Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

E ine Benchmark ist nichts ande- res als ein Vergleichsmaßstab, der eine relative Betrachtung ermöglicht. Anhand dessen las- sen sich die Allokation, das Risiko und die Rendite von Fonds analysieren. In der Pra- xis ist dieser Maßstab wichtig für das Ver- ständnis, wie ein Portfolio beziehungs- weise ein Manager im Vergleich zum relevanten Markt abschneidet. Damit dieser Vergleich fair ausfällt, muss der als Benchmark verwendete Index adäquat sein, also weitgehend der Anlagestrate- gie des Fonds entsprechen, was dessen typische Positionen und Gewichtungen angeht. Außerdem muss die Benchmark tatsächlich investierbar sein, statt ein- fach nur ein rechnerisches Konstrukt darzustellen. Denn nur so ist sichergestellt, dass sie eine echte, praxisrelevante Alter- native bietet, auf die Anleger im Zweifel ausweichen können. Eine weitere Anfor- derung besteht darin, dass diese Messgröße im Voraus eindeutig festgelegt wird. Unter diesen Voraussetzungen ist es aufschluss- reich und sinnvoll, die Fondsperformance relativ zum entsprechenden Vergleichsindex zu betrachten. Theorie vs. Praxis Leider läuft es in der Praxis nicht immer so, wie es der Theorie nach ideal wäre. Im- mer wieder lässt sich beobachten, dass un- passende Benchmarks gewählt werden. Das hat zur Folge, dass die tatsächliche relative Performance des jeweiligen Fonds auto- matisch über- oder unterschätzt wird. Es er- scheint einleuchtend, dass solche Verzerrun- gen erhebliche Auswirkungen darauf haben, welche Anlageentscheidungen getroffen werden. Zwar hat jeder Anleger schon tau- sendfach den Satz gelesen (und überlesen), dass die vergangene Performance kein Indi- kator für die zukünftige Rendite ist. Doch je- der Praktiker weiß intuitiv und die Forschung bestätigt es: Allokationsentscheidungen werden durchaus auf Grundlage der bishe- rigen Renditen getroffen. Und das beinhaltet neben der absoluten auch die relative Per- formance gegenüber der gewählten Bench- mark, denn beides sind leicht verfügbare und einfach verständliche Informationen. Dabei haben frühere Untersuchungen schon darauf hingedeutet, wo die Baustellen liegen. So erwiesen sich etwa gängige Klas- Passende Benchmarks sollen eigentlich die relative Performance von Fonds transparent machen und so aussagekräftige Einschätzungen ermöglichen. Doch der Teufel steckt im Detail – und in den Regularien. Deutliche Abweichungen S&P 500 vs. Russell 2000 Value als Benchmark Einige Fonds verwendeten zeitweise sowohl den S&P 500 als auch den Russell 2000 Value Index als Benchmark. Die Indizes sind strukturell verschieden und entwickelten sich unterschiedlich. Das bot einen Anreiz für das opportunistische Verhalten, den rückblickend besseren Index in der relativen Betrachtung auszuschließen. Quelle: FTSE Russell, Yahoo Finance 0 % 50 % 100 % 150 % 200 % 250 % 300 % 350 % 400 % Wertentwicklung Russell 2000 S&P 500 2015 2014 2013 2018 2017 2020 2019 2016 2012 2011 2010 2009 2008 2007 2006 2005 2021 » US-Fonds können ihre Benchmarks ändern und ihre relative Performance rückdatieren. « Andrea Rossi, Assistant Professor of Finance, University of Arizona Kein fairer Vergleich 112 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | B ENCHMARKS FOTO: © UNIVERSITY OF ARIZONA

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