Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Ingo Speich: Zum Beispiel an der Verände- rung von Risikoprämien. Wenn ein Unter- nehmen sich auf der CO 2 -Treppe nach unten bewegt, führt das in der Regel dazu, dass die Risikoprämie der betreffenden Aktie sinkt und damit im Endeffekt der Aktien- kurs steigt. Im langfristigen Trend lässt sich eine entsprechende Korrelation zwischen der Entwicklung der CO 2 -Intensität eines Unternehmens auf der einen Seite und dem Verlauf des Aktienkurses auf der anderen erkennen. Daher besteht für uns in der Transformation die eigentlich sinnvolle Kopplung oder, besser gesagt, Verknüpfung von Nachhaltigkeit und Kapitalmarkt. Nennen Sie uns ein Beispiel? Ingo Speich: Wir sind als Asset Manager nach wie vor in ein Unternehmen wie RWE investiert, allerdings nicht in unseren nach- haltigen Kernprodukten. Ein Unternehmen wie RWE ist natürlich noch weit davon ent- fernt, im Sinne harter Ausschlusskriterien als vollumfänglich nachhaltig zu gelten. Es ist aber ein gutes Beispiel dafür, welch positiven Effekt es auf den Aktienkurs haben kann, wenn ein Unternehmen sich auf dem Weg der Transformation befindet. Andererseits ist es doch schon so, dass sich Unternehmen, die sich in Bezug auf strenge Nachhaltigkeitskriterien im obersten Quintil bewegen, trotz Ukrainekrieg und anderer Unwägbarkeiten immer noch besser ent- wickelt haben als solche im unteren Quintil. Ingo Speich: Das ist richtig, stellt aber ledig- lich auf eine mehr oder weniger rein statis- tische Betrachtung ab. Ein hohes Nachhal- tigkeitsrating ist in gewisser Weise der Lohn dafür, dass ein Unternehmen bestimmte Risiken besser oder vorausschauender gemanagt hat und eventuell über mehr Redundanzen in seinen Lieferketten verfügt, was dann auch in Krisensituationen dem Aktienkurs ein Stück weit einen Puffer ver- leiht. Eine gute Nachhaltigkeitsnote sagt aber wenig bis nichts darüber aus, ob ein Unternehmen sich auf dem Weg zur Trans- formation befindet und damit dynamisch zu einem besseren Management seiner Risiken beiträgt. Sie haben eingangs das Stichwort Atomkraft erwähnt, die inzwischen laut EU-Taxonomie als nachhaltig gilt. Ist man bei der Deka nie auf die Idee gekommen, die Kernkraft unter dem Stichwort Energiekrise von der eigenen Ausschlussliste zu streichen? Ingo Speich: Einmal ganz abgesehen davon, dass die Taxonomie für uns keinen zwin- gend bindenden Charakter hat: Als die Ent- » Eine gute Nachhaltig- keitsnote sagt wenig bis nichts darüber aus, ob ein Unternehmen sich auf dem Weg zur Transformation befindet. « Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit bei Deka Investment ESG-Experte mit klaren Grundsätzen Ingo Speich , Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, hat nach seiner Ausbildung zum Bankkaufmann in der Dresdner Bank Betriebswirtschaftslehre an der Universität Trier und an der Boston University studiert. Im Jahr 2004 heuerte er bei Union Investment an und übernahm das Management der nachhaltigen Aktienfonds. Im Jahr 2015 wurde er zum Head of Sustainability & Engagement befördert. Im April 2019 wechselte er schließlich zu Deka Investment. Im gleichen Jahr wurde er für zwei Jahre in den Sustainable-Finance-Beirat der Bundesregierung berufen. Gleichzeitig war er Mitglied der Arbeitsgruppe Consumer Protection and Financial Intermediaries bei der European Securities and Markets Authority (ESMA). Bis heute gehört er außerdem der Arbeitsgruppe Corporate Governance Reporting der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft an. Speich ist zudem Mit- glied der Deutschen Vereinigung für Finanz- analyse und Asset Management (DVFA), seit Mai dieses Jahres gehört er deren Vorstand an. Bei der Deka leitet Speich ein Team von 15 Kolleginnen und Kollegen. Die Deka-Gruppe verwaltet ein Gesamt- vermögen von 366,8 Milliarden Euro. Knapp 18 Milliarden Euro sind nach Artikel 8 der Offenlegungsverordnung eingruppiert, gut 618,9 Millionen Euro entfallen auf Artikel-9-Fonds. 230 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | I NGO SP E I CH | DEKA I NVE S TMENT S FOTO: © CHRISTOPH HEMMERICH

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