Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Frau präsent war. Im Rahmen eines Mo- dells, das die Fama-French-Faktoren Size und Value berücksichtigt, werden die abnor- malen Erträge der beiden Portfolios sowie die einer dritten Strategie erhoben, die das Portfolio, das am stärksten von den Ände- rungen betroffen war – also nur Männer im Gremium –, ge- und das andere Portfolio verkauft hat. „Für alle drei Portfolios waren die abnormalen Erträge statistisch nicht sig- nifikant. Das bedeutet, dass es selbst für das Long-Short-Portfolio keine langfristig ab- normale Performance gibt.“ Profitabilität Untersucht wurde auch die langfristige operative Profitabilität. Als Näherungsvari- able gilt der ROA, also der Return on As- sets, der sich über das EBIT im Verhältnis zu den gesamten Vermögenswerten errech- net. Die zugrunde liegende Annahme: Hät- ten die Genderregeln negative Auswirkun- gen auf Profitabilität, müsste man ab deren Einführung einen Rückgang beim ROA beobachten können. Über eine Difference-in-Dif- ference-Regression wird die Entwicklung der Profitabilität von börsennotierten Unterneh- men, die von dem Regelwerk betroffen waren, und großen nicht börsenotierten Unterneh- men, die nicht unter das neue Regelwerk fielen, verglichen. Unter Berücksichtigung von di- versen Kontrollvariablen „konn- te kein Effekt gefunden werden, der zu einer unterschiedlichen Entwicklung der Profitabilität führt“, erklärt Eckbo, der zu dem Schluss kommt, dass „der Pool an qualifizierten weibli- chen Direktoriumskandidatin- nen groß genug war, um nega- tive ökonomische Effekte zu vermeiden“. Doch wie sieht es aus, wenn man die Vorgaben weiter zu- spitzt und auf die Auswirkun- gen von LGBTQ-freundlicher Firmenpolitik generell auswei- tet? Auch hier hat sich ein skan- dinavisches Forscherteam her- vorgetan – diesmal aus Finn- land. Veda Fatmy, John Kihn und Sami Vähämaa, allesamt von der Universität Vaasa, sowie Jukka Sih- vonen, der an der Universität Aalto wirkt, haben die Arbeit „Does Lesbian and Gay Friendliness Pay Off? A New Look at LGBT Policies and Firm Performance“ ver- fasst. Das Team hat im Gegensatz zu den nor- wegischen Kollegen die Entwicklung von Unternehmen analysiert, die in den USA notiert sind. Untersucht haben sie nicht Trends, die unter Umständen von regulato- rischen Vorgaben losgetreten wurden, son- dern solche, die sich aufgrund freiwilliger Implementierung von LGBTQ-freundlicher Firmenkultur auf die Performance und Effizienz eines Unternehmens ergeben haben. Bei der Messung der LGBTQ- Freundlichkeit haben sich die Autoren am Corporate Equality Index (CEI), der von der US-amerikanischen Stiftung Human Rights Campaign erstellt wird, orientiert. An den Firmenwert nähert sich das Team über das Tobin’s Q an. Bei der Profitabilität bedienen sie sich des ROA. Soziale Einbettung Tatsächlich ergibt sich eine statisch hoch relevante Korrela- tion zwischen der Höhe des CEI und Firmenwert sowie Profita- bilität (siehe Tabelle „Positive Effekte“). Allerdings können LGBTQ-freundliche Strategien nicht ohne Umfeld gesehen wer- den. Splittet man die Unterneh- menssitze nämlich nach „libe- ral“ und „konservativ“ auf, wo- bei die Wahlresultate der betref- fenden Bundesstaaten für die Zuordnung ausschlaggebend sind, so sind die Effekte in Bun- desstaaten, in denen es eine re- publikanische Mehrheit gibt, deutlich weniger stark ausge- prägt (siehe Tabelle „Eine Fra- ge des Umfelds“) als in Bundes- staaten mit demokratischer Mehrheit. Allfällige Vorteile, die sich aus einer offeneren Firmen- kultur ergeben, schwinden also, wenn die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nicht kor- respondieren – entsprechend verhalten könnten die positiven ökonomischen Effekte von regu- latorischen Vorgaben sein, wenn das soziale Umfeld konservativ ist. HANS WEITMAYR Eine Frage des Umfelds Das Ausmaß der LGBTQ-Effekte hängt von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen ab. Tobin’s Q ROA Liberal Konservativ Liberal Konservativ CEI Score 0,002** 0,001* 0,030* 0,018 (2,14) (1,65) (1,93) (1,64) Size -0,041** -0,031 -1,063*** -0,764** (-2,01) (-1,26) (-2,89) (-2,44) Hebel 0,007 0,006 -0,176 -0,222*** (1,12) (1,44) (-1,03) (-3,05) ROA 0,044*** 0,036*** (9,04) (8,17) Wachstum 0,006** -0,000 0,078*** 0,074*** (2,41) (-0,12) (3,36) (3,65) Risiko -0,077* -0,092*** -3,128*** -2,867*** (-1,85) (-2,62) (-3,84) (-5,09) ESG -0,000 -0,000 0,053*** 0,046** (-0,32) (-0,09) (2,77) (2,06) Größe des Boards -0,009 0,009 0,103 0,383*** (-0,64) (0,77) (0,44) (2,96) Unabhängigkeit -0,000 -0,000 0,034 0,003 des Boards (-0,14) (-0,22) (1,06) (0,14) Industriefixe Effekte Ja Ja Ja Ja Periodenfixe Effekte Ja Ja Ja Ja Anz. der Beobacht. 552 609 597 624 Adjustiertes R 2 0,62 0,45 0,26 0,26 Setzt man den CEI Index in einen gesellschaftlichen Kontext, so verwässern sich die Vorteile, die eine LGBTQ-freundliche Firmenkultur für Firmenwert und Profitabilität bedeutet, wenn diese Firma einem insgesamt konservativen gesellschaftlichen Umfeld ausgesetzt ist. ***/**/*: 99/95/90-prozentige Signifikanz Quelle: Studie » Der Pool an qualifizierten weiblichen Direktoriumskandidatinnen war groß genug, um negative ökonomische Effekte zu vermeiden. « B. Espen Eckbo, Dartmouth College 260 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | D I VERS I TY- REGULATOR I K

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