Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

Emissionszertifikate sehr hoch ist. „Daher haben die meisten US-basierten Forststra- tegien auch Waldstücke in Kalifornien. Wenn Sie in Kalifornien ein Waldstück ha- ben, können Sie Ihr CO 2 -Einsparungspoten- zial auch aus anderen Wäldern, die in den USA gelegen sind, in das kalifornische System eingeben“, erklärt Bockholt. Han- delbar seien diese Zertifikate aber nur in Kalifornien. „Auch in Großbritannien gibt es gute Ansätze für ein funktionierendes System, aber in vielen anderen Märkten ist man noch nicht so weit“, meint Bockholt. Wald am gängigsten Natürlich lässt sich CO 2 -Speicherung auch technisch darstellen. „Sie können CO 2 beispielsweise im Boden verpres- sen oder anderweitig binden. Aber Wald ist derzeit die gängigste und effektivste Art der CO 2 -Speicherung. In der Praxis bin ich noch keinem Infrastrukturfonds begegnet, der sich rein auf CO 2 -Speichertechniken spezialisiert, sondern CO 2 -Zertifikate finden sich derzeit überwiegend in US-Wald- fonds“, beobachtet Bockholt den Markt. Viele Wald-Asset-Manager zögern aller- dings noch. „Beim CO 2 -Zertifikatehandel handelt es sich noch um einen Pioniermarkt. Wir sind ein langfristig ausgerichtetes Haus und müssen nicht überall als Erste mit dabei sein“, sagt Felix Jenninger, der bei Salm- Salm & Partner als Investment Manager für Timber and Agriculture arbeitet. „Für uns als Forstmanager ist es derzeit in vielen Märkten aus wirtschaftlicher Sicht attrakti- ver, auf die Produktion von Holz und nicht von CO 2 -Zertifikaten zu setzen.“ Eine Aus- nahme stellt Neuseeland dar. Dort investiert das Haus in sogenannte Greenfield Invest- ments, also Erstaufforstungen, die den Ver- kauf von CO 2 -Zertifkaten erlauben. „Der CO 2 -Markt in Neuseeland ist etabliert und gereift“, so Jenninger. In den USA, Mittel- und Nordeuropa, wo Salm-Salm ebenfalls aktiv ist, konzentriere man sich derzeit auf das bewährte Geschäftsmodell, Wälder zu bewirtschaften und dabei Holz zu produ- zieren. Jenninger will allerdings nicht aus- schließen, dass er sich im Bestandsportfolio zu einem späteren Zeitpunkt auch der Produktion von CO 2 -Zertifikaten widmen wird, zumindest mit Teilen der von Salm- Salm & Partner bewirtschafteten Waldflä- chen. „Später, wenn sich der Markt gefestigt hat, und das Risiko-Rendite-Profil passt, können wir da vielleicht auch in den USA mitmachen.“ Sofern ein Kunde an Salm- Salm mit dem spezifischen Wunsch heran- tritt, in den USA in Wald zu investieren, um dort CO 2 -Zertifkate zu generieren, dann ermöglicht das der Asset Manager jedoch schon heute. Wendelin von Gravenreuth von der MEAG meint: „Der Markt ist noch relativ jung. Außerdem können Sie für Waldbesitz nur in bestimmten Regionen CO 2 -Zertifi- kate generieren, beispielsweise in den USA oder in Neuseeland. In Europa ist es so, dass sich die Regierungen die Potenziale der vorhandenen Wälder in Europa anrech- nen. Daher können Sie sich als Waldbesitzer hierzulande aktuell keine CO 2 -Zertifikate anrechnen lassen.“ In den USA sei das Potenzial aus dem Waldbereich hingegen nicht vom Staat genutzt worden. „Dort können Sie also für Ihren Waldbesitz zum Beispiel freiwillige Zertifikate generieren“, zeigt von Gravenreuth die Unterschiede auf. „Diese freiwilligen Zertifikate können Sie im Prinzip global verkaufen und nutzen. Jedoch unterscheidet sich die Qualität der unterschiedlichen CO 2 -Zertifikate von Land zu Land und von Projekt zu Projekt sehr“, bedauert er. Große Unterschiede Auch Jenninger gibt zu bedenken, dass dem Markt noch die Internationalität fehlt. Global vernetzt wie etwa der Aktienhandel sei der CO 2 -Zertifikatehandel nicht, da die freiwilligen Zertifikate zwar jeweils klar geregelt sind, aber letztlich unterschiedli- chen Ausgabemechanismen unterliegen. Jenninger gibt Beispiele: „Aufgrund der kli- matischen Bedingungen wächst Wald im Nordosten der USA im Schnitt jährlich um zwei bis drei Prozent. Bei nachhaltiger Bewirtschaftung können Sie also jährlich zwei bis drei Prozent einschlagen. Um Additionalität zu erfüllen, müssten Sie den Einschlag reduzieren, zum Beispiel um 50 oder 75 Prozent. Das Delta zum biologi- schen Wachstum können Sie sich in den USA dann in Form von CO 2 -Zertifikaten anrechnen lassen.“ Anders sieht es in Neuseeland aus. „Dort geht man vom Carbon Averaging aus“, er- klärt Jenninger, „das heißt, Sie können bei Erstaufforstungen so viele CO 2 -Zertifikate verkaufen, wie dort über die Umtriebszeit im Mittel CO 2 -Volumen im Bestand steht. Der Gedanke dahinter: Ein kleiner Baum speichert wenig CO 2 , ein großer hingegen viel. Eigentlich verläuft die Kurve säge- Börsengehandelte Bankzertifikate Der direkte Erwerb von CO 2 -Verschmutzungsrechten ist registrierten Teilnehmern der jeweiligen Börsen vorbehalten. Name des Wertpapiers ISIN Emittent Basiswert Laufzeit bis … Tracker-Zertifikat auf CO 2 -Emissionsrechte ICE CH1111685694 Leonteq Future Kohlendioxid LTQ 31. Dez. 2022 Tracker-Zertifikat auf noch keine noch keine CO 2 -Emissionsrechte ICE Angaben Leonteq Angaben 31. Dez. 2023 Open-End-Rohstoffzertifikat ECX EUA Future (ECF) – auf ECX EURA Future (ECF) DE000CU3RPS9 Société Générale DEX/202212 Open End Indexzertifikat auf ECX EUA Future (ECF)-DEX/202212 DE000VX10C02 Vontobel ICE ECX EUA Future Open End Viele Investoren nutzen daher den einfacheren Weg über von Banken emittierte Zertifikate. Quelle: Website des jeweiligen Produktanbieters » Ich glaube, dass an diesem Markt in zehn Jahren jeder institutionelle und private Investor mitmischen kann. « Stefan Powels, Kapitalmarktexperte und Mitinitiator eines Karbonzertifikats 220 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | CO 2 - HANDE L FOTO: © STEFAN POWELS | PRIVAT

RkJQdWJsaXNoZXIy ODI5NTI=