Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

kert, was die niederländische Rentenreform vorsieht. Teilweise enthalten die Pensions- pläne heute zwar keine harten Garantien, aber dann etwas Ähnliches: Target-Pen- sionspläne. „Im neuen System soll es keine Transfers mehr zwischen den Generationen geben, weil das – zumindest gefühlt – zu Ungerechtigkeiten geführt hat“, erklärt er. Die Rentenreform trifft im Land auf großes Interesse. „Letztes Jahr gab es eine Konsultation, und es kamen dazu 800 Eingaben“, sagt Hoekert. Der Grund für das hohe Aufmerksamkeits- niveau dürfte unter anderem darin lie- gen, dass diesmal auch in bestehende Verträge – sogar in bereits laufende Renten – eingegriffen wird. „Das hat es in dieser massiven Form bisher noch nie gegeben“, verweist Hoekert auf die Besonderheit der Lage. Hohe Beiträge Das neue System ist vermutlich nicht nur gut, sondern erfordert auch einiges an Auf- wand seitens der Beitragszahler. „Der Bei- tragssatz soll im neuen System maximal 30 Prozent des pensionspflichtigen Gehaltsan- teils betragen. Zu etwa einem Drittel wird er vom Arbeitnehmer und zu zwei Dritteln vom Arbeitgeber aufgebracht“, so Hoekert. Das aktuelle System in den Niederlanden erfordert ebenfalls hohe Beitragssätze. Allein die Beiträge für die betriebliche Altersvorsorge sind mit 20 bis 40 Prozent des Bruttogehalts hoch. Hinzu kommen 17,9 Prozent des anre- chenbaren Einkommens für die gesetzliche Rentenversicherung, die „Algemene Ouderdomswet“ (AOW). Diese umlage- finanzierte Rentenversicherung ist obli- gatorisch für alle Angestellten, Selbst- ständigen und Einwohner der Niederlan- de – es handelt sich um eine Art Bürger- versicherung, für die allerdings hohe staatliche Zuschüsse notwendig sind. „Vielleicht übersparen die Niederlän- der ein wenig für ihre Altersvorsorge. Entsprechend haben junge Menschen oft Probleme, ihre Hauskredite oder Studen- tendarlehen zu bedienen“, beobachtet Hoekert. Generationengerechtigkeit Die hohen Beitragssätze führen im- mer wieder zu Diskussionen um die Generationengerechtigkeit des Systems. Auch wenn jetzt die Zinswende stattgefun- den hat, ist das Zinsniveau im langfristigen Vergleich immer noch niedrig. Daher stellt sich die Frage, ob durch hohe und teilweise garantierte Auszahlungen für die jetzige Rentnergeneration das kapitalgedeckte Sys- tem zulasten der jungen Generation ausge- höhlt wird. Die zwei wichtigsten Änderungen der Reform sind daher: • Alle neuen Pensionszusagen müssen auf DC-Basis erfolgen. • Alle Altersgruppen werden denselben Pro- zentsatz in das bAV-System einzahlen. Darüber hinaus soll es Selbstständigen leichter gemacht werden, in das Renten- system hineinzukommen. „Der Personen- kreis wurde erweitert. Im bisherigen System sind Selbstständige nicht beitragspflichtig“, erklärt Hoekert. Entsprechend sind sie oft nicht rentenversichert. Wenn es im neuen System keine Umverteilung zwischen den Generationen mehr gibt, können die nieder- ländischen Pensionsfonds Selbstständige leichter aufnehmen. Kompensation der Benachteiligten Wie bei jeder Systemumstellung gibt es auf individueller Ebene Profiteure und Benachteiligte. Für diejenigen, die durch die Systemumstellung schlechter dastehen würden, gibt es eine Kompensation. „Diese erfolgt zu einem geringen Teil über steuer- liche Effekte und zum größten Teil über die Arbeitgeber“, erklärt Hoekert. Im neuen System wird es weniger Puffer als im bisherigen System geben, weil es zum einen keine feste Rentenhöhe mehr gibt und zum anderen stärker auf das Risi- koprofil des Individuums abgestellt wird. Hoekert erklärt, was das konkret heißt: „Es wird dann zwei Arten von DC-Verträgen geben: einen solidarischen DC-Vertrag, bei dem das Pension Board das Risiko an der Altersstruktur der Mitglieder ausrichtet, und einen individuellen DC-Vertrag, bei dem das Risikoprofil individuell bestimmt wird.“ Spätestens bis zum Ende der Umstel- lungsperiode sollen die niederländischen Pensionsfonds ihr Vermögen jeweils in ein neues System transferiert haben. Die Kon- » Es wäre gut, wenn wir auch in Deutschland Kapitalstöcke auf- beziehungsweise ausbauen würden. « Tilo Kraus, Geschäftsführer bei Vedra Pensions GmbH Vermögen der niederländischen Pensionsfonds Ende der ersten Quartals 2022 belief sich das Vermögen insgesamt auf knapp 1,7 Billionen Euro. Das Pensionsfondsvermögen in den Niederlanden mit seinen knapp 1,7 Billionen Euro beläuft sich mittlerweile auf beachtliche 166 Prozent des BIPs des Landes. Quelle: De Nederlandsche Bank 0 250.000 500.000 750.000 1.000.000 1.250.000 1.500.000 1.750.000 2.000.000 Gesamtes Anlagevermögen der Pensionsfonds Festverzinsliche Wertpapiere Aktien Hedgefonds Immobilien Rohstoffe Andere Anlagen Währungs-Overlay Alternative Anlagen 2022 2020 2018 2016 2014 2012 2010 2008 Mio. Euro 252 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com S T E U E R & R E C H T | N I EDERLÄND I SCHE S RENT ENSYS T EM FOTO: © VEDRA PENSIONS GMBH

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