Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

ter wäre es, wenn Mainstream-Investoren genauso reporten müssten wie nachhaltige Investoren. Dann hätten wir ein Level Playing Field“, meint Nikkie Pelzer, Impact Managerin bei Triodos Investment Manage- ment in Utrecht. Sie führt ins Feld, dass es nachhaltige Asset Manager gibt, die ihre Fonds nur deswegen niedriger klassifi- ziert haben, weil sie nicht die Ressour- cen hatten, um die hohen Reporting- Anforderungen für die höhere Klassifi- zierung zu erfüllen. „Meiner Meinung nach sollte es neben der grünen Taxo- nomie auch eine braune Taxonomie geben, und es sollten auch alle Artikel- 6-Fonds über ihre Principal Adverse Impacts reporten. Erst dann könnte man als Anleger eine wohlüberlegte Ent- scheidung auf Basis vollständiger Trans- parenz treffen“, findet Nikkie Pelzer. Noch sei die Datenlage zu den PAIs schwierig, unter anderem weil die Unter- nehmen die Daten noch nicht selbst melden müssten. „Manchmal ist es eine Herausfor- derung, welche Daten für Projektfinan- zierungen, Anleihen und Kleinunternehmer beziehungsweise Unternehmen außerhalb der EU zu nutzen sind“, sagt Pelzer. Ein Projekt ist kein Unternehmen, und oft sind mehrere Partner involviert. Es erfordere Zeit, qualitativ hochwertige Daten zu ent- wickeln und bereitzustellen. „Es gibt feste Vorlagen für die Berichterstattung, aber die Interpretation der Auswirkungen wird vor- erst noch subjektiv sein. Beispielsweise lässt das Gesetz offen, was ein sogenannter erheblicher Schaden ist“, sagt Pelzer. Trotzdem ist sie froh über die Nachhal- tigkeitsregulierung: „Positiv ist daran insbe- sondere, dass die Finanzbranche insgesamt mehr Anstrengungen unternehmen muss, um die Transparenz in diesem Bereich zu erhöhen. Das verhindert Greenwashing und fördert das Angebot nachhaltiger Anlage- produkte.“ Herausforderung Immobilien Auch ihre Kollegin Melanie Linke von Commerz Real kann der Sache trotz des hohen Aufwands etwas Positives abgewin- nen. Linke verantwortet dort seit Juli 2021 die Nachhaltigkeitsthemen im Bereich Real Estate und war vorher bei Volkswagen Immobilien beschäftigt, wo sie den ersten Green Bond einer deutschen Immobilien- gesellschaft und des Volkswagen-Konzerns begleitete. Sie erklärt, dass die Betrachtung der Nachhaltigkeitskriterien dazu führt, dass man seine Assets und seine Geschäftspart- ner am Ende besser kennt. „Nach der Ana- lyse wissen wir beispielsweise, was in zwölf Jahren mit dem Windrad, das wir im Portfolio haben, passiert. Kann es ertüchtigt werden? Ist es recycelbar? Muss es teuer entsorgt werden? Das sind wichtige Risiko- themen“, so Linke. Commerz Real hat für Privatanleger mit dem HausInvest einen Artikel-8-Fonds und mit dem Klimavest einen Artikel-9-Fonds im Angebot und verwaltet zudem mehrere Fonds und Mandate in den Bereichen Im- mobilien und erneuerbare Energien. „Beim Hausinvest haben wir uns entschieden, die höchste Anforderungsstufe an ökologisch nachhaltige Investitionen zu erfüllen und eine Mindestquote von fünf Prozent nach EU-Taxonomie vorzuhalten. Solche Investi- tionen müssen a) einen signifikanten Bei- trag zu einem der sechs Umweltziele der EU-Taxonomie leisten, b) die „Do no sig- nificant harm“-Regel erfüllen und c) die Mindeststandards auf sozialer und auf Go- vernance-Ebene erreichen.“ Für Immobilien hat Commerz Real den Betrachtungszeitraum aufgrund der langen Lebensdauer von Gebäuden ausgeweitet. „Wir schauen mindestens, welches Poten- zial eine Immobilie bis 2050 hat“, so Linke. Jeder Bestand, den man ertüchtigen könne, sollte einem Neubau vorgezogen werden. „Ein großer Teil der Emissionen einer Immobilie entsteht beim Bau. Auch wenn neue Immobilien später im Betrieb sehr energieeffizient sind, wird durch die Neu- bauten zunächst einmal viel CO 2 freige- setzt.“ ANKE DEMBOWSKI » Nach der Analyse wissen wir […], was in 12 Jahren mit dem Windrad, das wir im Portfolio haben, passiert. « Melanie Linke, Commerz Real, Verantwortliche für Nachhaltigkeitsthemen im Bereich Real Estate Standard-PAIs In den Level-2-Maßnahmen der SFDR wird eine Liste von 18 Standard-PAIs definiert. Die Liste wichtiger nachteiliger Nachhaltigkeitsauswirkungen, die von einem Investment ausgehen können, ist breit gefächert. Hier eine Übersicht der Standard-PAIs für Unternehmen. Quelle: FFB FIL Fondsbank Indikatoren für Klima/Umwelt • Treibhausgasemissionen (THG) • C0 2 -Bilanz • THG-lntensität • Exponierung gegenüber Unternehmen, die im Bereich fossile Brennstoffe tätig sind • Verbrauch und Produktion nicht erneuerbarer Energien • Energieintensität pro klimarelevantem Sektor • Negative Auswirkungen auf biodiversitätssensible Gebiete • Wasseremissionen • Gefährliche Abfälle Für Investitionen in staatsnahe Emittenten • THG-lntensität der investierten Länder • Investierte Länder mit sozialen Verstößen Indikatoren für Soziales/Menschenrechte etc. • Verstoß gegen Grundsätze der UN Global Compact Principles und der OECD-Richtlinien für multi- nationale Unternehmen • Fehlende Prozesse und Compliancemechanismen zur Überwachung der Einhaltung von Prinzipien der UN Global Compact und der OECD-Leitsätze für multinationale Unternehmen • Unbereinigtes geschlechtsspezifisches Lohngefälle • Geschlechterdiversität in Aufsichtsgremien • Kontroverse Waffen (Antipersonenminen, Streu- munition, chemische und biologische Waffen) Für Investitionen in Immobilien • Exponierung gegenüber fossilen Energien durch Immobilien • Exponierung gegenüber energieineffizienten Immobilien 264 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | S FDR ART I KE L 7 FOTO: © COMMERZ REAL

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