Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

für viele Fonds nach wie vor ein wichtiges Thema. Insourcing gestoppt Eine zentrale Herausforderung für große Fonds ist die Kapazität, da Alpha-Quellen auf den öffentlichen Märkten oft nur schwer in großem Umfang zu erzielen sind. Eine Lösung besteht in der Erhöhung der Allo- kationen in den Privatmärkten, die es Staatsfonds ermöglichen, große Kapital- blöcke einzusetzen und gleichzeitig von langfristigen Renditen, Illiquiditätsprämien und Diversifizierungsvorteilen zu profitieren. Das steigende Interesse und die damit ver- bundenen höheren Allokationen in Private Equity setzen dem mehrjährigen Trend zur Internalisierung des Managements, das so- genannte Insourcing, zumindest temporär ein Ende. In diesem Jahr sahen sich mehre- re große Staatsfonds wieder einmal nach externen Managern für ausgewählte Inves- titionen in den Privatmärkten um. Bei den größten Staatsfonds, also jenen mit mehr als 100 Milliarden US-Dollar an Assets under Management, liegt der Anteil an Privat- markt-Assets bei 27 Prozent und damit um einige höher als im Durchschnitt, wo die Quote bei 22 Prozent liegt. Viele größere Fonds sind dabei, interne Teams aufzu- bauen, die sich auf die Privatmärkte kon- zentrieren. Damit will man die Chance in diesem Bereich maximieren und arbeitet mit Dependancen in wichtigen lokalen Märkten. Verschärft werden diese Heraus- forderungen durch die Pandemie, die zu- sätzliche Probleme bei der internationalen Rekrutierung und Führung lokaler Büros in Märkten erschwerte, die strengen Reise- und Quarantänevorschriften unterworfen sind. Infolgedessen zwingt die Zunahme der Allokationen in Sachwerte größere Staats- fonds dazu, sich zunehmend auf externe Managern zu verlassen, um ihre Ziele auf den Privatmärkten zu erreichen. Etwa ein Drittel der größten Fonds gab an, dass man in Zukunft verstärkt auf externe Manager bei Private Equity und Immobilien zurück- greifen wolle, im Bereich Infrastruktur war es etwa ein Viertel (siehe Tabelle „Trends bei In- und Outsoucring“) . Zentralbanken Sie sind die zweite große staatliche Inves- torengruppe. Ihre Devisenreserven sind 2022 aus zwei Hauptgründen ins Zentrum des Interesses gerückt: einmal durch die Beschlagnahme eines Teils der russischen Devisenreserven als Sanktionsmaßnahme nach dem Einmarsch Russlands in die Ukraine – ein noch nie dagewesener Schritt, durch den Zentralbankreserven als feindli- che Waffe betrachtet werden. Fast die Hälf- te der russischen Reserven in Höhe von rund 600 Milliarden US-Dollar wurden durch die USA, Europa und andere Länder eingefroren. Diese Sanktionen haben eine Debatte über die Rolle des US-Dollars als vorherrschende Reservewährung ausgelöst, aber die Befragten in der Stichprobe der Invesco-Studie zeigen sich diesbezüglich weitgehend unbeeindruckt. Die Studienteil- nehmer sind sich weitgehend einig darüber, dass der Russland-Ukraine-Krieg nur be- grenzte Auswirkungen auf den US-Dollar haben wird. Fakt ist aber, dass der Anteil der US-Währung an den weltweiten Zen- tralbankreserven seit Jahren stetig sinkt: Zwischen 2016 und 2021 ging er von 65,4 Prozent auf 58,8 Prozent zurück. Die befragten Zentralbankvertreter glauben jedoch, dass der chinesische Renminbi in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen wird, was Auswirkungen auf den Status des US-Dollars als dominante Welt- reservewährung haben könnte. Nachdem 2019 erst 40 Prozent der Zentralbanken Renminbi-Bestände hielten, ist es inzwi- schen eine absolute Mehrheit von immerhin 63 Prozent. Zudem betrachten die meisten Zentralbanker ihre Renminbi-Position als zu gering und wollen ihre Allokation in den nächsten fünf Jahren ausbauen. Der Anteil des Renminbi an den Devisenreserven ist aktuell mit 2,8 Prozent noch vergleichswei- se bescheiden. Immerhin jede elfte Zentral- bank will in fünf Jahren eine mehr als zehn- prozentige Allokation ihrer Devisenreserven in Renminbi aufweisen (siehe Grafik „Ren- minbi als Reservewährung“) . Devisenreserven im Fokus Der zweite Grund, warum sie im Zen- trum des Interesses stehen, ist neben der beschlagnahmten russischen Bestände der Inflationsschub. Die Reserven der Zentral- banken sind in den letzten Jahren stärker der steigenden Inflation ausgesetzt, da Ein- lagen in nicht traditionelle Vermögenswerte umgeschichtet wurden. Es gibt Verlagerun- gen zurück zu Staatsanleihen mit kürzerer Duration, da die Zentralbanken der Welt- reservewährungen begonnen haben, die Leitzinsen zu erhöhen und mit dem Quan- titative Tightening zu beginnen, wodurch Anleihenrenditen wieder attraktiver werden. Um diese volatileren Märkte zu meistern, haben die Zentralbanken eine stärkere Diversifizierung in neue Anlageklassen vor- angetrieben. Dabei suchen sie zunehmend nach externem Fachwissen, wobei 81 Pro- zent nun externe Manager für Mandate und Standardprodukte (meist ETFs) nutzen. Diese erhöhte Diversifikation infolge des Vorrückens des Renminbi sehen allerdings nur wenige Zentralbanker als Schritt weg Trends bei In- und Outsourcing Verschiedene Strategien dominieren in unterschiedlichen Assetklassen. Kleine SWFs Mittlere SWFs Große SWFs Gesamt (<25 Mrd. $) (25–100 Mrd. $) (>100 Mrd. $) Fixed Income Externalisierung 8 % 7 % 0 % 11 % Internalisierung 15 % 13 % 17 % 17 % Aktien Externalisierung 10 % 0 % 11 % 18 % Internalisierung 15 % 8 % 22 % 18 % Private Equity Externalisierung 24 % 0 % 29 % 33 % Internalisierung 9 % 0 % 14 % 11 % Immobilien Externalisation 21 % 0 % 22 % 32 % Internalisierung 13 % 0 % 22 % 16 % Infrastruktur Externalisierung 16 % 0 % 14 % 26 % Internalisierung 8 % 0 % 0 % 16 % Während bei Aktien und Anleihen das Management bei Staatsfonds (SWFs) eher internalisiert wird, ist es bei Infrastruktur, Immobilien und Private Equity genau umgekehrt: Hier wird mehr ausgelagert. Speziell die Dickschiffe mit Assets von mehr als 100 Milliarden US-Dollar outsourcen hier das Management. Quelle: Studie N o. 4/2022 | www.institutional-money.com 169 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ZENTRAL BANKEN- /S TAAT S FONDS - UMFRAGE

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