Institutional Money, Ausgabe 4 | 2022

V on den Notenbanken geht derzeit eine der größten Ge- fahren überhaupt aus.“ Die- se Einschätzung kam von jemandem, der es wissen muss, gehörte er doch selbst zum inneren Kreis der einfluss- reichsten Währungshüter der Welt – die Rede ist von Philipp Hildebrandt. Der ehe- malige Präsident der Schweizerischen Nationalbank betonte bei einem Black- Rock-Lunch im sommerlichen Wien seine Sorgen um unnötig harte „geldpolitische Bremsmanöver“. Und der Vice President des weltweit größten Anbieters von Passiv- lösungen steht mit seiner Sorge nicht allein da: So erklärte Anfang November Nobel- preisträger Paul Krugman gegenüber der Nachrichtenagentur Bloomberg, die Fed habe seiner Meinung nach „genug getan“. „Sie sollte wirklich – und ich meine wirk- lich – eine Pause einlegen, um die Situa- tion zu evaluieren.“ Fehlende Instrumente Ganz verständlich ist der harte Kurs der US-Notenbank nicht, hat doch Fed-Chef Jerome Powell in seiner Sommerrede in Jackson Hole selbst gesagt, die Notenbank verfüge nicht wirklich über die Instrumente, um eine durch Angebotsmangel bedingte Inflation wirkungsvoll zu bekämpfen. Dazu die Ökonomin Isabella Weber, die an der Universität Massachusetts Amherst wirkt und im aktuellen Umfeld ebenfalls Zweifel an der Sinnhaftigkeit von Zinsanhebungen hegt: „Es wäre ehrlicher, wenn die Noten- bank in einem solchen Fall nichts tun wür- de.“ (Siehe auch Artikel „Die Aufbrecherin“ in diesem Heft.) Ifo-Präsident Clemens Fuest, der wie Weber am nächsten Institutional Money Kongress eine Keynote halten wird, spricht von „einer schlechten Inflation“, die von Angebotsengpässen getragen wird – auch hier wären Notenbankinterventionen Wenn Notenbanken irren, hat das nicht nur für den eigenen Währungsraum Folgen – die Verwer- fungen sind grenzüberschreitend. Doch wie weit reichen diese Spill-over-Effekte? Diese Frage stellt sich nicht zuletzt für den Fall, dass die Fed bei der Inflationsbekämpfung übers Ziel hinausschießt. Federale Folgefehler? Auswirkungen auf Industrienationen und Emerging Markets Wie eine nationale Zinsanhebung von 1,0 Basispunkten auf regionale Zinsniveaus überschwappt Quelle AUS CAN CH ECB GBR JPN NOR NZL SWE USA Abhängige Variable: ∆I 6m Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 6m 0,05 0,03 0,06 0,14** 0,05** 0,01 -0,03 0,05 0,26*** (0,04) (0,02) (0,03) (0,05) (0,02) (0,02) (0,03) (0,03) (0,04) N 164 105 37 91 221 80 110 55 270 Abhängige Variable: ∆I 2y Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 2y 0,08*** 0,06*** 0,10*** 0,28*** 0,12*** 0,11 0,05** 0,01 0,06*** 0,50*** (0,02) (0,01) (0,03) (0,03) (0,02) (0,12) (0,02) (0,02) (0,02) (0,02) N 359 160 45 149 279 236 97 140 135 368 Abhängige Variable: ∆I 10y Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 10y 0,14*** 0,19*** 0,23*** 0,60*** 0,19*** 0,18* 0,09** 0,05* 0,17*** 0,50*** (0,02) (0,02) (0,04) (0,04) (0,02) (0,08) (0,03) (0,02) (0,02) (0,02) N 386 161 45 150 279 232 114 130 149 373 Abhängige Variable: ∆I 2y Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 6m 0,08** 0,05*** 0,07** 0,28*** 0,05*** 0,06** 0,01 0,05* 0,57*** (0,03) (0,01) (0,02) (0,05) (0,01) (0,02) (0,02) (0,03) (0,03) N 172 105 37 91 224 80 123 55 325 Abhängige Variable: ∆I 10y Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 6m 0,03 0,05** 0,05* 0,20** 0,06*** 0,04* 0,01 0,03 0,42*** (0,02) (0,02) (0,02) (0,06) (0,02) (0,02) (0,01) (0,02) (0,03) N 178 105 37 91 224 80 122 55 327 Abhängige Variable: ∆I 10y Industrienationen Durchschnitt (ex Quelle) ∆I 2y 0,06*** 0,06*** 0,09** 0,23*** 0,11*** 0,26* 0,05* 0,02 0,07*** 0,47*** (0,01) (0,01) (0,03) (0,04) (0,02) (0,11) (0,02) (0,01) (0,01) (0,02) N 364 160 45 149 279 237 97 140 135 370 Abhängige Variable: ∆I 6m Emerging Markets Durchschnitt ∆I 6m -0,17 0,00 -0,26* -0,00 -0,40*** -0,04 -0,05 -0,08 0,13* (0,12) (0,05) (0,12) (0,16) (0,10) (0,08) (0,06) (0,08) (0,06) N 58 92 34 84 192 69 54 52 174 Abhängige Variable: ∆I 2y Emerging Markets Durchschnitt ∆I 2y 0,02 0,03 0,05 0,04 -0,07 -0,44 -0,03 0,14* 0,03 0,45*** (0,05) (0,02) (0,05) (0,09) (0,06) (0,24) (0,04) (0,06) (0,03) (0,08) N 270 158 45 138 257 164 91 90 135 222 Abhängige Variable: ∆I 10y Emerging Markets Durchschnitt ∆I 10y 0,02 0,04 -0,04 0,23* 0,03 0,46** 0,06 0,11 0,18** 0,41*** (0,07) (0,04) (0,08) (0,10) (0,06) (0,14) (0,06) (0,09) (0,06) (0,05) N 288 161 45 143 257 162 108 90 148 269 Aufgeschlüsselt wird, wie sich eine Zinsanhebung von 1,0 Basispunkten auf die Zinsniveaus „I“ mit unterschied- lichen Laufzeiten auswirkt. Hebt die Fed die Zinsen für sechsmonatige Anleihen um 1,0 Basispunkte an, so führt das für sechsmonatige Anleihen in den Industrienationen zu einem Zinsanstieg von 0,26 Basispunkten. ***/**/* 99-, 95-, 90-prozentiges Signifikanzniveau Quelle: Christopher D. Cotton, „To What Degree and through Which Channel Do Central Banks Other Than the Federal Reserve Cause Spillovers?“ 106 N o. 4/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | SP I L L -OVER - E F F EKT E

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