Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

chen Zeit an den Aktienmärkten oder den Devisenmärkten bewegt wird. Das rela- tiviert aus meiner Sicht eine vermeintlich mit dem Thema Dry Powder verbundene Gefahr erheblich. Aus Gesprächen mit anderen Investoren weiß ich, dass sie zwar die Sinnhaftigkeit von alternativen Investments anerkennen, aber vor der Komplexität von Private Equity zurückschrecken. Mancher Marktteilnehmer argumentiert, mit einem entsprechenden Leverage von ETFs seien ähnlich hohe Renditen bei geringerem Risiko möglich. Was antworten Sie ihm? Jan Philipp Schmitz: Ganz unabhängig von den bei einer solchen Strategie eingesetzten Marktsegmenten oder Regionen: Meiner Ansicht nach ist es unbestritten, dass die Volatilität an öffentlichen Märkten signi- fikant höher ist als an den Privatmärkten. Sogar bei Blue-Chip-Aktien – das hat das Jahr 2008 gezeigt – können die Kurse innerhalb kurzer Zeit auch einmal um 50 Prozent nach unten gehen. Wer sein Depot gerade dann auch noch gehebelt hat, muss schon enormes Glück haben, damit seine Strategie am Ende noch aufgeht. Ich respek- tiere es, wenn jemand mit einer solchen Strategie Erfolg hat. Man sollte aber nicht vergessen, dass Private Equity im Gegen- satz zu Exchange Traded Funds im direkten und regelmäßigen Austausch mit dem Unternehmen steht und Kapital für Investitionen oder zur Stabilisierung bietet. Am Ende haben beide Märkte ihre legitime Daseinsberechtigung und ihre jeweiligen Vor- oder Nachteile. Aber es wird Sie sicher nicht überraschen, dass der Investor aus meiner Sicht in einem breit gestreuten Private-Equity-Portfolio mit einer deutlich geringeren Volatilität besser aufgehoben wäre. Co-Investment-Fonds beispielsweise bieten so etwas in einer ganz „kompakten“ Form: fünfzig bis sechzig Unternehmen in einem Fonds, regional und nach Sektoren diversifiziert. Zudem nutzen wir Leverage zwar im Portfolio, aber nicht auf der Ebene des Fondskapitals. Patrick Kocsi: Ich nehme an, dass für den ETF-Investor zum einen das Kostenargu- ment eine Rolle spielt, zum anderen die schnellere Liquidierbarkeit einer solchen ETF-Strategie. Frei nach dem Motto: Ich kann jederzeit schnell einsteigen, aber auch schnell wieder aussteigen, wenn ich einen Fehler gemacht habe. Das kann ich bei Private Equity nicht. Auch das sind legitime Standpunkte, aber was aus meiner Sicht für Private Equity spricht, das ist der bereits angesprochene Zugang zum Management der Zielfonds. Den habe ich bei einem Investment via ETF in BASF oder Apple, um beliebige Beispiele zu nennen, nicht. Bei unseren Private-Equity-Fonds können wir Ihnen jede gewünschte Information zu jedem investierten Unternehmen zur Ver- fügung stellen – ob es das Management- team oder bestimmte betriebswirtschaftliche Kennzahlen betrifft –, weil wir bei den Unternehmen einen entsprechenden Zugang haben. Den haben Investoren in öffentlich gehandelten Aktien selbst bei großen Unter- nehmen nicht in dieser Tiefe. Dieser Zu- gang zu Informationen hat einen hohen Wert. Und dieser Wert wird in der Rendite reflektiert, wenn wir gute Arbeit leisten. Das wissen nicht nur die großen Pensionsfonds in den USA, die zum Teil gerade in der jün- geren Zeit ihre Allokationsquote in Private Equity noch einmal deutlich erhöht haben. Das wissen auch unsere institutionellen Kunden weltweit. Wir danken für das Gespräch. HANS HEUSER » Wenn die Kosten für den Leverage eines Buy-outs inzwischen ein Niveau von sechs oder sieben Prozent erreichen, sind das natürlich Mehrkosten, die wir einkalkulieren müssen. « Jan Philipp Schmitz, Vorstandsmitglied von Ardian 242 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | JAN PH I L I PP SCHMI TZ & PATR I CK KOCS I | ARD I AN FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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