Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

sich der Informationsgehalt der Ratings tat- sächlich erhöht hat – die Bonitätseinschät- zungen dürften im Verlauf der Zeit also tat- sächlich nicht nur strenger, sondern auch besser geworden sein. Prognosekraft erhöht Wenn dem so sein sollte, sich also die Qualität der Ratings verbessert hat, dann müssten sie eigentlich auch ihre ureigenste Aufgabe im Verlauf der Jahre immer besser erfüllen: die Prognose von Zahlungsausfäl- len. Die Qualität der Prognosen hätte sich dann erhöht, wenn die Anzahl der Zah- lungsausfälle in den höheren Ratingkatego- rien zurückgeht und in den schlechteren Ra- tingkategorien steigt. Die Autoren prüfen die Prognosekraft auf ein und fünf Jahre (siehe Tabelle „Veränderungen der Ratings und Erhöhung der Prognosekraft gehen Hand in Hand“ [Anm.: Aus Platzgründen wird tabellarisch nur die 12-monatige Pro- gnose berücksichtigt]) . Im 12-Monats-Be- reich wird nur die Prognosekraft von Ra- tings im spekulativen Bereich geprüft, da es bei Investment Grade in solch kurzen Ab- ständen de facto zu keinen Ausfällen kommt. Es zeigt sich, dass der generelle Trend bei der 12-Monats-Default-Prognose im gesam- ten Beobachtungszeitraum statistisch hoch signifikant ansteigt. Bei der Aufschlüsselung der Perioden verliert der Trend an Aussage- kraft. Das bedeutet, dass die Prognosekraft vor allem in der Zeit bis 2001 zugelegt hat, was angesichts des Zeitpunkts von Enron- und Worldcom-Pleite überraschend ist. Im Fünfjahreszeitraum sinken die Defaults sta- tistisch signifikant. Hier gilt es zu bedenken, dass hochqualitative Ratings berücksichtigt wurden. Der Rückgang der Defaults ent- spricht also den zuvor geäußerten Erwartun- gen an eine gesteigerte Prognosequalität. Für eine Qualitätssteigerung spricht auch ein genauerer Blick auf die 12-Monats-Pro- gnose: Schlüsselt man den Default-Trend nach Risiko auf, so steigen die Default- Trends mit der Höhe des Risikos umso stär- ker an, je riskanter die Einstufung war. „Da- raus ziehen wir den Schluss, dass einige Kritik an den Ratingagenturen, die sich vor allem auf deren historische Leistungen be- zog, obsolet sein könnte. Kreditratings scheinen einen Wert zu haben, informativ zu sein und sich über die Jahre verbessert zu haben“, resümiert Galil. HANS WEITMAYR Veränderungen der Ratings und Erhöhung der Prognosekraft gehen Hand in Hand Monte-Carlo-Simulation von Ratingaktivitäten, wenn folgende Ansprüche gestellt werden … Die Balkengrafiken stellen eine herkömmliche Monte-Carlo-Simulation dar, in der erhoben wird, wie sich Ratings nach verschiedenen Anforderungen von 1986 bis 2016 verändert hätten. Die Realität gleicht am ehesten dem ersten Schaubild, auf dem sich die Genauigkeit der Ratings erhöht. Die Tabelle präsentiert wiederum die Ergebnisse der Regression, mit deren Hilfe die Prognosekraft von tatsächlich erfolgten Ratings im Zeitraum 1986–2016 inklusive zweier Subperioden ermittelt wird. Gesucht wurde nach Defaults im spekulativen Bereich 12 Monate nach einem Rating-Event. Tatsächlich steigen die Defaults in der zweiten Periode umso stärker an, je spekulativer das Rating ist. Die Prognosekraft hat sich erhöht. Quelle: Studie -0,20 -0,15 -0,10 -0,05 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 1 2 3 4 5 1 2 3 4 5 0,00 0,05 0,10 0,15 0,20 0,25 0,30 0,35 1 2 3 4 5 Genauigkeit Genauigkeit und Strenge Strenge Durchschnittliche Rating-Score-Differenz Durchschnittliche Rating-Score-Differenz Durchschnittliche Rating-Score-Differenz Variablen für 12-Monats-Prognose spekulative Ratings 1986–2016 1986–2001 2002–2016 Rating -1,585*** -1,402*** -1,220*** Trend 3,795*** 3,574*** -0,361 B-Rating × Trend 0,057** 0,300*** 0,315** CCC-Rating (o. niedr.) × Trend 0,196*** 0,485*** 0,750*** Konstante -1,614 -2,523* 3,807*** Anzahl der Beobachtungen 12.030 5.162 6.868 Anzahl der Unternehmen 2.207 1.408 1.408 Log Wahrscheinlichkeit -51,32 -175,64 257,57 » Einige Kritik an den Ratingagenturen, die sich vor allem auf deren historische Leistungen bezogen hat, könnte obsolet sein. « Koresh Galil, Department of Economics der Ben-Gurion University of the Negev 140 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | KRED I T- RAT I NGS

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