Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Das ist eine Summe, die man sich im Grunde gar nicht vorzustellen vermag und die deshalb wie eine Art Bedrohung wirken kann. Aber jede Krise verläuft anders und bringt andere Probleme mit sich. Im Zuge der Finanzkrise ist es zu etwas gekommen, was man gemeinhin als Balance Sheet Recession bezeichnet – ein Begriff aus der Volkswirtschaftslehre, mit dem man einen Zustand beschreibt, in dem nicht nur die Privathaushalte, sondern auch der Unter- nehmenssektor sehr stark zum Sparen neigt, um Schulden abzubauen, anstatt zu inves- tieren. Das ist vor allem während bezie- hungsweise im Nachgang einer Finanzkrise zu beobachten. Verstehe ich Sie richtig, dass Sie die aktu- elle Situation nicht als kritisch betrachten? Wenn ich anderen Marktteilnehmern glau- ben darf, dann ist eine Rezession so gut wie nicht mehr auszuschließen. Patrick Kocsi: Ich will auf keinen Fall be- haupten, die aktuelle Situation sei nicht ernst, im Gegenteil. Insbesondere aufgrund der Entwicklung der Energiekosten, speziell in Europa, muss man sich durchaus ernst- hafte Sorgen machen, das steht außer Frage. Worauf ich hinauswill, ist etwas anderes, nämlich, dass Private Equity auch in einer solchen Phase einen bestimmten Vorteil hat, nämlich dass wir die Rendite von Invest- mententscheidungen, die wir heute treffen, erst in drei oder vier Jahren sehen werden. Warum ist das ein Vorteil? Patrick Kocsi: Lassen Sie es mich anders aus- drücken. Für das, was wir heute in Form einer Rendite erwirtschaften, haben wir die Investmententscheidung vor drei oder vier Jahren getroffen. Wie Jan Philipp Schmitz eben schon erwähnt hat, stellen Anleger uns als langfristigem Investor Kapital für einen Zeitraum von meist zehn Jahren zur Ver- fügung, und wir haben fünf Jahre Zeit, die- ses Kapital zu investieren. Dadurch bleiben wir flexibel in Bezug auf unsere Invest- mententscheidungen. Wir suchen uns nur die besten Unternehmen oder Partner aus. Ob wir in einem gewissen Jahr weniger oder mehr investieren, können wir selbst entscheiden, wir stehen nicht unter Anlage- druck. Deshalb gehe ich davon aus, dass die dreieinhalb Billionen an Dry Powder nicht in den kommenden zwölf Monaten, sondern über die nächsten Jahre hinweg investiert werden. Wenn Sie dreieinhalb durch fünf dividieren, erscheint diese Anlagesumme fast schon verschwindend gering im Ver- gleich mit dem Volumen, das in der glei- Seit 30 Jahren im Private-Equity-Geschäft Patrick Kocsi kam vor fast drei Jahren zu Ardian und leitet in der New Yorker Nieder- lassung des Unternehmens das US-Co- Investment-Geschäft. Der gebürtige Öster- reicher kennt die Private-Equity-Branche wie kaum ein anderer. Nach dem Wirt- schaftsstudium an der Boston University in Massachusetts und der Fletcher School an der Tufts University im gleichen US-Bun- desstaat begann Kocsi seine Karriere im privaten Beteili- gungsgeschäft bereits 1991 bei General Electric. Nur fünf Jahre später stieg er zum Partner von GE Capital auf. Ab Ende 1997 hat Kocsi als Senior Managing Director und Head of GE Capital Equity unter anderem die Minderheitsbeteiligungen der Amerikaner im Private-Equity-Sektor geleitet. Nach sechs Jah- ren in dem von ihm gegründeten Unternehmen Founder Emeritus kam Kocsi Ende 2019 als Head of US Co-Investments zu Ardian. Der Bereich ist zwar mit einem bisher akquirierten Volumen von gut fünf Milliarden US-Dollar angesichts des von Ardian ver- walteten Gesamtvolumens von 141 Milliarden US-Dollar noch relativ klein, profitiert aber offenbar in besonderem Maße vom Dachfondsgeschäft, dem mit knapp 70 Milliarden US-Dollar bei Weitem größten Geschäftsfeld von Ardian. » Für das, was wir heute in Form einer Rendite erwirtschaften, haben wir die Investmententschei- dung vor drei oder vier Jahren getroffen. « Patrick Kocsi , Head of US Co-Investment bei Ardian N o. 3/2022 | www.institutional-money.com 241 P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | JAN PH I L I PP SCHMI TZ & PATR I CK KOCS I | ARD I AN

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=