Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

D ass Fonds ihren Anlage- stil ändern, kommt in der Praxis oft genug vor – etwa wenn ein Anla- gekonzept gescheitert ist und man die Fondshülle für eine neue Investment- strategie verwenden will. Neben dieser Brachialmethode gibt es auch sanftere Shifts, wenn beispielsweise das Anla- geuniversum regional erweitert oder thematisch breiter wird oder sich der Fokus nicht mehr nur auf Werte mit einer bestimmten Marktkapitalisierung fokus- siert, sondern seine Anlagemöglichkeiten auf größere oder kleinere Firmen erweitern möchte. In diesem Kontext wollten Javier Vidal- García, Professor an der Complutense Uni- versität von Madrid, und Marta Vidal, Pro- fessorin an der Universidad Europea in Madrid, Licht ins Dunkel der Stilwechsel von Investmentfonds bringen und insbeson- dere wissen, welche Motive hinter einem Wechsel der Anlagestilkategorie eines Fonds stehen und in welchem Umfeld dies geschieht. Sie untersuchten, ob hinter den in der europäischen Investment- fondsbranche festgestellten Umbenen- nungen im Zeitraum von 1990 bis 2020 ein psychologischer Bias steht und der Wunsch besteht, dass Fonds in einer Stilkategorie platziert werden, die sich größerer Popularität erfreut als jene, zu der sie ursprünglich gehörten. Auch könnten europäische Investmentfonds Marketingüberlegungen beim Kategorie- wechsel folgen, wenn ein Fonds in sei- ner alten Peergroup schlecht liegt oder wenn diese Kategorie eine schwierige und damit performanceschwache Phase durchläuft. Es scheint, dass die Entschei- dungen, in eine neue Kategorie zu über- siedeln, komplexer sind und sich nicht einfach erklären lassen. Trotz der Zunah- me der international vertriebenen Fonds und der investierten Vermögen ist fest- zustellen, dass der Prozentsatz der inländi- schen Investitionen bei jedem Fondsportfo- lio immer noch hoch ist. Dies könnte auf den wissenschaftlich mehrfach nachgewie- senen Home Bias zurückzuführen sein. Auf- fällig ist auch, dass Fonds zwar als „domes- tic“ oder „international“ klassifiziert werden, aber sehr hohe Portfolioübereinstimmungen aufweisen. Diese Argumente lassen Zweifel an den Informationen aufkommen, die die Fondsgesellschaften den Kapitalmarktteil- nehmern zur Verfügung stellen – etwa wenn Fonds mit inländischer oder internationaler Ausrichtung einen ähnlichen Prozentsatz an Inlandsinvestments aufweisen. Große Datenmengen Die Stichprobe umfasst tägliche Beob- achtungen für 1.367 aktiv verwaltete Aktien- fonds, die in sechs Ländern Europas (Deutschland, Italien, Spanien, Niederlande, Frankreich und Vereinigtes Königreich) registriert sind. Alle Renditen sind in der jeweiligen Landeswährung berechnet und enthalten alle ausgeschütteten Dividenden. Die Autoren berücksichtigen nur die Haupt- anteilsklasse der einzelnen Fonds. Die Fondsrenditen sind Nettorenditen nach Ab- zug der Verwaltungsgebühren; Basis war die Morningstar-Direct-Datenbank. Der Zeitraum der Studie erstreckt sich vom 1. Januar 1990 bis zum 31. Dezember 2020. Die Datenbank der Aktienfonds umfasst über 90 Prozent des gesamten Nettovermögens europäischer Aktien- fonds. Zusätzlich zu Renditedaten hat man auf Informationen zu Anlagestil, Anlagesektor, Volumen der verwalteten Vermögenswerte und das Alter der Fonds zugegriffen. Ausgeschlossen wur- den Datensätze von Fonds, die folgende Charakteristika aufweisen: Indexfonds, sektorspezifische Fonds, festverzinsliche Fonds, internationale Aktienfonds oder Fonds, die sich im Lauf des Stichpro- benzeitraums in eine dieser Fondstypen umgewandelt haben. Schließlich schrän- ken die beiden Autoren ihre Stichprobe in mehrfacher Hinsicht ein. Erstens be- rücksichtigen sie nur Aktienfonds mit Wenn Investmentfonds ihre Kategoriezuordnung betreffend den Anlagestil im Lauf der Zeit wechseln , ist Vorsicht angebracht. Bei einer genauen Analyse der Beweggründe tritt Erstaunliches zutage. Die Morningstar Style Box Überblick über Investmentstil und Market Cap der Investments Sie ist fester Bestandteil für einen ersten Überblick, in wel- chem Marktsegment sich ein Fonds bewegt und welchen Anlage- stil er verfolgt: die Style Box. Ein Wechsel von einem Kästchen zum nächsten wird von Investoren hinterfragt. Quelle: Morningstar » Der Zusammenhang zwischen Underperformance und Wechselwahr- scheinlichkeit ist hoch signifikant. « Javier Vidal-García, Professor an der Complutense Universität von Madrid Flatterhafte Fonds Aktien-Anlagestil Groß Value Blend Growth Mittel Klein 82 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | FONDSS TRAT EG I EN FOTO: © UNIVERSITÄT VON MADRID, OLIVIER LE MOAL | STOCK.ADOBE.COM

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