Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

mit Entscheidern wie CEOs und CFOs wer- den neben ökonomischen Fragen zum Geschäftsmodell systematisch ESG-Aspek- te thematisiert. Ergänzend arbeiten wir seit 2014 im Rahmen eines Engagement Over- lay mit Columbia Threadneedle Invest- ments, vormals BMO Global Asset Ma- nagement, zusammen und betreiben ein kol- laboratives Engagement mit weiteren Inves- toren. Nachhaltigkeitsaspekte sind in unser Abstimmungsverhalten integriert. Und die Ergebnisse dieser aktiven Dialoge werden auf unserer Webseite veröffentlicht. Aber noch einmal konkret nachgefragt: Worin besteht die Besonderheit des Zusammenspiels der drei Ebenen? Rainer Matthes: Das Besondere liegt in der Transparenz und Verbindlichkeit in Bezug auf die Umsetzung der drei Ebenen. Zu kurz kommt aus unserer Sicht in der Nach- haltigkeitsdebatte das Thema Umsetzung in der Portfoliokonstruktion und im Risiko- management. Um diese Lücke zu schließen, haben wir unseren Ansatz „QbrickS“ ent- wickelt, frei nach dem Erfinder des bekann- ten Zauberwürfels Rubik’s Cube. Was verbirgt sich dahinter? Rainer Matthes: Man kann bei der Portfolio- konstruktion grundsätzlich an drei Ebenen ansetzen: Entweder man startet mit der Allokationsebene, also der Aufteilung in Vermögensklassen, Regionen, Sektoren und Einzeltitel. Das ist die traditionelle Vorge- hensweise. Man könnte alternativ aber auch ein Portfolio primär auf der Basis von Risi- kofaktoren wie Growth, Value, Quality oder Size diversifizieren. Oder man setzt auf der ESG-Ebene an und versucht, das jeweilige Nachhaltigkeitsverständnis des Anlegers im Portfolio zu implementieren. Wenn man auch nur eine der Ebenen wie beim Rubik’s Cube verändert oder sich zu stark auf eine Ebene fokussiert, hat das unweigerlich und ganz wertfrei Auswirkungen auf alle anderen Ebenen. Unserer Auffassung nach geht es beim Thema ESG-Investment also darum, die unterschiedlichen Dimensionen von Nachhaltigkeit optimal mit den beiden anderen Ebenen abzustimmen, damit am Ende das gewünschte Ergebnis für den An- leger herauskommt. Das verstehen wir unter einer ESG-Integration, die den Namen auch verdient. Man muss sicherstellen, dass sich der Anleger durch die Umsetzung seiner ESG-Vorgaben nicht völlig unnötig unbeab- sichtigte Risiken ins Portfolio holt. Geben Sie uns ein Beispiel? Rainer Matthes: Wenn beispielsweise ein Investor auf naive Art versucht, ein Port- folio zu konstruieren, das ein im Durch- schnitt höheres ESG-Rating aufweist als die Benchmark, wird er folgerichtig in Unter- nehmen mit einem entsprechend hohen ESG-Rating investieren. Dabei bemerkt er vielleicht nicht, dass er bestimmte Sektor- unwuchten oder auch ein extremes Stil- oder Faktorübergewicht in sein Portfolio einbaut. Das Übergewicht wird übersehen, obwohl es im Grunde transparent vor ihm liegt. Der Technologiebereich ist ein gutes Beispiel: In einem technologielastigen Port- folio wird ein Investor bei eindimensionaler Betrachtung oft gar nicht bemerken, dass es aufgrund von sogenannten Faktor-Tilts schnell zu einer enormen Übergewichtung von Qualitäts- und Wachstumswerten kommt, wodurch seine Portfoliostruktur nicht mehr ausgewogen wäre. Deshalb liegt die eigentliche Kunst darin, ein Nachhaltig- keitsportfolio so aufzustellen, dass mög- lichst alle Dimensionen berücksichtigt und die ursprünglichen ESG-Vorgaben des Investors optimal umgesetzt sind. Genau das machen wir mit unserem Ansatz. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Wir sind davon über- zeugt, dass die Betrach- tung nicht finanzieller Indikatoren zu besseren Anlageentscheidungen führt. « Dr. Rainer Matthes, Chefvolkswirt Metzler AM 66 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | DR . RA I NER MAT THE S | ME TZL ER AS S E T MANAGEMENT FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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