Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

froh. „Wäre das nicht der Fall, wenn wir beispielsweise ein anderes, auch nachhaltiges Ziel verfolgen würden, das aber bisher noch nicht explizit in der Taxonomie aufgeführt ist, wären die Nachweise gegenüber dem Wirtschafts- prüfer und der Aufsicht wahrscheinlich deutlich aufwendiger.“ Aber auch so ist der Berichtsaufwand nicht zu unterschätzen. Um den Status eines Artikel-9-Fonds zu erhalten, sind ab der Berichtssaison 2023 sowohl die positiven als auch die nachteiligen Nachhaltigkeitsauswirkungen offenzu- legen. Engelmann gibt ein Beispiel: „Wenn wir einen Solarpark betreiben, hilft das auf jeden Fall dem Ziel der CO 2 -Reduktion. Wenn für die Errich- tung des Solarfeldes aber ein Wald abgeholzt, die dort lebenden Menschen umgesiedelt und ein Brunnen hätte trockengelegt werden müssen, wären diese negativen Effekte neuerdings ebenfalls zu messen. Wir müssten da- rüber berichten und die Thematik in den Investmententscheidungsprozess mit einbeziehen.“ 18 Standard-PAIs Beides zusammen muss hinterlegt und laufend überwacht werden, und ein Wirt- schaftsprüfer muss das Jahr für Jahr prüfen. „Da möchte man nicht in der Haut eines Wirtschaftsprüfers stecken, der muss für solche Betrachtungen ja etwas rausgehen aus seinem normalen Kompetenzrahmen“, bemerkt Engelmann. Vom Regulator gebe es dazu ein sogenanntes Pre-Conctractual Disclosure Template. „Das wurde offiziell im März 2022 verabschiedet, aber es gab verschiedene Rückfragen von Interessen- verbänden. Offiziell wird das Template erst im Januar 2023 scharfgeschaltet, und für unsere Nachhaltigkeitsprodukte müssen wir es der BaFin ausgefüllt zur Verfügung stel- len“, so Engelmann. Ein Zertifikat, dass der Fonds Artikel-9-konform ist, gibt es dann aber nicht, bedauert er. „Bei der Einrei- chung des Fonds ist der BaFin das ausge- füllte Template zu übermitteln. Jahr für Jahr ist dem Wirtschaftsprüfer anschließend dar- zulegen, wie wir die positiven Beiträge und die PAIs gemessen haben und gegebenen- falls auf negative Veränderungen reagieren.“ Im Berichtswesen sind dann Planabwei- chungen darzulegen, sodass die Artikel-9- Konformität des Fonds laufend nachgewie- sen werden kann. „Um an diese Daten zu kommen, müssen Sie als Asset Manager ein entsprechend automatisiertes System auf- gebaut haben. Ansonsten kann Ihnen im Worst Case der Wirtschaftsprüfer die Arti- kel-9-Konformität aberkennen“, warnt er. Es versteht sich, dass alle Anbieter darauf achten, dass das nicht passiert. „Damit würden Sie sich als Asset Manager den Ruf ruinieren“, so Engelmann. In den Level-2-Maßnahmen der SFDR wurde eine Liste von 18 Standard-PAIs de- finiert, die von einem Investment ausgehen können. „Davon betreffen 14 PAIs Unter- nehmensinvestments, und je zwei gelten für Investitionen in staatsnahe Emittenten (etwa bei Staatsanleihen, Kommunalobligationen oder Anleihen staatlicher Unternehmen) und Immobilien“, schreibt Fidelity International in einer Erklärung über die SFDR. Die Balance sollte stimmen In welchem Verhältnis die positiven und negativen Auswirkungen eines Fonds min- destens stehen müssen, dafür gibt es keine Regelung. Aktuell geht es lediglich um die Messung und das Reporten des Impacts. „Die eine oder andere negative Auswirkung unseres Fonds wird sich nicht vermeiden lassen; das akzeptiert auch die Aufsicht“, meint Engelmann, „aber wir müssen uns mit den negativen Auswirkungen beschäf- tigen, sie messen, und darüber berichten.“ Das sei durchaus eine Herausforderung, weil diese Art der Betrachtung eben neu und die Anzahl der Datenfelder hoch sei. Eine gewisse Balance muss allerdings auch heute schon eingehalten werden, so- dass nicht die negativen Auswirkungen die positiven übersteigen. Welches Verhältnis aber gerade noch akzeptiert wird, ist nicht klar definiert und vermutlich auch ein „Moving Target“. Schließlich werden so- wohl die technische Entwicklung bei der Gewinnung und beim Transport grüner Energie als auch die Messtechniken für Faktoren, die derzeit noch schwer zu mes- sen sind, voranschreiten. Als einer der Pioniere nachhaltigen In- vestierens setzt sich auch Triodos Invest- ment Management mit den PAIs auseinan- der. Auch dort sieht man, dass die SFDR gewisse Belastungen mit sich bringt. „Viele nachhaltige Asset Manager sind relativ klein. Für sie stellen die Reporting-Anfor- derungen eine hohe Belastung dar. Gerech- Demnächst muss für Fonds auch über die Principle Adverse Impacts berichtet werden. Es geht um den Umgang mit nachteiligen Auswirkungen auf Nachhaltigkeitsfaktoren. Wurden die wichtigsten Auswirkungen in der Anlageentscheidung berücksichtigt? N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 263 S T E U E R & R E C H T | S FDR ART I KE L 7

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