 % 20 % 30 % 40 % 50 % 60 % 70 % Zu geringe Marktkapitalisierung Liquiditätsprobleme Due-Diligence-Hürden Bedenken betreffend langfristige Renditen Bedenken bezüglich krimineller oder unerlaubter Handlungen Umweltbedenken Transparenz Regulatorischer Druck Volatilität Hemmnisse für Investments in digitale Assets (Barriers) » Das Tempo der Neuausrichtung von Staatsfonds und Zentralbanken sollte trotz der Herausforderungen nicht überschätzt werden. « Rod Ringrow, Head of Official Institutions bei Invesco 170 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ZENTRAL BANKEN- /S TAAT S FONDS - UMFRAGE

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