Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Multi-Asset-Portfolios, unsere quantitativ und regelbasiert gemanagten Ansätze, hat sich in diesem schwierigen Umfeld gut geschlagen. Inwiefern? Rainer Matthes: Wir verwalten relativ viele Wertsicherungsmandate, bei denen der Investor ein fest definiertes Risikobudget vorgibt. Nehmen wir an, der Kunde setzt dieses Budget bei fünf Prozent an. Das Schlimmste, was ihm bei einem entspre- chend gesteuerten Fonds passieren kann, ist, dass – auch bei extrem negativer Marktent- wicklung – am Ende eines Jahres mindes- tens 95 Prozent seines Kapitals übrig blei- ben. Ein nach seinen Vorgaben verschmerz- barer Verlust, den wir natürlich in der Fol- gezeit wieder aufzuholen versuchen. Bei dieser Art von Mandaten erfolgt eine regel- basierte, dynamische Vermögensklassen- allokation, die sich vor allem an dem noch verbleibenden Risikobudget ausrichtet. Bei schwachen Marktentwicklungen, wie sie in diesem Jahr sowohl an den Renten- als auch an den Aktienmärkten aufgetreten sind, werden dann rasch Risiken mittels entspre- chender Portfolioanpassungen reduziert und die Fonds vor weitergehenden Wertverlus- ten geschützt. Das hat sich natürlich in die- sem Jahr bislang ausgezahlt. Solche Ansätze haben natürlich auch andere, insbesondere große Asset Manager im An- gebot. Was können Sie denn mehr bieten als die Branchengrößen? Rainer Matthes: Natürlich ist vieles von dem, was Asset Manager anbieten, in gewisser Weise eine Art Commodity und bis zu einem gewissen Grad eine austauschbare Dienstleistung. Aber es gibt zwei Aspekte, bei denen wir einen Mehrwert im Vergleich zu größeren Mitbewerbern bieten können, jedenfalls wird uns das von Kunden so gespiegelt. Der eine Aspekt betrifft den Grad der Individualität in der Betreuung eines Kunden, gerade auch in Bezug auf die Allokation seiner Investments. Bleiben wir beim Beispiel Multi-Asset. Um die kunden- spezifischen Ertragserwartungen und die individuelle Risikotragfähigkeit eines Inves- tors möglichst passgenau umsetzen zu kön- nen, treten wir mit unserer jahrzehntelangen Erfahrung in Umsetzung und Weiterent- wicklung maßgeschneiderter Lösungen von Anfang an in einen intensiven Dialog mit dem Kunden. Das können große Häuser in dem Ausmaß oft nicht darstellen, dann sind » Wir sind in unseren Multi-Asset-Mandaten bewusst vergleichsweise konservativ unterwegs. « Dr. Rainer Matthes, Chefvolkswirt Metzler AM Ein Urgestein der Branche Rainer Matthes ist Geschäftsführer und Chef- volkswirt von Metzler Asset Management. Matthes trat bereits 1993 in die Dienste des Frankfurter Bankhauses, damals schon als Chef- volkswirt. Zwei Jahre später übernahm er die Leitung des Bereichs Quanti- tative Research und Produktent- wicklung. Von 1997 bis 2002 hat Matthes das Balanced-Port- foliomanagement der Metzler Investment GmbH geleitet, deren Geschäftsführer er bis 2010 gewesen ist. Parallel dazu wurde er von 2002 bis 2014 als Geschäftsführer der Metzler Asset Management für die Akquisition und die Betreuung institutioneller Kunden aus Sektoren wie Versicherungen, Pensionskassen, Versorgungswer- ken sowie Kirchen und kirchennahe Organisatio- nen tätig. Im Jahr 2014 ist er wieder zu seiner Leidenschaft, der Arbeit als Chefvolkswirt, zurückgekehrt. Vor seiner Tätigkeit für das Frankfurter Bankhaus war der gebo- rene Hesse zwei Jahre in der Abteilung Wirtschaftsforschung der Landesbank Hessen-Thüringen für das Kapitalmarkt- Research zuständig. Nach seinem Abschluss in Wirtschaftswissenschaften 1988 hat Matthes zunächst vier Jahre für das Institut für Statistik und Öko- nometrie an der Johannes-Gutenberg- Universität in Mainz gearbeitet, wo er auch promoviert hat. 62 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com T H E O R I E & P R A X I S | DR . RA I NER MAT THE S | ME TZL ER AS S E T MANAGEMENT FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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