Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

der Vertragskonditionen im Zusammenhang mit dem Inflationsschutz an Bedeutung gewonnen. Was jetzt ansteht Es besteht weiterhin die Bereitschaft, festverzinsliche Anlagen zu reduzieren, aber im Gegensatz zu den Vorjahren ist das In- teresse an einer Umschichtung dieser Allo- kationen in Aktien bescheiden (siehe die Grafik „Änderungspläne“) . Während Akti- en zwar als potenzieller Inflationsschutz ge- sehen werden, gibt es Bedenken hinsichtlich der Fähigkeit der Unternehmen, steigende Kosten während eines wirtschaftlichen Ab- schwungs zu überwälzen. Dazu kommt die große Unsicherheit über die Zinsentwick- lung und den daraus resultierenden Abzin- sungssatz für künftige Cashflows. Dieser wird als wichtig für die Neubewertung von Wachstumsaktien mit hoher Duration ange- sehen. Die Vertreter von Staatsfonds stellten fest, dass das Durationsmanagement ein wichtigerer Aspekt der Risikokontrolle in Aktienportfolios geworden ist. Trotz dieser Herausforderungen sind Staatsfonds als langfristige Investoren in vielen Fällen in der Lage, Zeiten hoher Volatilität zu überstehen. Die Marktkorrek- tur wird als Chance in einigen Bereichen gesehen, darunter US-Technologieaktien, die viele vor dem Ausverkauf im Kalender- jahr als sehr teuer angesehen haben. Ein Vertreter eines Staatsfonds aus dem Nahen Osten erklärte dies folgendermaßen: „Der Rückgang der Bewertungen ist ziemlich plötzlich eingetreten und bedeutet, dass mehr Assets attraktiv erscheinen. Vor allem die US-Unternehmen hatten sehr hohe Bewertungen, wenn wir an Technologie denken. Jetzt schauen wir uns vergleichbare Titel an und können potenzielle Einstiegs- werte erkennen. Der Markt wird rationaler, und man sieht Multiples, die wieder mehr Sinn ergeben.“ Ein wichtiger Gesichtspunkt für viele staatliche Anleger, die solche opportunistischen Käufe getätigt haben, waren die Preissetzungsmacht des zugrunde liegenden Unternehmens und deren Fähig- keit, den künftigen Inflationsdruck an die Kunden weiterzugeben. Für Fonds, die strategische Beteiligungen halten, wurden die aktuellen Bewertungen auch als Gelegenheit angesehen, ihre Posi- tion zu erhöhen. Ein konkretes Beispiel: Ein Staatsfonds hatte aus einer Private-Equity- Beteiligung eine Minderheitsbeteiligung ge- macht und nun, nachdem er einige Gewinne eingestrichen hatte, die aktuellen Bewertun- gen dazu genutzt, um seine Beteiligungen wieder zu erhöhen. Regionale Allokation Die befragten Staatsfondsvertreter gaben an, den politischen Risiken seit dem Ein- marsch Russlands in der Ukraine mehr Gewicht beizumessen. Die Attraktivität Russlands als Investmentregion, die nach der Krim-Annexion kurz gelitten hat, ist in den letzten Jahren auf das ursprüngliche Attraktivitätsniveau zurückgekehrt, nun aber deutlich gesunken. Europa, das als Zielregion für Investments bis dahin als interessant eingeschätzt wurde, ist nun ebenfalls unattraktiver geworden. Bei den Emerging Markets unterscheidet man zwi- schen jenen Märkten, die Nahrungsmittel- und Energieimporteure sind und unter der anziehenden Inflation zu leiden haben, und jenen, die von hohen Energie- und anderen Rohstoffpreisen profitieren. Insgesamt wird die aufstrebende Region APAC als weniger vom negativen Gegenwind betroffen einge- schätzt und ist daher ein Ziel für zusätzliche Investitionen von fast einem Viertel der Staatsfonds (siehe Grafik „Geplante regio- nale Allokationsänderungen“ ). Ein hohes Niveau staatlicher Kapital- flüsse nach China wurde bereits früher fest- gestellt. Allerdings sind die Ansichten über China in diesem Jahr gemischter. Das regu- latorische Risiko wird nunmehr als viel grö- ßer – nach staatlichen Eingriffen in Sekto- ren wie der Technologie – eingeschätzt, was sich auf die Assetpreise auswirkt. Mehr als die Hälfte der Staatsfonds ist der Ansicht, dass China in den letzten zwölf Monaten ein schwierigerer Ort für Investitionen ge- worden ist. Es wurde allgemein festgestellt, dass China viel stärker in den globalen Handel und die Finanzmärkte als Russland integriert ist, wobei die gegenseitige Abhän- gigkeit in der Verflechtung der chinesischen und der US-Wirtschaft als Teil der geopoli- tischen Risiken wahrgenommen wird. Eini- ge Fonds sehen die Marktkorrektur in China als Kaufgelegenheit in einem Land an, des- sen Anteil am globalen BIP stetig steigt. Problematische Größe Die Staatsfonds haben ihr verwaltetes Vermögen von rund 8,4 Billionen US-Dol- lar drei Jahre zuvor auf mehr als zehn Bil- lionen US-Dollar im Jahr 2021 gesteigert. Ihre schiere Größe bietet Chancen, die klei- neren institutionellen Anlegern nicht zur Verfügung stehen, aber auch Herausforde- rungen. Invesco stellte bereits in einer frü- heren Untersuchung von 2019 fest, dass die Vorteile der Größe mit Kompromissen ein- hergehen. Darunter sind die operative Kom- plexität und die schwindenden Quellen für attraktive risikobereinigte Renditen. Gleich- zeitig haben die Regierungen die Zuständig- keiten einiger der am besten ausgestatteten Staatsfonds ausgeweitet und ihnen in Aner- kennung ihrer Leistungen zusätzliche Man- date erteilt. Da viele Staaten aufgrund der gestiegenen Rohstoffpreise hohe Mittelzu- flüsse verzeichnen, ist die Frage der Größe Geplante Allokationsänderungen Wie Staatsfonds in den nächsten 12 Monaten ihre regionale Allokation ändern. Mit steigenden Staatsfondsinvestments ist in Nordamerika und der APAC-Region zu rechnen, während man sich in Europa auf Nettobasis eher auf dem Rückzug befindet. Quelle: Invesco-Studie 0 % 20 % 40 % 60 % 80 % 100 % Afrika Mittlerer Osten Entwickelte asiatische Länder Asiatische Schwellenländer Entwickeltes Europa Emerging Europe Latein- amerika Nord- amerika Abbau Gleichbleibend Ausbau Änderungen in der regionalen Allokation in den nächsten 12 Monaten 168 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | ZENTRAL BANKEN- /S TAAT S FONDS - UMFRAGE

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