Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

ziehungsweise Ländern ausgewertet, indem er die Reaktionen auf den High-Frequency- Zins beziehungsweise die Anleihenmärkte von 1996 bis 2022 beobachtet hat. Im Fall der Eurozone bediente er sich des deutschen Anleihenmarktes. Er verwendet dabei ver- schiedene Beobachtungsfenster, die zwi- schen 20 und 60 Minuten vor und nach einer Zinsentscheidung variieren. Er un- tersucht hier unterschiedliche Transmis- sionswege – also beispielsweise diverse regionale Anleihenmärkte, verschiedene Laufzeiten, aber auch andere Segmente wie beispielsweise die globalen Aktien- märkte und kommt zu bemerkenswerten Ergebnissen. Regionale Unterschiede Zunächst zieht er den nachvollziehbaren Schluss, dass die grenzüberschreitenden Auswirkungen von Zinsentscheiden regio- nal unterschiedlich ausgeprägt sind (siehe Tabelle „Auswirkungen auf Industrienatio- nen und Emerging Markets“) . Hebt die Fed beispielsweise die Zinsen für sechsmonatige Anleihen um 1,0 Basispunkte an, so führt das für sechsmonatige Anleihen in den Industrienationen zu einem statistisch signi- fikanten Zinsanstieg von 0,26 Basispunkten. In den Emerging Markets bewegt die Fed nur 0,13 Punkte nach oben – das bei deut- lich geringerer statistischer Signifikanz. Am relativ schwächsten ist der Wirkungs- grad der Fed bei zehnjährigen Laufzeiten in der Region der Industrienationen ausge- prägt. Zwar führt hier eine Anhebung um einen Basispunkt zu einem Anstieg des regionalen Zinsniveaus von 0,50 Basis- punkten, die EZB bringt es hier aber auf 0,6 Basispunkte. Die Wirkungsmacht der Fed in den Emerging Markets ist zwar im abso- luten Vergleich geringer als bei den Indus- trienationen, im Vergleich mit konkurrie- renden Notenbanken setzt sich die Fed aber überall – und mit Abstand – als einfluss- reichste Notenbank durch. Cotton rechnet außerdem durch, welchen Anteil die jeweiligen Notenbanken insge- samt an den Spill-over-Effekten haben. Sein Resultat: 58 Prozent aller Überschwapp- effekte im Zinsmarkt der Industrienationen mit sechsmonatigen Laufzeiten gehen auf die Kappe der Fed. 30,7 Prozent sind der EZB zuzuordnen, 11,4 Prozent bestreitet die Bank of England. Klettert man für die Industrienationen die Laufzeiten hoch, än- dert sich das Bild drastisch: Jetzt kommen nur noch 18,8 Prozent der globalen Spill- overs auf die US-Notenbank, die Eurozone kommt auf 22,5 und die Bank of England auf 7,3 Prozent. Insgesamt verbreitert sich das Feld der Einflussnehmer. So übt plötz- lich die Schweizerische Notenbank einen Einfluss von 8,6 Prozent aus und verdrängt somit die Bank of England als dritteinfluss- reichsten Währungshüter in der Region der Industrienationen. „Es scheint, als würden » Die Fed hat genug getan. Sie sollte wirklich – und ich meine wirklich – ein Pause einlegen. « Paul Krugman, Nobelpreisträger, Wirtschaftswissenschaftler und Kolumnist für die „New York Times“ Mehr Einfluss als gedacht Spill-over-Effekte von Zinsentscheidungen bei zehnjährigen Laufzeiten auf andere Länder – unter anderem auf die USA Quelle/ Developed Empfänger AUS CAN CH ECB GBR JPN NOR NZL SWE USA Average AUS – 0,07 -0,07 0,07 0,05* 0,03 0,21** 0,10*** 0,14*** (0.09,51) (0.21,14) (0.04,89) (0.02,68) (0.03,256) (0.06,220) (0.02,330) (0.02,386) CAN 0,33*** – 0,13*** 0,21*** 0,24*** 0,03 0,06 0,12*** 0,25*** 0,19*** (0.05,126) (0.03,159) (0.03,161) (0.04,158) (0.02,137) (0.04,131) (0.03,148) (0.04,160) (0.02,161) CH 0,27*** 0,02 – 0,28*** 0,21** 0,09* 0,26*** 0,28*** 0,22*** 0,23*** (0.07,32) (0.05,29) (0.07,45) (0.08,45) (0.04,45) (0.06,44) (0.08,41) (0.06,44) (0.04,45) CZE 0,12 0,06 0,10* 0,14*** 0,19*** 0,07* 0,21*** 0,14** 0,09* 0,12*** (0.06,133) (0.05,137) (0.04,182) (0.03,187) (0.05,187) (0.03,149) (0.05,152) (0.05,159) (0.04,182) (0.03,187) ECB 0,55*** 0,52*** 0,41*** – 0,50*** 0,09*** 0,63*** 0,80*** 0,74*** 0,60*** (0.08,116) (0.08,143) (0.06,130) (0.06,150) (0.02,86) (0.05,117) (0.05,131) (0.10,149) (0.04,150) GBR 0,18*** 0,16*** 0,14*** 0,27*** – 0,02 0,15*** 0,24*** 0,19*** 0,19*** (0.03,217) (0.03,190) (0.02,259) (0.03,278) (0.02,194) (0.03,224) (0.03,242) (0.02,274) (0.02,279) SWE 0,11* 0,09* 0,21*** 0,19*** 0,18*** 0,04* 0,29*** -0,23 – 0,10*** 0,17*** (0.04,131) (0.04,59) (0.04,148) (0.03,149) (0.04,149) (0.02,135) (0.04,142) (0.26,19) (0.02,144) (0.02,149) USA 0,63*** 0,56*** 0,20* 0,40*** 0,04 0,49** 0,18** – 0,50*** (0.02,292) (0.01,369) (0.09,15) (0.01,229) (0.02,68) (0.16,39) (0.05,23) (0.02,373) Zinsentscheide der hier ausgewählten Notenbank haben teils enorme Spill-over-Effekte auf andere Währungsregionen. Überraschend ist, dass selbst die USA nicht vor solchen unerwünschten Effekten gefeit sind. Hebt beispielsweise Australien den Zins für zehnjährige Anleihen an, so steigen in den USA die zehnjährigen Zinsen ebenfalls – und zwar um 0,1 Prozentpunkte bei einem Signifikanzniveau von 99 Prozent. ***/**/* 99-, 95-, 90-prozentiges Signifikanzniveau Quelle: Studie 108 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | SP I L L -OVER - E F F EKT E FOTO: © SCOTT EELLS | 2013 BLOOMBERG FINANCE LP

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