Institutional Money, Ausgabe 3 | 2022

hen kann, gibt es verschiedene Handels- perioden, und nach Ablauf der Handelspe- riode werden keine neuen Zertifikate mehr zugeteilt. Die erste Handelsperiode lief von 2005 bis 2007, und die jetzige vierte Han- delsperiode begann 2021 und läuft bis 2030. Ihre Gültigkeit verlieren die EUA im Regel- fall nur dann, wenn sie zur Kompensation von CO 2 -Emissionen abgegeben wer- den. Der Handel der offiziellen Emissions- berechtigungen findet über spezielle Börsen statt. Hierzulande sind das die European Energy Exchange (EEX) in Leipzig und die Inter Continental Ex- change (ICE) in Amsterdam. „In Groß- britannien und in China gibt es auch ein Handelssystem mit Emissionsrechten. In China liegt der Preis aber derzeit nur bei rund zehn Euro“, erklärt von Scheele. „Die USA ist in Bezug auf Umweltgesetz- gebung sehr zersplittert; hier ist Kalifornien Vorreiter, was Glaubwürdigkeit und Wirk- samkeit des CO 2 -Emissionszertifikatehan- dels betrifft.“ Neben China etabliere sich auch in anderen asiatischen Ländern lang- sam ein Markt, beispielsweise in Korea, be- obachtet von Scheele. Handeln kann an den Börsen nicht jeder, sondern nur registrierte Handelsteilnehmer. An der EEX in Leipzig sind aktuell 428 Teilnehmer registriert, darunter große Ener- gieversorger wie E.ON, RWE, Uniper oder Vattenfall und auch Industriebetriebe wie ThyssenKrupp oder die Fluggesellschaft Lufthansa. „Es ist schade, dass es bisher nur so wenige Spieler auf die- sem Markt gibt. Das macht den Markt eng“, meint Powels. Langsame Preis- entwicklung Als Routine gilt der Handel bis- lang erst in der Großindustrie wie Energiewirtschaft, Stahlproduzenten, Zementfabriken, die bereits seit 2005 Verschmutzungsrechte vorwei- sen mussten. Die anderen Unterneh- men taten sich zunächst schwer, wenn sie am Handel teilnehmen wollten, unter anderem, weil sie nicht schnell genug die dafür not- wendige Expertise aufgebaut hatten. Entsprechend dümpelte der Markt dahin mit Preisen, die bis Ende 2017 oft unter zehn Euro lagen. „Mit Prei- sen von zehn Euro bewirken Sie in der Industrie nichts, es sei denn, die Technolo- gien zur Reduktion von CO 2 -Emissionen werden um ein Vielfaches günstiger, aber das ist eher unwahrscheinlich“, meint von Scheele. Einen echten Impact auf die Indus- trie sieht er erst bei Preisen um 150 bis 200 Euro pro Tonne CO 2 . Die Preise für regulierte CO 2 -Zertifikate kann jeder einsehen. „Langfristig ist davon auszugehen, dass Emissionsrechte im Preis steigen, aber es ist auch viel Volatilität im Markt. Beispielsweise fiel der Preis für regulierte EU-Emissionsrechte mit Beginn des Ukrainekriegs rasant. Damals verkauf- ten Marktteilnehmer im großen Stil Emis- sionsrechte aufgrund von Unsicherheiten hinsichtlich der Entwicklung von Energie- preisen“, sagt Wendelin von Gravenreuth, Senior Manager Global Forest Investment bei MEAG, dem Asset Manager der Mu- nich-Re-Gruppe. Wo der Preis langfristig hingeht, ist klar: nach oben. „Hätten Sie mich letztes Jahr im Dezember gefragt, wo der Preis für eine Tonne CO 2 Ende 2022 hingehen würde, hätte ich gesagt, auf etwa 125 Euro. Aber dann kam der Ukrainekrieg, der zu einer enormen Verteuerung der Gaspreise geführt hat. Die teuren Gaspreise haben Anfang März den Preis für CO 2 -Emissionszertifika- te von etwa 100 bis auf 60 gedrückt, aktuell sind wir wieder bei rund 80 bis 90. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass der Preis für eine Tonne CO 2 -Emission in fünf Jahren auf 200 Euro steigen wird“, so von Scheele. „Allerdings ist für die Industrie derzeit der Effekt der hohen Gas- und Energiepreise deutlich größer als der Preis der Emissions- zertifikate. Einige Fabriken mussten des- wegen bereits ihre Produktion einstellen.“ Die steigenden Preise und die zunehmen- de Reifung des Marktes haben dafür ge- sorgt, dass sich die EUA zu einem begehr- ten Asset entwickelten. Wichtig war auch, dass einige Großbanken in das Geschäft einstiegen. Das war auf der einen Seite gut, weil es für mehr Marktliquidität sorgte. Auf der anderen Seite wurde der Einstieg der Banken teilweise durch negative Schlagzeilen überschattet. Anfangs war auch die Deutsche Bank mit dabei,sie verabschiedete sich aber 2010 aus dem Handel mit Emis- sionsberechtigungen, nachdem ein illegales Umsatzsteuerkarussell in Verbindung mit CO 2 -Zertifikaten aufgedeckt wurde, an dem das Geld- haus beziehungsweise seine Mitar- beiter teilgenommen hatten. „In Großbritannien, dessen Markt viel kleiner ist als der EU-Markt, gibt es Beschwerden, dass der Emissions- markt gelegentlich durch Spekulatio- nen mit Day-Trading-Positionen manipuliert wird“, bemerkt von Scheele, „das habe ich vom EU- Markt noch nicht gehört.“ Inzwischen engagiert sich auf dem europäischen Kontinent nur noch ein Verschmutzungsrechte werden teurer Preisentwicklung von EU-Allowances. Dies ist die Berechtigung, eine Tonne CO 2 in die Atmosphäre zu blasen. Langfristig steigt der Preis! Die Politik legt fest, wie viele Tonnen CO 2 von einer bestimmten Branche insgesamt ausgestoßen werden dürfen. Für jede darüber hinaus ausgestoßene Tonne CO 2 müssen die Unternehmen eine Emissionsberechtigung kaufen. Daher lohnt es sich für sie finanziell, in Technologien oder Maßnahmen zu investieren, mit denen der CO 2 -Ausstoß verringert werden kann. Quelle: www.wallstreet-online.de (Abruf 27.7.2022) » Beim CO 2 -Zertifikatehandel handelt es sich noch um einen Pioniermarkt. « Felix Jenninger, Portfoliomanager für Timber and Agriculture bei Salm-Salm & Partner 10 20 30 40 50 60 70 80 90 100 Preisentwicklung in Euro/Tonne 2021 2020 2019 2022 Euro/Tonne 216 N o. 3/2022 | www.institutional-money.com P R O D U K T E & S T R AT E G I E N | CO 2 - HANDE L FOTO: © BÜRO MEDIENAGENTEN

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