Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

dass sie von Vornherein geglättet wird. Dann könnte es sein, dass die Rezession im tatsächlichen Verlauf gar nicht mehr als solche auftritt, sondern sich nur noch in einer bloßen Verlangsamung des Wachs- tums äußert. Einfluss der Volatilität Ein Aspekt, der bisher noch nicht be- trachtet wurde, ist der Einfluss der Ge- schwindigkeit, mit der sich die Steigung der Zinsstrukturkurve verändert. Bislang war es die Steigung selbst, die im Vordergrund stand. Diese Lücke untersuchen die vier Forscher Anastasios Megaritis, Alexandros Kontonikas, Nikolaos Vlastakis und Atha- nasios Triantafyllou in „The Term Structure of Interest Rates as Predictor of Stock Mar- ket Volatility“. Sie vermuten, dass zwischen der Volatili- tät der Steigung der Zinsstrukturkurve und der Volatilität am Aktienmarkt ein Zusam- menhang besteht. In ihrer Analyse schätzen die Autoren zunächst die Steigung der Zins- struktur (also den Term Spread) auf Tages- basis. Dazu gehen sie nach dem klassischen Ansatz von Campbell Harvey vor und nut- zen die Renditedifferenz zwischen zehnjäh- rigen US Treasury Notes und dreimonatigen US Treasury Bills. Die Volatilität der Stei- gung der Zinsstrukturkurve wird dann als realisierte Varianz des täglichen Term Spread für jeden Monatszeitraum ermittelt. Für die Volatilität am Aktienmarkt werden ebenfalls die realisierten Werte verwendet. Erklärungen Doch warum sollte sich neben der Höhe des Term Spread, dessen Einfluss als belegt gilt, auch dessen Volatilität auf den Aktien- markt auswirken? Die Forscher diskutieren dazu zwei mögliche Übertragungskanäle, die den Einfluss auf die Volatilität am Ak- tienmarkt erklären. Zum einen hängt die Veränderung des Term Spread implizit mit der Variabilität der Diskontsätze zusammen, mit denen für die Zukunft erwartete Cashflows in vielen Standardmodellen abgezinst werden. Sind also aufgrund stärker schwankender Term Spreads die Diskontsätze volatiler, wirkt sich das direkt auf den Gegenwartswert von Aktien aus, die sich dann ebenfalls stärker bewegen sollten. Oder anders ausgedrückt: Steckt man volatilere Werte in die Modelle hinein, kommen auch volatilere Werte her- aus. Das erscheint auch deshalb plausibel, da im umgekehrten Fall – also einer im Zeitablauf konstanten Zinsstrukturkurve – diese Unsicherheit in der Diskontierung entfiele, was sicherlich weitaus stabilere Gegenwartswerte hervorbringen würde. Zum anderen deuten volatilere Term Spreads aber auch darauf hin, dass insge- samt eine höhere Streuung der Erwartungen über die künftige Wirtschaftsentwicklung und damit die Höhe der Zinsen sowie die Dass eine inverse Zinsstrukturkurve als Anzeichen einer näher rückenden Rezession betrachtet wird, ist bekannt. Was bisher hingegen noch keine Beachtung findet, ist der Einfluss der Geschwindigkeit, mit der sich die Steigung der Zinsstrukturkurve verändert. T H E O R I E & P R A X I S | Z I NS S TRUKTURKURVE N o. 4/2022 | www.institutional-money.com 125 FOTO: © ZARATHUSTRA | STOCK.ADOBE.COM

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