Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

„Greenwashing“ seiner S- und G-Aktivitä- ten dazugelernt. Unterschiedliche Methoden Die erste Herangehensweise wird Quin- til-Methode, die zweite Tilting-Methode genannt. Bei Ersterer beginnt man mit dem gesamten Universum an ESG-gerateten Bonds, teilt dieses in Quintile anhand der Ratingscores ein und bildet im ersten Monat fünf ESG-gerankte Portfolios. Dann ana- lysiert man diese im Hinblick auf deren Eigenschaften (Duration, durchschnittliches Kreditrating etc.) und analysiert deren Per- formance im Folgemonat. Dann wiederholt man die Methode für jeden weiteren Monat des zehnjährigen Untersuchungszeitraums. Um die ESG-Auswirkungen auf die Performance der Quintil-Portfolios zu iso- lieren, muss man die ungewollten Tilts zu bestimmten Sektoren berücksichtigen, um valide Schlussfolgerungen ziehen zu kön- nen. Wenn das Sektorexposure des ersten Quintils stark von der Branchenzusammen- setzung des iBoxx European Corporate Bond Index abweicht, ist ein Teil des Performanceunterschieds auf das unter- schiedliche Sektorexposure zurückzuführen. Um diese Fehlerquelle auszublenden, pas- sen die Autoren die Branchenzusammen- setzung des jeweiligen Quintils so an, dass es mit dem Sektorexposure des iBoxx EUR Corporates Bond Index übereinstimmt. Auf diese Weise werden die ESG-Auswirkun- gen auf etwaige Performanceunterschiede zwischen dem Quintil-Portfolio und dem Index isoliert. Damit wollen die Autoren keineswegs anregen, dass Investoren ihre Portfolios auf ähnliche Art und Weise kon- struieren sollten, aber die Performancediffe- renz zwischen dem ersten und dem fünften Quintil gibt Aufschluss über den Wert der Integration von ESG-Überlegungen in ein Unternehmensanleihenportfolio. Die Tilting-Methode sieht Gewichts- anpassungen der Emittenten respektive Bonds in den Portfolios dergestalt vor, dass die einzelnen Bestandteile einen Tilt ent- sprechend ihrem ESG-Rating aufweisen. Auch hier gibt es wieder zwei unterschied- liche Verfahren: Das eine wird von MSCI umgesetzt, das andere von FTSE benutzt. Beide setzen auf der Kalkulation eines z-Scores und damit einer Normalisierung auf. Dafür benötigt man den Mittelwert und die Standardabweichung der ESG- Ratings von allen Emittenten, um dann den z-Score des Ratings jedes Emittenten nach folgender Formel zu berechnen: z-Scores sind leicht zu berechnen und auch recht einfach zu interpretieren. Ein Wert von minus eins beispielsweise bedeutet, dass das ESG-Rating des betreffenden Bestandteils/ Emittenten um eine Standardabweichung niedriger ausfällt als der Durchschnitt. Ab- weichungen von mehr als +/ drei Standard- abweichungen werden als Ausreißer elimi- niert. Darauf aufbauend sieht nun die MSCI-Methodologie vor, dass das Gewicht eines Emittenten mit einem positiven z- ࢆ ࢏ = x ࢏ – ࣆ ࣌ Quintilsanalyse Eigenschaften der Quintil-Portfolios auf Basis der ESG-Composite-Ratings von Refinitiv PANEL A: PORTFOLIO-KENNZAHLEN 1. Quintil 2. Quintil 3. Quintil 4. Quintil 5. Quintil Benchmarkportfolio Ertrag (annualisiert) 4,23 % 3,67 % 3,82 % 3,87 % 3,95 % 3,91 % Volatilität (annualisiert) 3,93 % 3,75 % 4,00 % 4,11 % 4,17 % 3,95 % Sharpe Ratio 1,07 0,98 0,96 0,94 0,95 0,99 Anzahl der Bonds 306 300 291 260 245 1.402 Gewichtungsanteil 20 % 20 % 20 % 20 % 20 % 100 % Rating (AAA = 1 to BBB = 4) 3,44 3,41 3,32 3,26 3,28 3,34 Duration 5,28 5,31 5,18 5,42 5,40 5,32 Rendite 1,39 % 1,24 % 1,30 % 1,30 % 1,35 % 1,32 % Spread zur Benchmarkkurve 142 127 134 132 137 134 Faktorscore 81 69 59 49 35 59 PANEL B: SEKTOREXPOSURES Roh- und Grundstoffe 1,57 % 1,17 % -0,38 % -0,13 % -2,24 % 0,00 % Konsumgüter -2,65 % -2,35 % 2,06 % 2,85 % 0,08 % 0,00 % Consumer Services -0,66 % 1,13 % -0,84 % -1,68 % 2,06 % 0,00 % Financials 0,18 % -6,09 % -6,10 % 0,03 % 12,03 % 0,00 % Pharma/Healthcare -0,90 % 1,20 % 0,18 % 1,15 % -1,65 % 0,00 % Industrie 2,21 % 5,67 % 0,26 % -3,39 % -4,76 % 0,00 % Öl und Gas 0,76 % -1,69 % 2,18 % 2,34 % -3,60 % 0,00 % Technologie 0,03 % 0,81 % -0,57 % -0,14 % -0,14 % 0,00 % Telekommunikation -3,05 % -3,83 % 3,83 % 0,63 % 2,43 % 0,00 % Versorger 2,51 % 3,97 % -0,62 % -1,66 % -4,22 % 0,00 % Ertragseffekt (annualisiert) 0,09 % -0,06 % -0,01 % -0,14 % 0,12 % 0,00 % Es besteht keine klare monotone Beziehung zwischen den Quintils-Portfolios und ihrer Performance. Es gibt keinen gleichmäßigen Anstieg der durchschnittlichen Rendite von Quintil 5 zu Quintil 1. Tatsächlich outperformt Quintil 5 die Quintile 2, 3 und 4. Die Gesamtergebnisse lassen jedoch vermuten, dass die Wahl von Emittenten mit hohen ESG-Ratings im Vergleich zu Emittenten mit niedrigeren Ratings belohnt wird. Quintil 1 hat die beste Sharpe Ratio mit 1,07. Quelle: Studie N o. 4/2022 | www.institutional-money.com 131 T H E O R I E & P R A X I S | UNT ERNEHMENSANL E I HEN

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